Bei Bauarbeiten am Schloss Runkelstein findet der Bauarbeiter Speranza inmitten des Bauschutts ein seltsames, antik aussehendes Schriftstück, das er dem Direktor des Schlosses, Blasius Botsch, ins Büro bringt. Blasius Botsch, der als studierter Germanist einiges von alten Schriften versteht,
vermutet gleich, dass es sich um ein sehr wertvolles Manuskript von Walther von der Vogelweide handeln…mehrBei Bauarbeiten am Schloss Runkelstein findet der Bauarbeiter Speranza inmitten des Bauschutts ein seltsames, antik aussehendes Schriftstück, das er dem Direktor des Schlosses, Blasius Botsch, ins Büro bringt. Blasius Botsch, der als studierter Germanist einiges von alten Schriften versteht, vermutet gleich, dass es sich um ein sehr wertvolles Manuskript von Walther von der Vogelweide handeln könnte. Er ruft seinen alten Studienkollegen Arthur Kammelbach an, der inzwischen Professor für ältere deutsche Literatur an der Universität Salzburg ist und somit als Experte für Mittelhochdeutsche Dichtung gilt.
Prof. Kammelbach ist sehr an diesem Fundstück interessiert und setzt eine Gruppe von insgesamt sieben Wissenschaftlern und Studenten zusammen, um mit ihnen nach Bozen zu reisen um dort das Pergament auf Echtheit zu überprüfen.
So reist anfangs der Semesterferien eine bunt gemischte Truppe um Professor Kammelbach ins Südtirol. Blasius Botsch begrüßt die Gruppe stilecht zusammen mit seiner Sekretärin Francesca (mit der ihn ein heimliches Techtelmechtel verbindet) in historischen Kostümen indem er Verse von Walther von der Vogelweide rezitiert.
Leider ist der gute Blasius Botsch etwas dusselig, oder zumindest unvorsichtig, und bewahrt das kostbare Schriftstück in einem einfachen Schrank auf, der nicht abgeschlossen werden kann. Das halte ich persönlich für etwas unwahrscheinlich, dass er als Burgdirektor, der unter anderem ist für wertvolle Fresken und Kunstgegenstände verantwortlich ist, so leichtsinnig handelt. Aber seis drum. Es kommt natürlich wie es kommen muss. Das gute Stück verschwindet.
Da Blasius Botsch den Fund, der eigentlich der Stadt Bozen gehört, nicht ordnungsgemäß gemeldet hat, schaltet er nun nicht die Polizei ein, sondern bittet die Forscher um Mithilfe, die ganze Burg zu durchsuchen. Die Wissenschaftler ihrerseits beginnen mit Ermittlungen, die sie in die ganze Umgebung von Bozen führen. Als Leser kann man wunderbar miträtseln, es werden falsche Fährten gelegt und es wirkt immer wieder jemand anders als besonders verdächtigt. Durch häufig wechselnde Erzählperspektiven wird die Spannung durchweg hoch gehalten.
Im ersten und letzten Teil empfand ich die Erzählweise sehr souverän und sicher. Im mittleren Teil gab es jedoch Abschnitte, bei denen ich unsicher war, ob ich nun einfach schwer von Begriff bin oder ob der Erzählfluss tatsächlich etwas ins Stocken geraten ist. Die eine oder andere Wendung im Geschehen empfand ich etwas bemüht und hat mich zwischendurch an die Knickerbockerbücher von Brezina erinnert, aus denen ich meinen Kindern früher vorgelesen habe.
Sigrid Neureiter formuliert durchweg sehr sicher und schafft es, unterschiedliche Erzählperspektiven auch sprachlich voneinander abzuheben. Für meinen Geschmack hätte es durchaus noch etwas mehr „Walther von der Vogelweide“ drin haben können. Aber auf jeden Fall hat mir die Verknüpfung eines heutigen Krimis mit historischen Elementen gut gefallen.
Die bisweilen etwas skurril anmutenden Charaktere sind sehr verschiedenartig angelegt, sodass vermutlich jeder Leser einen Liebling findet und einen, dem er am liebsten den Hals umdrehen würde. Bei mir war das der gute Lenz, der einen Tick hat, indem er beim Sprechen Subjekt und Verb vertauscht. Ging mir das mit der Zeit sehr auf die Nerven. Gehört so eine Humorkompenente aber wohl zu einem Regiokrimi. Aber nun genug davon. Der auf der Coverrückseite angekündigte Lokalkolorit hielt sich für mich glücklicherweise in Grenzen. Wörtliche Rede in Dialekt wird sehr sparsam eingesetzt und italienische Sätze sehr passend, so dass es authentisch wirkt.
Die im Laufe des Krimis immer wieder angedeutete Theateraufführung „Der Name der Rose“, die auf Schloss Runkelstein tatsächlich regelmäßig in aufwendigen historischen Kostümen stattfinden, bildet gegen Ende eine eindrucksvolle Kulisse für einen unerwarteten und fulminanten Showdown.