In vielfältiger Weise wurde im 19. Jahrhundert der Rahmen für das Wirken der Zivilgesellschaft abgesteckt bzw. wurden hierfür die Grundlagen gelegt. Dies geschah durch deren Repräsentanten selbst, sei es in entsprechenden Positionen des Staates, sei es späterhin durch gewählte Vertreter in den Parlamenten. Am Anfang des Jahrhunderts dominierte der Gedanke des Naturrechts, im Mittelpunkt der Rechtsordnung stehe als vernunftbegabtes Wesen das einzelne Individuum. Dies fand seinen Niederschlag in den naturrechtlichen Kodifikationen: vor allem im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) sowie im…mehr
In vielfältiger Weise wurde im 19. Jahrhundert der Rahmen für das Wirken der Zivilgesellschaft abgesteckt bzw. wurden hierfür die Grundlagen gelegt. Dies geschah durch deren Repräsentanten selbst, sei es in entsprechenden Positionen des Staates, sei es späterhin durch gewählte Vertreter in den Parlamenten. Am Anfang des Jahrhunderts dominierte der Gedanke des Naturrechts, im Mittelpunkt der Rechtsordnung stehe als vernunftbegabtes Wesen das einzelne Individuum. Dies fand seinen Niederschlag in den naturrechtlichen Kodifikationen: vor allem im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) sowie im Strafgesetzbuch. Mangels einer Verfassung im modernen Sinn dienten diese Kodifikationen auch als Verfassungsersatz. Gesetze waren daher so abzufassen, dass sie zumindest der "gebildete Bürger" verstehen konnte: Die Gesetzbücher dienten als rechtliches Spezial-Lexikon. In der mehrsprachigen Habsburgermonarchie führte dies zu Übersetzungen. Die rasante Entwicklung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert schlug sich in weiteren gesetzlichen Maßnahmen nieder bzw. ebenso in unerfüllten Forderungen, wie vor allem im Familienrecht, aber auch im Strafrecht. Die vielfältige Auslotung des Themas verdankt sich sowohl dem Inhalt der einzelnen Beiträge wie auch der Herkunft ihrer Autoren aus nahezu allen Ländern der Habsburgermonarchie und Deutschlands.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte (ERV) 59
Wilhelm Brauneder Einleitung: Das ABGB als Leitfaden für den »Gebildeten Bürger« Europas
I. ABGB und Zivilgesellschaft: Privatrechtskodifikation statt Verfassung
Wilhelm Brauneder Schutz der Zivilgesellschaft: Zivilrechtskodifikation als »Verfassung«
Horst Dippel Rechtskodifikation als Verfassungsersatz: Das Beispiel Rhode Island
Elisabeth Berger Gesetzgebungsgrundsätze in der Praxis bei Franz von Zeiller und Joseph Schuppler
Lothar Höbelt Das Janusgesicht des liberalen Rechtsstaates. Die Debatte über den »Legalisierungszwang« 1870/71
Stefan Malfèr Vertragsfreiheit oder Wucherschutz? Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch und die Zinsfreiheit in Österreich und in Ungarn - eine Diskussion aus der Zeit des Neoabsolutismus
II. Sprache und Kodifikation
Milan Hlavacka Die erste Übersetzung des ABGB ins Tschechische oder über das Zusammentreffen von zwei Kodifikationen
Magdaléna Pokorná Entwicklung der juridisch-politischen Terminologie für die slawischen Sprachen Österreichs in der Mitte des 19. Jahrhunderts
III. Ehe, Familie und Kinderschutz
Zuzana Pavelková Cevelová Die Ehe aus der Sicht des Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuchs und des Kirchenrechts
Christian Neschwara Wege zur Umgehung der Unauflösbarkeit des Ehebandes von Katholiken
Karel Schelle Stellung des Familienvaters in der Geschichte des Familienrechts
Martina Halírová Kinderschutz in der Gesetzgebung am Anfang des 19. Jahrhunderts
Pavla Slavícková Geschichte des Waisenvormundinstituts in den Böhmischen Ländern vor 1811
Anna L. Staudacher Austritt oder Konversion? Die Notzivilehe in Prag und Wien 1870-1908
IV. Bürger werden
Zdenka Stoklásková Bürger werden in Österreich 1780-1811
Jirí Sousa und Jirí Staif Erziehung der Landbevölkerung zum modernen Rechtsbewusstsein in Böhmen in der Vormärzzeit
Damian Szymczak Österreichisches rechtspolitisches System und die Bildung der Zivilgesellschaft in Galizien in der Autonomieära 1871-1914
Peter Urbanitsch Das elitäre Honoratiorengremium und die Vertiefung der civil society: Das österreichische Herrenhaus und die Revision des ABGB vor dem Ersten Weltkrieg
Lukás Fasora Der Begriff Klassenjustiz in Theorie und Praxis der Sozialdemokratie
V. Verwandlung der Auffassung des Strafrechts
Gerhard Ammerer Diskurse um die Todesstrafe. Vom Theresianischen über das Josephinische zum Franziszäischen Strafgesetzbuch (1768/69-1787-1803)
Petr Kreuz Die Abschaffung der Tortur und ihr Einfluss auf die Entwicklung des Strafprozessrechts in den böhmischen Ländern und in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 18. und im 19. Jahrhundert
Daniela Tinková »Das Recht, die Beleidigung Gottes zu rächen«. Verwandelte Auffassung der »Religionsverbrechen« an der Wende des 18. Jahrhunderts
Milena Lenderová Prostitution und Gesetz: vom Strafgesetzbuch zum Gesetz über Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
István Szabó Die Strafhandlungen gegen den Staat in dem ungarischen Strafgesetzbuch von 1878
Wilhelm Brauneder Einleitung: Das ABGB als Leitfaden für den »Gebildeten Bürger« Europas
I. ABGB und Zivilgesellschaft: Privatrechtskodifikation statt Verfassung
Wilhelm Brauneder Schutz der Zivilgesellschaft: Zivilrechtskodifikation als »Verfassung«
Horst Dippel Rechtskodifikation als Verfassungsersatz: Das Beispiel Rhode Island
Elisabeth Berger Gesetzgebungsgrundsätze in der Praxis bei Franz von Zeiller und Joseph Schuppler
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Stefan Malfèr Vertragsfreiheit oder Wucherschutz? Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch und die Zinsfreiheit in Österreich und in Ungarn - eine Diskussion aus der Zeit des Neoabsolutismus
II. Sprache und Kodifikation
Milan Hlavacka Die erste Übersetzung des ABGB ins Tschechische oder über das Zusammentreffen von zwei Kodifikationen
Magdaléna Pokorná Entwicklung der juridisch-politischen Terminologie für die slawischen Sprachen Österreichs in der Mitte des 19. Jahrhunderts
III. Ehe, Familie und Kinderschutz
Zuzana Pavelková Cevelová Die Ehe aus der Sicht des Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuchs und des Kirchenrechts
Christian Neschwara Wege zur Umgehung der Unauflösbarkeit des Ehebandes von Katholiken
Karel Schelle Stellung des Familienvaters in der Geschichte des Familienrechts
Martina Halírová Kinderschutz in der Gesetzgebung am Anfang des 19. Jahrhunderts
Pavla Slavícková Geschichte des Waisenvormundinstituts in den Böhmischen Ländern vor 1811
Anna L. Staudacher Austritt oder Konversion? Die Notzivilehe in Prag und Wien 1870-1908
IV. Bürger werden
Zdenka Stoklásková Bürger werden in Österreich 1780-1811
Jirí Sousa und Jirí Staif Erziehung der Landbevölkerung zum modernen Rechtsbewusstsein in Böhmen in der Vormärzzeit
Damian Szymczak Österreichisches rechtspolitisches System und die Bildung der Zivilgesellschaft in Galizien in der Autonomieära 1871-1914
Peter Urbanitsch Das elitäre Honoratiorengremium und die Vertiefung der civil society: Das österreichische Herrenhaus und die Revision des ABGB vor dem Ersten Weltkrieg
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V. Verwandlung der Auffassung des Strafrechts
Gerhard Ammerer Diskurse um die Todesstrafe. Vom Theresianischen über das Josephinische zum Franziszäischen Strafgesetzbuch (1768/69-1787-1803)
Petr Kreuz Die Abschaffung der Tortur und ihr Einfluss auf die Entwicklung des Strafprozessrechts in den böhmischen Ländern und in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 18. und im 19. Jahrhundert
Daniela Tinková »Das Recht, die Beleidigung Gottes zu rächen«. Verwandelte Auffassung der »Religionsverbrechen« an der Wende des 18. Jahrhunderts
Milena Lenderová Prostitution und Gesetz: vom Strafgesetzbuch zum Gesetz über Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten
István Szabó Die Strafhandlungen gegen den Staat in dem ungarischen Strafgesetzbuch von 1878
Autorenverzeichnis
Rezensionen
"All jenen, sie sich mit der Ideen- und Sozialgeschichte des Rechtslebens in Zentraleuropa beschäftigen, sei das ertragreihe Sammelwerk empfohlen."Dr. Franz Leander Fillafer, in: Historische Zeitschrift, Band 305, Heft 2/2017
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