Die Vereinigung Deutschlands jährt sich zum 20. Mal. Das ist ein Grund zum Feiern. Daneben bietet der zeitliche Abstand von 20 Jahren Gelegenheit für eine unverblümte Bestandsaufnahme, die das damalige Versprechen der blühenden Landschaften mit den bisherigen und künftig wahrscheinlichen
Entwicklungen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen konfrontiert.
Von…mehrDie Vereinigung Deutschlands jährt sich zum 20. Mal. Das ist ein Grund zum Feiern. Daneben bietet der zeitliche Abstand von 20 Jahren Gelegenheit für eine unverblümte Bestandsaufnahme, die das damalige Versprechen der blühenden Landschaften mit den bisherigen und künftig wahrscheinlichen Entwicklungen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen konfrontiert.
Von Anfang an galt der Aufbau der "Armee der Einheit" als ein vergleichsweise erfolgreicher Beitrag zur Wiedervereinigung. Darum geht es in dem Buch von Peter Heinze, das den provokanten Titel „Die Bundeswehr ‚erobert’ Deutschland trägt“. Und wenn es dann im Untertitel heißt „Ein ostdeutscher Reporter im Einsatz“, dann vermutet so mancher, dass es um die Zerstörung einer Legende über die Erfolge der Bundeswehr geht. Gab es auch hier, im militärischen Bereich, mehr einen Anschluss als eine Integration?
Peter Heinze kannte sich gut mit dem Militär aus, als der Aufbau der Armee der Einheit begann. Sein Erfahrungshintergrund war die Nationale Volksarmee. Wenn er nun über den Prozess des Aufbaus der Armee der Einheit schreibt, dann merkt man nicht nur, dass er hautnah dabei war, sondern vor allem auch, dass er vielfach positiv überrascht wurde – von den Soldaten aus dem Westen, vor allem den Generalen, die das vertrauensvolle, partnerschaftliche Gespräch auch mit den Journalisten suchten; von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr, die die ehemals verschlossenen Kasernentore auch für die Bürger und Bürgerinnen öffnete; von dem Engagement der vielen Soldaten aller Dienstgradgruppen, die das Zusammenrücken von Ost und West vorlebten; und auch über die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, die sich den ehemaligen Soldaten der NVA in der Bundeswehr eröffneten. Für den Autor ist die Integration der ostdeutschen Streitkräfte in die Bundeswehr also eine wunderbare Erfolgsgeschichte; und wenn er im Titel seines Buches von „Eroberung“ spricht, so zeigt dies nicht nur die Souveränität des Autors im Umgang mit dem sensiblen Thema der Wiedervereinigung, sondern auch seinen ansteckenden Sinn für Humor.
Peter Heinze ist ein großartiges Buch gelungen. Es beschreibt mit einer Mischung aus persönlichen Erfahrungen, profunden Fachkenntnissen und liebevollen Beschreibungen der handelnden Akteure, welche großartige Leistung damals vollbracht wurde. Es verdient besondere Aufmerksamkeit – weit über die diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten hinaus.