Burgen bestimmen die Kulturlandschaft in nahezu allen europäischen Ländern und zählen zu den meistbesuchten Ausflugs- und Reisezielen. Erstmals seit mehr als dreißig Jahren liegt mit "Burgen in Europa" ein instruktiv bebilderter Band vor, der einem großen Leserkreis umfassend Auskunft über die wichtigsten Bauten, die markanten Unterschiede in den jeweiligen Regionen Europas und über die dennoch vergleichbaren Entwicklungen im Laufe der Jahrhunderte gibt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2006Bevor sie in der Dunkelheit verschwindet
Burgen? Das ist der Ausdruck von Machtgewinn und Machterhalt, von Kämpfen und Unterdrückung, kurz: das sind architektonische Drohgebärden mit idyllischem Panoramablick - aber eben auch Herbergen von höfischem Luxus und zartfühlendem Minnegesang. Dennoch ist, was der Gründungsvorsitzende der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, G. Ulrich Großmann, in seinem profunden Kompendium über "Burgen in Europa" schreibt, trockener Stoff, der an uninspirierte Geschichtsstunden erinnert und Historiker an datenhubernde Vorlesungen. Interesse für die aus Stein gehauenen Hinterlassenschaften der Altvorderen oder für deren Alltag und den ihrer Untertanen wird dem Laien mit dem Definitionen einbleuenden Kathederdeutsch ("Was ist eine Burg", "Was wissen wir über Burgen") gründlich ausgetrieben. Fürs Erkennen von Form, Funktion und Machbarkeit wehrhafter, herrschaftlicher Gebäude oder fürs Aufspüren wechselseitiger architektonischer Bezüge legen die kenntnisreichen Ausführungen leider kein Fundament. Anregungen, einen der zahlreichen wehrhaften Adelssitze oder Kastelle, Festungen und Pfalzen in der Nähe und im europäischen Urlaubsort auf eigene Faust mit zuvor sachkundig geweiteten Augen zu entdecken, gehen von diesem Band nicht aus. Schade, daß Autor und Verlag in Wort und Bild so sehr auf den abgehärteten, bildungsbeflissenen Leser setzen, daß sie den aufgeschlossenen, genußorientierten vergraulen. Dessen Lesehunger, Wissensdurst und Schaulust werden schwer frustriert. Dabei bergen doch gerade Burgen so viel Stoff, unsere Wurzeln jenseits staubig-musealer Präsentation, aber auch alberner Ritterspiele und deftiger -essen anschaulich zu erleben.
ken
"Burgen in Europa" von G. Ulrich Großmann. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2005. 288 Seiten, zahlreiche Fotos und Zeichnungen. Gebunden, 89 Euro. ISBN 3-7954-1686-8.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Burgen? Das ist der Ausdruck von Machtgewinn und Machterhalt, von Kämpfen und Unterdrückung, kurz: das sind architektonische Drohgebärden mit idyllischem Panoramablick - aber eben auch Herbergen von höfischem Luxus und zartfühlendem Minnegesang. Dennoch ist, was der Gründungsvorsitzende der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern, G. Ulrich Großmann, in seinem profunden Kompendium über "Burgen in Europa" schreibt, trockener Stoff, der an uninspirierte Geschichtsstunden erinnert und Historiker an datenhubernde Vorlesungen. Interesse für die aus Stein gehauenen Hinterlassenschaften der Altvorderen oder für deren Alltag und den ihrer Untertanen wird dem Laien mit dem Definitionen einbleuenden Kathederdeutsch ("Was ist eine Burg", "Was wissen wir über Burgen") gründlich ausgetrieben. Fürs Erkennen von Form, Funktion und Machbarkeit wehrhafter, herrschaftlicher Gebäude oder fürs Aufspüren wechselseitiger architektonischer Bezüge legen die kenntnisreichen Ausführungen leider kein Fundament. Anregungen, einen der zahlreichen wehrhaften Adelssitze oder Kastelle, Festungen und Pfalzen in der Nähe und im europäischen Urlaubsort auf eigene Faust mit zuvor sachkundig geweiteten Augen zu entdecken, gehen von diesem Band nicht aus. Schade, daß Autor und Verlag in Wort und Bild so sehr auf den abgehärteten, bildungsbeflissenen Leser setzen, daß sie den aufgeschlossenen, genußorientierten vergraulen. Dessen Lesehunger, Wissensdurst und Schaulust werden schwer frustriert. Dabei bergen doch gerade Burgen so viel Stoff, unsere Wurzeln jenseits staubig-musealer Präsentation, aber auch alberner Ritterspiele und deftiger -essen anschaulich zu erleben.
ken
"Burgen in Europa" von G. Ulrich Großmann. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2005. 288 Seiten, zahlreiche Fotos und Zeichnungen. Gebunden, 89 Euro. ISBN 3-7954-1686-8.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
(...) 500 der insgesamt rund 50.000 mehr oder weniger gut erhaltenen mittelalterlichen Burgen in ganz Euopa hat Großmann besucht und für sein Buch behandelt. Für den Experten liefert Großmann in dem neuen Standardwerk viele aktuelle Forschungserkenntnisse, der Laie wird mit über 200 Farbabbildungen und 65 farbigen Grundrisszeichnungen an das Thema herangeführt und auch mit allerlei Kuriosem überrascht - zum Beispiel mit dem "größten mittelalterlichen Klo" oder einer Burganlage, deren Grundriss die Form einer Schildkröte hat. Nürnberger Nachrichten
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Bei diesem Buch handelt es sich Rezensent "ken" zufolge zwar um ein umfassendes Handbuch. Die Lust am Thema hat ihm der Autor trotzdem gründlich verdorben. "Trockener Stoff", stöhnt der Rezensent, der an "datenhubernde Vorlesungen" und "einbläuendes Kathederdeutsch" erinnert wird, weshalb ihm das Buch trotz der kenntnisreichen Ausführungen wenig geeignet erscheint, Leser für das Thema Burgen zu interessieren. Auch was die visuelle Gestaltung betrifft, gibt der Rezensent nach Lektüre "frustrierte Schaulust" zu Protokoll, was er angesichts des Potenzials dieses Thema richtig schade findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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