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Produktdetails
  • Verlag: Palmyra
  • 1., Aufl.
  • Deutsch
  • Abmessung: 21cm x 13.5cm
  • Gewicht: 438g
  • ISBN-13: 9783930378302
  • ISBN-10: 3930378302
  • Artikelnr.: 08591762
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2000

Arme Männer, reiche Herren

Ganz zufällig kam Ry Cooder zur kubanischen Musik. Ursprünglich wollte der amerikanische Gitarrist 1996 auf Kuba eine Platte mit afrikanischen Musikern einspielen. Nur weil diese kein Visum bekamen und das Studio bereits gebucht war, wurden einheimische Instrumentalisten engagiert - von Cooders Produzenten Nick Gold, er ist also eigentlicher Initiator des Kuba-Booms. Der Rest ist Legende: Aus armen alten Männern wurden plötzlich reiche ältere Herren, die ihr Glück kaum fassen konnten. Die Musikindustrie übernahm ihren Ruhm. Längst ist "kubanisch" zur Marke gepreßt. Der eigentliche kubanische Eigenklang freilich, der vier Jahrzehnte unter der Glasglocke des Sozialismus überdauert hatte, ohne vom Zeitgeist verwässert zu werden, geriet dabei allzu schnell in Vergessenheit.

Überhört wird heute oft auch, daß ein Gutteil dessen, was der "Buena Vista Social Club" serviert, ganz und gar nicht ursprünglich kubanisch ist. Schon früh hatte Nordamerika die Rhythmen und Melodien von der Zuckerrohrinsel für sich vereinnahmt. Besonders erfolgreich waren dabei der New Yorker Tito Puente und Xavier Cugat, der zwar wie ein Kubaner aussah, aber aus Gerona im spanischen Katalonien kam. Was Ibrahim Ferrer, Caridad Hierrezuelo und Omara Portuondo, die neuen alten Stars, mit ihrem unvergleichlichen "filin" - kubanisch für Gefühl - präsentieren, stammt oft aus derselben Epoche wie die rostigen Straßenkreuzer in den Straßen Havannas: der amerikanischen Unterhaltungsmusik der fünfziger Jahre - Bigbandsounds, verschmolzen mit lateinamerikanischen Rhythmen und Melodien. Daß Fidel Castro zum Konservator nordamerikanischer Musikkultur wurde, indem er Ibrahim Ferrer und Compay Segundo nicht etwa förderte, sie vielmehr ihren Lebensunterhalt als Schuhputzer und Arbeiter in einer Zigarrenfabrik verdienen mußten, wirkt im Rückblick nicht minder ironisch als die amerikanische Embargo-Politik, die auch erfolgreich die Einflüsse westlicher Musikindustrien von der Insel fernhielten.

Ein Buch erzählt jetzt auch die vergessenen Kapitel der kubanischen Musikgeschichte: "Buena Vista - Die Musik Kubas" von Maya Roy, erschienen im Palmyra-Verlag. Die französische Autorin schildert die Entwicklungem der unterschiedlichen Musikrichtungen Kubas und erläutert, wie sie einst auf die Insel kamen: afrikanische Rhythmen, französische Lieder und Tänze, spanischer Flamenco, amerikanischer Jazz. Die dem Buch beigefügte CD mit zwanzig Musikbeispielen ergänzt die Historie. Und auch die Gegenwart kommt nicht zu kurz. Im Nachwort nimmt Frank Eser kritisch zum Kuba-Boom Stellung.

FRITZ WERNER HAVER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Seit die "Superapuelos", die "Superopas" der kubanischen Musik, wie sie dort heißen, aus der Versenkung aufgetaucht sind, gibt es kein Halten mehr: An diesen Trend docken auch zwei Bücher an. Knut Henkel geht vor allem auf das erste ein:
1) Maya Roy: "