Schriftsteller, die sich für das Leben jener Menschen interessieren, die es nie in die Zeitung schaffen, und die ganz nebenbei zeigen können, wie Politik und gesellschaftlicher Wandel sich auf sie auswirken, sind eine Seltenheit. Evelina Jecker Lambrevas fünf bulgarische Geschichten sind daher ein Glücksfall, weil sie Bulgarien und die Bulgaren aus erster Hand näher bringen - lebendig, anschaulich und spannend. Der Band zeigt, was literarische Einfühlung vermag: Uns durch Anteilnahme an den kleinen und großen Geschichten der Alltagsheldinnen und -helden etwas von unserer eigenen Menschlichkeit erkennen zu lassen. Berufstätige Ehepartner aus der Donaustadt Ruse sorgen sich um die eigensinnige Mutter, die bei ihren Tieren auf dem Dorf bleiben will, aber gesundheitlich gar nicht mehr dazu in der Lage ist - und die Leute reden schon! Pensionäre treffen sich zwei Mal pro Woche auf einem Kinderspielplatz in Varna, um echte Milch vom Erzeuger zu kaufen, und kennen längst die Lebensgeschichte der anderen. Der kleine Dudelsackspieler lässt sie auf einmal ihre Missgunst vergessen, bis ... ja, bis auch dieser Junge auswandert. Das Romamädchen Zinka kommt an den Tisch einer Exil-Bulgarin und ihrer neuen Familie in einem Städtchen bei Gabrovo, und während bei allen die Warnlampen angehen, dass hier wieder ein Kind zum Betteln und Stehlen geschickt wurde, zeigt die kleine Zinka, dass sie etwas ganz Anderes will ... Konflikte zwischen Stadt- und Landleben mit der allgegenwärtigen sozialen Kontrolle, die aber im Notfall auch zum Überleben hilft wie in der Erzählung Osterkinder, der Generationenkonflikt zwischen Eltern und Kindern, zwischen dem bedrückenden Erbe des Sozialismus und dem neoliberalen Wertewandel der neuen Zeit wie in Vatermord. Inhalt Die Geißenfrau Der kleine Dudelsackspieler Vatermord Zinka Osterkinder
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