Wie Geschäftsideen vom Rand ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken und Manager von diesem Prinzip profitieren können, ist Thema dieses faszinierenden Buches. Der Trick besteht darin, vom Rand aus zu denken. Das wahre Geschäft schlummert irgendwo - ungeformt, ungezähmt, roh. Um das Prinzip nutzen zu können, müsse man sich »ständig Ideen und Menschen aussetzen, die fremdartig und unbequem sind, zuweilen sogar gefährlich«. Von Leonardo bis zur Computermaus beweisen zahlreiche Beispiele: dem Ungewöhnlichen gehört die Zukunft.
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"Jäger und Hohepriester"
Wer hätte das gedacht: Es sind die ungewöhnlichen Ideen, die Neues schaffen. Es sind die Nonkonformisten, "die coolen Jäger", "die selbsternannten Hohepriester", die die neuen Trends setzen. Und da die Autoren als Zukunftsforscher firmieren, haben sie sich auf die Spur der Bunten Hunde begeben.
Denken, Brücken, Begriffe
Der erste Teil soll eine Schule des abseitigen Denkens sein. Im zweiten Teil wird eine Brücke geschlagen zwischen dem gesellschaftlichen Wandel und Veränderungen im Unternehmen. Hier führen die Autoren auch ihre Wortschöpfung ein. Die Rede ist von der Devox. Gemeint ist die Stimme der Devianz, der Geist abweichender Ideen, Produkte und Menschen. Auf die Begriffsbestimmung schließlich folgt ein praktischer Teil, der den Managern das "Abweichlertum" schmackhaft machen soll und denen, die eine Karriere anstreben, erklärt, wie sie "bunte Hunde" werden könnten.
Narrenfreiheit
Wer sich durch die farbige Welt der bunten Hunde gearbeitet hat, auf den warten dann die praktischen Tipps: Das Finale bestehe darin, so die Autoren, dass es kein Finale gibt. Das Ziel sei die Transformation, nicht die einmalige Selbstdefinition (des Unternehmens). Ein Schelm muss man sein, ein Magier, ein Schamane und ein Visionär. Und der liebste unter den Außenseitern ist den Autoren der Narr, der die Leute immer schon unterhielt und ihnen die Wahrheit sagte. Das Schicksal schenkt dem die Narren die Gunst. Und Unternehmer sollten dies auch tun. Denn es sind die abweichenden Ideen, die ihnen den Erfolg bringen werden.
(Mathias Voigt)
"Jäger und Hohepriester"
Wer hätte das gedacht: Es sind die ungewöhnlichen Ideen, die Neues schaffen. Es sind die Nonkonformisten, "die coolen Jäger", "die selbsternannten Hohepriester", die die neuen Trends setzen. Und da die Autoren als Zukunftsforscher firmieren, haben sie sich auf die Spur der Bunten Hunde begeben.
Denken, Brücken, Begriffe
Der erste Teil soll eine Schule des abseitigen Denkens sein. Im zweiten Teil wird eine Brücke geschlagen zwischen dem gesellschaftlichen Wandel und Veränderungen im Unternehmen. Hier führen die Autoren auch ihre Wortschöpfung ein. Die Rede ist von der Devox. Gemeint ist die Stimme der Devianz, der Geist abweichender Ideen, Produkte und Menschen. Auf die Begriffsbestimmung schließlich folgt ein praktischer Teil, der den Managern das "Abweichlertum" schmackhaft machen soll und denen, die eine Karriere anstreben, erklärt, wie sie "bunte Hunde" werden könnten.
Narrenfreiheit
Wer sich durch die farbige Welt der bunten Hunde gearbeitet hat, auf den warten dann die praktischen Tipps: Das Finale bestehe darin, so die Autoren, dass es kein Finale gibt. Das Ziel sei die Transformation, nicht die einmalige Selbstdefinition (des Unternehmens). Ein Schelm muss man sein, ein Magier, ein Schamane und ein Visionär. Und der liebste unter den Außenseitern ist den Autoren der Narr, der die Leute immer schon unterhielt und ihnen die Wahrheit sagte. Das Schicksal schenkt dem die Narren die Gunst. Und Unternehmer sollten dies auch tun. Denn es sind die abweichenden Ideen, die ihnen den Erfolg bringen werden.
(Mathias Voigt)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2004Ein Lob der Abseitigkeit
Ryan Mathews und Watts Wacker gehen an die Quelle der Innovation
Ryan Mathews/Watts Wacker: Bunte Hunde. Mit abseitigen Ideen zum Erfolg. Europa Verlag, Hamburg 2003, 320 Seiten, 24,90 Euro.
Nachdem Galileo Galilei im Jahre 1613 gegenüber dem Benediktinermönch Castelli dargelegt hatte, daß die Erde um die Sonne kreise, wurde er von der römischen Kirche vor die Inquisition zitiert. Die kirchlichen Richter verurteilten ihn für sein "abweichendes Denken" zum unbefristeten Hausarrest. Dennoch hat Galilei die Naturwissenschaften und das Weltbild nachhaltig durch seine kritische Sicht geprägt - ebenso wie andere Abweichler, beispielsweise Leonardo da Vinci, Louis Pasteur, Pablo Picasso, Henry Ford und Albert Einstein. "Die Kraft der Abweichenden beflügelt Phantasien, sie bringt einen unerschöpflichen Vorrat an neuen Ideen, Produkten und Dienstleistungen hervor, sie ist letztlich die Quelle aller Innovationen auf dem Markt und stellt somit für Unternehmen die Grundlage ihres Profits dar. Das Abweichende steht für Innovationen, und Innovationen verkörpern Chancen. Durch Chancen entstehen neue Märkte, die später wieder durch abweichende Märkte zerstört werden", resümieren Ryan Mathews und Watts Wacker in ihrem Buch "Bunte Hunde".
Sie versuchen damit eine Bresche für Andersdenkende zu schlagen, die zumeist bei ihren Zeitgenossen und Arbeitskollegen wenig beliebt sind. Dabei stellen die beiden Autoren, die Zukunftsforscher bei einem amerikanischen Unternehmen für Trendanalysen sind, zugleich deutlich heraus, daß ihr Buch zwar "für abweichende Ideen, nicht jedoch für jegliche Form abweichenden Verhaltens" plädiert. "Ohne Abweichungen von der Norm gäbe es keine Kunst, keine Durchbrüche in der Wissenschaft, keine technologischen Fortschritte, nicht einmal eine physische Evolution."
Die rund 350 Seiten umfassende Darstellung ist in drei Teile gegliedert: Im ersten wird der Entwicklungsprozeß "abseitigen Denkens" skizziert, im zweiten entwickeln die Autoren ihre These zum Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel und der Veränderung von Unternehmen. Im letzten Drittel stellen sie dar, welche praktischen Konsequenzen dies für das Wirtschaftsleben haben kann und wie Unternehmen sowie jeder einzelne von positiven Abweichungen profitieren.
Anhand einer Vielzahl an Beispielen führen sie aus, daß der Erfolg vieler innovativer Produkte und Ideen auf den sogenannten abseitigen Gedanken gründet: "Aus dem völlig unbeachteten Niemandsland gelangen die Ideen zunächst an den Rand unserer Wahrnehmung. Dann gelten sie bei bestimmten Exoten und Trendsettern als ,cool', bevor sie zu einer ,Modeerscheinung' werden und schließlich ,gesellschaftlich sanktioniert' werden. Anschließend entwickeln sie sich weiter und können verschiedene Stadien durchlaufen, die wir mit den Begriffen Klischee, Ikone, Archetyp und Stadium des Vergessens bezeichnen."
Bei allem positiven Bemühen um mehr Toleranz gegenüber "bunten Hunden" - das Buch von Mathews und Wacker ist mit Beispielen geradezu überfrachtet. Als Folge werden viele der exemplarischen Fälle nur oberflächlich angerissen, nicht jedoch beispielsweise unter den Aspekten Zeitgeist, äußere Unternehmensumstände, Argumente der Kritiker konkret beleuchtet.
Infolge des thematischen Rundumschlages kommt daher auch die praktische Anwendbarkeit für interessierte Leser zu kurz. An einzelnen Stellen finden sich zwar Handlungsanleitungen, wie beispielsweise Führungskräfte in ihrem Unternehmen Andersdenkende identifizieren und fördern können. In der Fülle der theoretischen Argumentationsaspekte gehen diese nützlichen Hilfen jedoch bedauerlicherweise unter.
JUTTA GRÖSCHL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ryan Mathews und Watts Wacker gehen an die Quelle der Innovation
Ryan Mathews/Watts Wacker: Bunte Hunde. Mit abseitigen Ideen zum Erfolg. Europa Verlag, Hamburg 2003, 320 Seiten, 24,90 Euro.
Nachdem Galileo Galilei im Jahre 1613 gegenüber dem Benediktinermönch Castelli dargelegt hatte, daß die Erde um die Sonne kreise, wurde er von der römischen Kirche vor die Inquisition zitiert. Die kirchlichen Richter verurteilten ihn für sein "abweichendes Denken" zum unbefristeten Hausarrest. Dennoch hat Galilei die Naturwissenschaften und das Weltbild nachhaltig durch seine kritische Sicht geprägt - ebenso wie andere Abweichler, beispielsweise Leonardo da Vinci, Louis Pasteur, Pablo Picasso, Henry Ford und Albert Einstein. "Die Kraft der Abweichenden beflügelt Phantasien, sie bringt einen unerschöpflichen Vorrat an neuen Ideen, Produkten und Dienstleistungen hervor, sie ist letztlich die Quelle aller Innovationen auf dem Markt und stellt somit für Unternehmen die Grundlage ihres Profits dar. Das Abweichende steht für Innovationen, und Innovationen verkörpern Chancen. Durch Chancen entstehen neue Märkte, die später wieder durch abweichende Märkte zerstört werden", resümieren Ryan Mathews und Watts Wacker in ihrem Buch "Bunte Hunde".
Sie versuchen damit eine Bresche für Andersdenkende zu schlagen, die zumeist bei ihren Zeitgenossen und Arbeitskollegen wenig beliebt sind. Dabei stellen die beiden Autoren, die Zukunftsforscher bei einem amerikanischen Unternehmen für Trendanalysen sind, zugleich deutlich heraus, daß ihr Buch zwar "für abweichende Ideen, nicht jedoch für jegliche Form abweichenden Verhaltens" plädiert. "Ohne Abweichungen von der Norm gäbe es keine Kunst, keine Durchbrüche in der Wissenschaft, keine technologischen Fortschritte, nicht einmal eine physische Evolution."
Die rund 350 Seiten umfassende Darstellung ist in drei Teile gegliedert: Im ersten wird der Entwicklungsprozeß "abseitigen Denkens" skizziert, im zweiten entwickeln die Autoren ihre These zum Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel und der Veränderung von Unternehmen. Im letzten Drittel stellen sie dar, welche praktischen Konsequenzen dies für das Wirtschaftsleben haben kann und wie Unternehmen sowie jeder einzelne von positiven Abweichungen profitieren.
Anhand einer Vielzahl an Beispielen führen sie aus, daß der Erfolg vieler innovativer Produkte und Ideen auf den sogenannten abseitigen Gedanken gründet: "Aus dem völlig unbeachteten Niemandsland gelangen die Ideen zunächst an den Rand unserer Wahrnehmung. Dann gelten sie bei bestimmten Exoten und Trendsettern als ,cool', bevor sie zu einer ,Modeerscheinung' werden und schließlich ,gesellschaftlich sanktioniert' werden. Anschließend entwickeln sie sich weiter und können verschiedene Stadien durchlaufen, die wir mit den Begriffen Klischee, Ikone, Archetyp und Stadium des Vergessens bezeichnen."
Bei allem positiven Bemühen um mehr Toleranz gegenüber "bunten Hunden" - das Buch von Mathews und Wacker ist mit Beispielen geradezu überfrachtet. Als Folge werden viele der exemplarischen Fälle nur oberflächlich angerissen, nicht jedoch beispielsweise unter den Aspekten Zeitgeist, äußere Unternehmensumstände, Argumente der Kritiker konkret beleuchtet.
Infolge des thematischen Rundumschlages kommt daher auch die praktische Anwendbarkeit für interessierte Leser zu kurz. An einzelnen Stellen finden sich zwar Handlungsanleitungen, wie beispielsweise Führungskräfte in ihrem Unternehmen Andersdenkende identifizieren und fördern können. In der Fülle der theoretischen Argumentationsaspekte gehen diese nützlichen Hilfen jedoch bedauerlicherweise unter.
JUTTA GRÖSCHL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Jutta Gröschl hat das Buch über die Quelle von Innovationen durch von der Norm abweichendes Denken mit Interesse gelesen, letztlich aber doch eine Menge daran auszusetzen. Die amerikanischen Autoren, beide Zukunftsforscher in einem amerikanischen Unternehmen für Trendanalysen, wollen eine "Bresche für Andersdenkende schlagen", stellt die Rezensentin zunächst zustimmend fest. Denn die Autoren argumentieren überzeugend, dass nur abweichendes Denken zu Innovationen führt, was dann auch zu wirtschaftlicher Weiterentwicklung beitragen kann. Leider, bedauert Gröschl, haben Ryan Mathew und Watts Wacker ihre durchaus plausiblen Thesen mit derart vielen Beispiele "überfrachtet", dass die einzelnen Fälle völlig untergehen. Dadurch komme auch die "praktische Anwendbarkeit" in Unternehmen zu kurz, und Führungskräfte, die in ihren Unternehmen "Andersdenkende" fördern und unterstützen wollten, könnten in der "Fülle der theoretischen Argumentationsaspekte" die "nützlichen Hilfen" kaum ausmachen, die die Autoren dafür anbieten, so die Rezensentin etwas enttäuscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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