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Ein junger Mann wird während der Fasnacht 2008 in Locarno von einer Gruppe Jugendlicher umgebracht. Aber je genauer die Tat rekonstruiert wird, umso fraglicher wird, was geschehen ist. Den oder die Schuldigen zu finden ist trotz klarer Beweise schwierig. Ein Freund der Familie des Opfers sucht einen anderen Weg: Er erinnert sich an ein Autowrack, das seit 75 Jahren im Lago Maggiore liegt - ein Bugatti Brescia 22. Die Bergung wird ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Dea Loher fragt nach dem Sinn des Lebens angesichts eines sinnlosen Todes.
Dea Loher studierte Germanistik und Philosophie in München und bewarb sich 1990 für den ersten Jahrgang des vierjährigen Studiengangs "Szenisches Schreiben" an der Berliner Hochschule der Künste, dessen Leitung H. Müller übernahm. Bereits 1991 kam ihr erstes Stück "Olgas Raum" im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater zur Uraufführung. Dea Loher gehört zu den meistgespielten und produktivsten jungen Theaterautorinnen. 1993 und 1994 wurde sie zur "Nachwuchsdramatikerin des Jahres" gewählt. Ihre Stücke handeln, wie der Journalist F. Wille in der Zeitschrift "Theater heute" herausfand, nicht unbedingt von glücklichen Menschen. 2006 erhielt Dea Loher den "Bertolt-Brecht-Literaturpreis" der Stadt Augsburg und 2009 den "Berliner Literaturpreis". Im Jahr 2014 wurde sie Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim.
Produktdetails
- dtv Taschenbücher 14284
- Verlag: DTV
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 18. Dezember 2013
- Deutsch
- Abmessung: 192mm x 120mm x 15mm
- Gewicht: 224g
- ISBN-13: 9783423142847
- ISBN-10: 3423142847
- Artikelnr.: 38069098
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Beachtlich scheint Jutta Person dieses Romandebüt der Dramatikerin Dea Loher. Wie es der Autorin gelingt, die auf den ersten Blick disparaten Teile des Buchs am Ende zusammen- und zum Schwingen zu bringen, findet sie beeindruckend. Da sind: die Tagebucheinträge des traurigen Künstlers Rembrandt Bugatti, der beschließt sich umzubringen, das akribische Protokoll eines Gewaltausbruchs, bei dem ein junger Mann von Jugendlichen erschlagen wird, und nicht zuletzt die Geschichte des Tauchers Jorgi, der einen vor 75 Jahren im Lago Maggiore versunkenen Bugatti heben will. Die Gefahr, dass diese Ausgangslage zu "erzählerische Gefühligkeit und Todeskitsch" führt, scheint durchaus vorhanden. Die Rezensentin indes versichert, dass die Autorin ihr mit "formaler Präzision" gekonnt entgeht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Wer je die herrlichen Oldtimer der Collection Schlumpf in Mühlhausen gesehen hat, dürfte die Erregung nachvollziehen können, die der Name Bugatti bei mir auslöst als geradezu idealtypische Verkörperung anekdotenreicher Automobilgeschichte. Die …
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Lektüre mit Bonus
Wer je die herrlichen Oldtimer der Collection Schlumpf in Mühlhausen gesehen hat, dürfte die Erregung nachvollziehen können, die der Name Bugatti bei mir auslöst als geradezu idealtypische Verkörperung anekdotenreicher Automobilgeschichte. Die aufsehenerregende Bergung des mysteriösen Autowracks im Lago Maggiore vor Ascona, die diesem Buch seinen Titel gab, ging seinerzeit durch alle Medien. Nachdem die erfolgreiche Dramatikerin Dea Loher mit ihrem Debütroman gleich auf der Longlist des Deutschen Buchpreises aufgetaucht ist, ähnlich spektakulär wie das 75 Jahre alte Bugattiwrack auf dem Umschlagbild, war die Lektüre vollends unaufschiebbar geworden für mich.
Realer Hintergrund des Romans ist neben der Bergung der sinnlose Totschlag eines jungen Mannes während der Fasnacht in Ascona. Die Autorin erzählt ihre klar gegliederte Geschichte chronologisch korrekt in drei Abschnitten, die sich sowohl vom Umfang als auch vom Schreibstil her deutlich unterscheiden. In dem für mich schwächsten und Gott sei Dank kurzen ersten Abschnitt gewährt sie in tagebuchartiger Form einen Einblick in die depressiven Nöte des Bruders von Ettore Bugatti, die im Selbstmord enden. Dem Roman würde nichts fehlen, hätte die Autorin diese 25 Buchseiten einfach weggelassen, sie tragen rein gar nichts bei zu ihrer ansonsten klug geformten Geschichte.
Der zweite Abschnitt ist mit „Der Mord“ betitelt. In neun Kapiteln sauber gegliedert ist der Autorin die minutiöse Schilderung der Vorgeschichte und der unfassbaren Umstände einer verhängnisvollen tödlichen Prügelei meisterhaft gelungen, das ist spannend zu lesen wie ein Krimi. Besonders die im Futur abgefassten, die Gerichtsverhandlung vorwegnehmenden Aussagen der reuelosen Schläger sind beklemmend, man ist entsetzt und völlig sprachlos. Nicht minder gut gelungen ist der dritte Abschnitt über die Bergung des Bugatti, und hier nun laufen die Fäden zusammen, die Hebung des Wracks erfolgt zum Gedenken an das Opfer. Jordi, der unerschütterliche Protagonist dieses mehr als die Hälfte des Romans umfassenden Abschnittes, will mit seiner zunächst aussichtslos erscheinenden Aktion dem geschehenen Bösen das Gute entgegensetzen als Signal, will der Tragödie wenigstens nachträglich etwas nehmen von ihrer Sinnlosigkeit.
Auch wenn ich meinen ganz persönlichen Bugatti-Bonus abziehe ist der klug aufgebaute Roman eine lesenswerte, anschaulich geschriebene und mit ihren vielen sorgfältig recherchierten Details durchaus bereichernde Lektüre, die seine Leser angenehm unterhält.
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