EIN FEST FÜR ALLE SINNE - DIE GLANZVOLLE GESCHICHTE BURGUNDS ERZÄHLT VON BART VAN LOO
Burgund ist ein Wunder. Das mächtige Reich, das sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich schob, vereinte spätmittelalterliche Hochkultur mit einer Blüte von Renaissance und Humanismus. Bart Van Loo erzählt die Geschichte des Reiches von der Antike bis zu seinem plötzlichen Untergang um 1500 so spannend, dass sich dem Leser die Welt der Ritterturniere und Stundenbücher, der Herzöge und Handelsstädte, die Welt Jan van Eycks und François Villons unvergesslich einprägt.
Bart Van Loo präsentiert die Geschichte Burgunds wie ein sich immer weiter zuspitzendes Drama in 1111 Jahren und einem Tag: Das «vergessene Millennium» reichte vom antiken Königreich Burgund bis zum mittelalterlichen Herzogtum, das durch seine Burgen und Klöster - nicht zuletzt Cluny und Cîteaux - weit über seine Grenzen hinaus ausstrahlte. Im "burgundischen Jahrhundert" entstand ein glanzvolles Reich von Dijon im Süden bis nach Brügge, Antwerpen und Amsterdam im Norden, das in einem "verhängnisvollen Jahrzehnt" beinahe zum Königreich wurde und bald darauf unterging. Mit dem letzten burgundischen Herzog Karl begann bereits eine neue Zeit: Als Kaiser Karl V. machte er die Habsburger zur Großmacht und beherrschte ein Weltreich. Bart Van Loos magistrale neue Geschichte Burgunds ist ein großer Wurf, der unwillkürlich an Barbara Tuchmans "Der ferne Spiegel" denken lässt.
Kunst: Brügge und Gent, Jan van Eyck und Rogier van der Weyden, Stundenbücher und Dichtkunst - in Burgund erlebte die Kunst eine Hochblüte
Gutes Leben: Weinbau, höfische Feste, raffinierte Speisen - Burgund ist ein Synonym für gutes Leben
Europa: Viele Sprachen, einheitliche Währung, einheitliche Gerichte, ein Parlament - Burgund war in Europa seiner Zeit voraus
Burgund ist ein Wunder. Das mächtige Reich, das sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich schob, vereinte spätmittelalterliche Hochkultur mit einer Blüte von Renaissance und Humanismus. Bart Van Loo erzählt die Geschichte des Reiches von der Antike bis zu seinem plötzlichen Untergang um 1500 so spannend, dass sich dem Leser die Welt der Ritterturniere und Stundenbücher, der Herzöge und Handelsstädte, die Welt Jan van Eycks und François Villons unvergesslich einprägt.
Bart Van Loo präsentiert die Geschichte Burgunds wie ein sich immer weiter zuspitzendes Drama in 1111 Jahren und einem Tag: Das «vergessene Millennium» reichte vom antiken Königreich Burgund bis zum mittelalterlichen Herzogtum, das durch seine Burgen und Klöster - nicht zuletzt Cluny und Cîteaux - weit über seine Grenzen hinaus ausstrahlte. Im "burgundischen Jahrhundert" entstand ein glanzvolles Reich von Dijon im Süden bis nach Brügge, Antwerpen und Amsterdam im Norden, das in einem "verhängnisvollen Jahrzehnt" beinahe zum Königreich wurde und bald darauf unterging. Mit dem letzten burgundischen Herzog Karl begann bereits eine neue Zeit: Als Kaiser Karl V. machte er die Habsburger zur Großmacht und beherrschte ein Weltreich. Bart Van Loos magistrale neue Geschichte Burgunds ist ein großer Wurf, der unwillkürlich an Barbara Tuchmans "Der ferne Spiegel" denken lässt.
Kunst: Brügge und Gent, Jan van Eyck und Rogier van der Weyden, Stundenbücher und Dichtkunst - in Burgund erlebte die Kunst eine Hochblüte
Gutes Leben: Weinbau, höfische Feste, raffinierte Speisen - Burgund ist ein Synonym für gutes Leben
Europa: Viele Sprachen, einheitliche Währung, einheitliche Gerichte, ein Parlament - Burgund war in Europa seiner Zeit voraus
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.2020Ein Haufen Provinzen unter einem goldenen Hut
Vom politischen Nutzen des Pomps: Bart Van Loo erzählt die Geschichte des Herzogtums Burgund und seiner Herrscher.
Die Stadt Brügge ist der touristische Hotspot Belgiens, aber so überfüllt wie bei der Hochzeitsfeier Philipps des Guten und seiner Gemahlin Isabella von Portugal am 8. Januar 1430 dürfte sie heute selbst an heißen Sommertagen nicht mehr sein. Zeitgenössische Chronisten berichten von fünftausend Gästen und hundertfünfzigtausend Zuschauern. Tribünen und Triumphbögen säumten die Straßen, mechanische Automaten sorgten für Volksbelustigung und -beköstigung. Ein hölzerner Löwe ließ Wein aus seinen Pranken strömen, ein Eichhörnchen spendete Rosenwasser, ein ausgestopftes Wildschwein schied beim Anheben seines Schwanzes frische Radieschen aus. Der Höhepunkt der entremets, der theatralischen Einlagen, die das dreitägige Festmahl begleiteten, war eine überdimensionale Blätterteigpastete, der zunächst ein Widder mit goldenen Hörnern und danach ein Riese und eine Zwergin entstiegen. Für seine neue Gattin - die letzte von dreien -, deren Porträt der Hofmaler Jan van Eyck gemalt hatte, prägte der Herzog von Burgund den Wahlspruch "Aultre n'auray": "Keine andere werde ich haben." Er hielt sich mehrere Monate daran, dann kehrte er zu seinem gewohnten Triebleben zurück.
Die Geschichte des kurzlebigen Herzogtums Flandern-Burgund fasziniert Historiker seit Jahrhunderten, weil sich in ihr kulturelle und politische Entwicklungslinien des spätmittelalterlichen Europas auf einmalige Weise kreuzen. Durch die Belehnung Philipps von Valois, eines Sohnes von König Johann II. von Frankreich, mit dem burgundischen Herzogstitel und Philipps anschließende Heirat mit Margarete von Flandern war ein Staatsgebilde entstanden, das die wichtigsten Handelszentren Westeuropas mit den feudalen Traditionen des französischen Rittertums und den religiösen Zentren von Cluny und Citeaux verband. Trotz der Spannungen zwischen gutsherrlichem Adel und städtischem Bürgertum, die sich in Aufständen und Schlachten wie dem Gemetzel bei Roosebeke im Jahr 1382 entluden, gelang es Philipp und seinen Nachfolgern, ihre Herrschaft zu konsolidieren und ihren Kernlanden weitere Gebiete wie Brabant (mit Brüssel), Holland, Seeland und Luxemburg hinzuzufügen.
Philipps Enkel, der oben erwähnte Philipp der Gute, und dessen Nachfolger Karl der Kühne waren die reichsten Fürsten ihrer Zeit. Die Steuereinnahmen aus den flandrischen und brabantischen Städten, in denen die Warenströme des Nord- und Ostseehandels zusammenliefen, ermöglichten ihnen eine Hofhaltung, deren ästhetische Pracht bis dahin undenkbar gewesen war. Künstler wie Jan van Eyck, Rogier van der Weyden und Hugo van der Goes porträtierten die Herzöge, ihre Frauen und ihre Günstlinge oder schufen, wie Claus Sluter mit seiner Werkstatt, das gewaltige Figurenprogramm der herzoglichen Grablege in der Kartause von Champmol bei Dijon. Nur das kulturelle Leben der großen norditalienischen Stadtrepubliken konnte es an Strahlkraft mit dem burgundischen Hof aufnehmen. Aber während in Italien eine Stadt die andere bekriegte, konzentrierte sich in Burgund alle politische Macht in einer Hand.
Der belgische Autor Bart Van Loo, der die Geschichte des Herzogtums und seiner Vorläufer auf knapp sechshundert Seiten erzählt, kann aus einem reichen Fundus an Quellen schöpfen, der von den Chroniken Jean Froissarts aus dem vierzehnten Jahrhundert bis zu Johan Huizingas klassischer kulturgeschichtlicher Studie über den "Herbst des Mittelalters" von 1919 reicht. Aber während Huizingas Darstellung auch eine Auseinandersetzung mit bis dahin gültigen Theorien über die Kunst und Literatur des Spätmittelalters war, hält Van Loos Buch keinen theoretischen Bezugsrahmen bereit. Dem Autor genügt es, sein Thema von den Anfängen des Burgunderreiches unter Gundobad bis zur Einverleibung des burgundischen Erbes ins habsburgische Imperium Karls V. kundig plaudernd abzuschreiten. Dabei kommen ihm seine früheren Arbeiten zur Kulturgeschichte Frankreichs ebenso zugute wie sein auf Bilddetails versessener Blick. So entdeckt Van Loo auf der Brücke, die im Hintergrund von van Eycks "Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin" von 1435 zu sehen ist, jenes Gedenkkreuz, das der französische König Karl VII. im gerade geschlossenen Friedensvertrag von Arras dem Burgunderherzog als Sühne für den Mord an dessen Vater Johann Ohnefurcht versprochen hatte. Johann war sechzehn Jahre zuvor auf der Brücke von Montereau unter Karls Augen erschlagen worden, worauf Burgund im Hundertjährigen Krieg auf die Seite Englands wechselte. Noch hundert Jahre später zeigte ein Kartäusermönch in Champmol seinem königlichen Besucher den gespaltenen Schädel Johanns mit den Worten, dies sei die Öffnung, durch welche die Engländer in Frankreich eingedrungen seien. Ohne Montereau hätte Jeanne d'Arc nie ein Pferd bestiegen, um ihr Vaterland zu retten.
Andererseits gibt es auch Stellen, an denen Van Loo die Grenze zwischen dem Populären und dem Platten allzu deutlich überschreitet. Da regiert Philipp der Gute sein Herzogtum "mit einem einzigartigen Flair", während der Katholizismus "lange Zeit vor allem eine Angelegenheit von Priestern und Mönchen" ist. Auch darf der übliche Hinweis nicht fehlen, dass die Geschichte ohne dieses oder jenes Ereignis "ganz anders verlaufen" wäre. Ein aufmerksamer Lektor hätte hier einiges ausbügeln können, war aber offenbar nicht zur Hand.
Am klügsten ist dieses Buch immer dann, wenn es die Beschreibung des burgundischen Gepränges dazu nutzt, dessen politische Logik zu entfalten. Der äußere Pomp war für die Herzöge aus dem Haus Valois ein wirksames Herrschaftsinstrument. Nur drei Tage nachdem der Widder beim Hochzeitsfest in Brügge aus der Pastete gesprungen war, begründete Philipp der Gute den Orden vom Goldenen Vlies, dessen Wahrzeichen, ein Widderfell, noch Napoleon, Zar Alexander, die britische Queen, König Hussein von Jordanien und der französische Staatspräsident Sarkozy um den Hals getragen haben. Durch die Einrichtung zentraler Finanzkammern und Gerichte und die Nobilitierung städtischer Eliten gelang es Philipp, sein Regime in den südlichen Niederlanden dauerhaft zu befestigen. In den nördlichen Provinzen, die weniger stark am Seehandel teilhatten als Brügge und Gent, blieb der burgundische Einfluss dagegen ein Oberflächenphänomen. Der Keim zu der Spaltung, die im niederländischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien aufbrach und die sich heute in den Staatsgrenzen von Holland und Belgien manifestiert, wurde unter dem Banner Burgunds gelegt.
Von all dem hätten wir eine klarere, sinnlichere Vorstellung, wenn nicht der letzte Burgunderherzog Karl der Kühne seinen Staatsschatz 1476 bei Grandson an ein Schweizer Bürger- und Bauernheer verloren hätte. Der kleinere Teil der sogenannten Burgunderbeute ist heute noch in eidgenössischen Museen zu besichtigen, der größere, darunter Karls mit Perlen, Rubinen und Diamanten besetzter Hut, verschwand im Dunkel der Geschichte. Allein vom Verkaufserlös des Hutes konnte die Stadt Basel damals ihre Schulden begleichen. So diente der Prunk, bevor er verging, einem letzten guten Zweck. Die Pflege erbeuteten Kulturguts, wie wir sie kennen, ist eine Erfindung der Neuzeit. Auch das lernt man aus diesem gedankenarmen und episodenreichen Buch.
ANDREAS KILB
Bart Van Loo: "Burgund". Das verschwundene Reich. Eine Geschichte von 1111 Jahren und einem Tag.
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. C. H. Beck Verlag, München 2020. 656 S., Abb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom politischen Nutzen des Pomps: Bart Van Loo erzählt die Geschichte des Herzogtums Burgund und seiner Herrscher.
Die Stadt Brügge ist der touristische Hotspot Belgiens, aber so überfüllt wie bei der Hochzeitsfeier Philipps des Guten und seiner Gemahlin Isabella von Portugal am 8. Januar 1430 dürfte sie heute selbst an heißen Sommertagen nicht mehr sein. Zeitgenössische Chronisten berichten von fünftausend Gästen und hundertfünfzigtausend Zuschauern. Tribünen und Triumphbögen säumten die Straßen, mechanische Automaten sorgten für Volksbelustigung und -beköstigung. Ein hölzerner Löwe ließ Wein aus seinen Pranken strömen, ein Eichhörnchen spendete Rosenwasser, ein ausgestopftes Wildschwein schied beim Anheben seines Schwanzes frische Radieschen aus. Der Höhepunkt der entremets, der theatralischen Einlagen, die das dreitägige Festmahl begleiteten, war eine überdimensionale Blätterteigpastete, der zunächst ein Widder mit goldenen Hörnern und danach ein Riese und eine Zwergin entstiegen. Für seine neue Gattin - die letzte von dreien -, deren Porträt der Hofmaler Jan van Eyck gemalt hatte, prägte der Herzog von Burgund den Wahlspruch "Aultre n'auray": "Keine andere werde ich haben." Er hielt sich mehrere Monate daran, dann kehrte er zu seinem gewohnten Triebleben zurück.
Die Geschichte des kurzlebigen Herzogtums Flandern-Burgund fasziniert Historiker seit Jahrhunderten, weil sich in ihr kulturelle und politische Entwicklungslinien des spätmittelalterlichen Europas auf einmalige Weise kreuzen. Durch die Belehnung Philipps von Valois, eines Sohnes von König Johann II. von Frankreich, mit dem burgundischen Herzogstitel und Philipps anschließende Heirat mit Margarete von Flandern war ein Staatsgebilde entstanden, das die wichtigsten Handelszentren Westeuropas mit den feudalen Traditionen des französischen Rittertums und den religiösen Zentren von Cluny und Citeaux verband. Trotz der Spannungen zwischen gutsherrlichem Adel und städtischem Bürgertum, die sich in Aufständen und Schlachten wie dem Gemetzel bei Roosebeke im Jahr 1382 entluden, gelang es Philipp und seinen Nachfolgern, ihre Herrschaft zu konsolidieren und ihren Kernlanden weitere Gebiete wie Brabant (mit Brüssel), Holland, Seeland und Luxemburg hinzuzufügen.
Philipps Enkel, der oben erwähnte Philipp der Gute, und dessen Nachfolger Karl der Kühne waren die reichsten Fürsten ihrer Zeit. Die Steuereinnahmen aus den flandrischen und brabantischen Städten, in denen die Warenströme des Nord- und Ostseehandels zusammenliefen, ermöglichten ihnen eine Hofhaltung, deren ästhetische Pracht bis dahin undenkbar gewesen war. Künstler wie Jan van Eyck, Rogier van der Weyden und Hugo van der Goes porträtierten die Herzöge, ihre Frauen und ihre Günstlinge oder schufen, wie Claus Sluter mit seiner Werkstatt, das gewaltige Figurenprogramm der herzoglichen Grablege in der Kartause von Champmol bei Dijon. Nur das kulturelle Leben der großen norditalienischen Stadtrepubliken konnte es an Strahlkraft mit dem burgundischen Hof aufnehmen. Aber während in Italien eine Stadt die andere bekriegte, konzentrierte sich in Burgund alle politische Macht in einer Hand.
Der belgische Autor Bart Van Loo, der die Geschichte des Herzogtums und seiner Vorläufer auf knapp sechshundert Seiten erzählt, kann aus einem reichen Fundus an Quellen schöpfen, der von den Chroniken Jean Froissarts aus dem vierzehnten Jahrhundert bis zu Johan Huizingas klassischer kulturgeschichtlicher Studie über den "Herbst des Mittelalters" von 1919 reicht. Aber während Huizingas Darstellung auch eine Auseinandersetzung mit bis dahin gültigen Theorien über die Kunst und Literatur des Spätmittelalters war, hält Van Loos Buch keinen theoretischen Bezugsrahmen bereit. Dem Autor genügt es, sein Thema von den Anfängen des Burgunderreiches unter Gundobad bis zur Einverleibung des burgundischen Erbes ins habsburgische Imperium Karls V. kundig plaudernd abzuschreiten. Dabei kommen ihm seine früheren Arbeiten zur Kulturgeschichte Frankreichs ebenso zugute wie sein auf Bilddetails versessener Blick. So entdeckt Van Loo auf der Brücke, die im Hintergrund von van Eycks "Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin" von 1435 zu sehen ist, jenes Gedenkkreuz, das der französische König Karl VII. im gerade geschlossenen Friedensvertrag von Arras dem Burgunderherzog als Sühne für den Mord an dessen Vater Johann Ohnefurcht versprochen hatte. Johann war sechzehn Jahre zuvor auf der Brücke von Montereau unter Karls Augen erschlagen worden, worauf Burgund im Hundertjährigen Krieg auf die Seite Englands wechselte. Noch hundert Jahre später zeigte ein Kartäusermönch in Champmol seinem königlichen Besucher den gespaltenen Schädel Johanns mit den Worten, dies sei die Öffnung, durch welche die Engländer in Frankreich eingedrungen seien. Ohne Montereau hätte Jeanne d'Arc nie ein Pferd bestiegen, um ihr Vaterland zu retten.
Andererseits gibt es auch Stellen, an denen Van Loo die Grenze zwischen dem Populären und dem Platten allzu deutlich überschreitet. Da regiert Philipp der Gute sein Herzogtum "mit einem einzigartigen Flair", während der Katholizismus "lange Zeit vor allem eine Angelegenheit von Priestern und Mönchen" ist. Auch darf der übliche Hinweis nicht fehlen, dass die Geschichte ohne dieses oder jenes Ereignis "ganz anders verlaufen" wäre. Ein aufmerksamer Lektor hätte hier einiges ausbügeln können, war aber offenbar nicht zur Hand.
Am klügsten ist dieses Buch immer dann, wenn es die Beschreibung des burgundischen Gepränges dazu nutzt, dessen politische Logik zu entfalten. Der äußere Pomp war für die Herzöge aus dem Haus Valois ein wirksames Herrschaftsinstrument. Nur drei Tage nachdem der Widder beim Hochzeitsfest in Brügge aus der Pastete gesprungen war, begründete Philipp der Gute den Orden vom Goldenen Vlies, dessen Wahrzeichen, ein Widderfell, noch Napoleon, Zar Alexander, die britische Queen, König Hussein von Jordanien und der französische Staatspräsident Sarkozy um den Hals getragen haben. Durch die Einrichtung zentraler Finanzkammern und Gerichte und die Nobilitierung städtischer Eliten gelang es Philipp, sein Regime in den südlichen Niederlanden dauerhaft zu befestigen. In den nördlichen Provinzen, die weniger stark am Seehandel teilhatten als Brügge und Gent, blieb der burgundische Einfluss dagegen ein Oberflächenphänomen. Der Keim zu der Spaltung, die im niederländischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien aufbrach und die sich heute in den Staatsgrenzen von Holland und Belgien manifestiert, wurde unter dem Banner Burgunds gelegt.
Von all dem hätten wir eine klarere, sinnlichere Vorstellung, wenn nicht der letzte Burgunderherzog Karl der Kühne seinen Staatsschatz 1476 bei Grandson an ein Schweizer Bürger- und Bauernheer verloren hätte. Der kleinere Teil der sogenannten Burgunderbeute ist heute noch in eidgenössischen Museen zu besichtigen, der größere, darunter Karls mit Perlen, Rubinen und Diamanten besetzter Hut, verschwand im Dunkel der Geschichte. Allein vom Verkaufserlös des Hutes konnte die Stadt Basel damals ihre Schulden begleichen. So diente der Prunk, bevor er verging, einem letzten guten Zweck. Die Pflege erbeuteten Kulturguts, wie wir sie kennen, ist eine Erfindung der Neuzeit. Auch das lernt man aus diesem gedankenarmen und episodenreichen Buch.
ANDREAS KILB
Bart Van Loo: "Burgund". Das verschwundene Reich. Eine Geschichte von 1111 Jahren und einem Tag.
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. C. H. Beck Verlag, München 2020. 656 S., Abb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ein bisschen quälen musste sich Burkhard Müller schon beim Lesen, denn er vergleicht es zwangsläufig, wie er meint, und wie es vermutlich auch der Autor getan habe, mit "Herbst des Mittelalters" von Johan Huizinga, ein Buch, das er zum Goldstandard der Geschichtsschreibung über Burgund erhebt. Dieser Autor nun setze dem "Ernst" jenes Werks einen eher anekdotischen, äußerst munteren Stil der Darstellung entgegen und wird damit, wie der Kritiker findet, beinahe "zu lesbar". Er lässt Groteskes und Grausames in buntem Reigen tanzen und das fand Burkhard Müller angesichts des historischen Materials oft ärgerlich. Dennoch empfiehlt er diese Geschichte eines Landes, dessen Grenzen ständig verrutschten, das einmal als eines der prächtigsten Europas galt und dessen "geografische Unruhe" innerhalb Frankreichs, so schreibt er, sogar bis heute fortdauere. Die Fülle des Stoffes ist gut gemeistert worden und viele Anekdoten seien brillant.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Man nehme sein Werk als das, was es ist, und man wird belohnt mit einem unterhaltsamen und aufschlussreichen Lese-Erlebnis."
Süddeutsche Zeitung, Burkhard Müller
"Großes Kino: Die Geschichte des Burgunderreichs (...) Ein Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite."
Neue Zürcher Zeitung Online, Thomas Ribi
"So süffig und lebendig, dass es sich wie ein Roman liest (...) im Grunde wird so Geschichte erst erfahrbar, deutlich und einprägsam."
literaturkritik.de, Georg Patzer
"Erklärt, (...) wieso vier spätmittelalterliche Herzöge noch heute prägend für Europa sind."
Die Presse, Oliver Grimm
"Geschichtsbuch, Historienroman, Kunst-Guide und Reiseführer in einem (...) packend und detailreich wie im Mittelalter-Schmöker."
Freundin
"Mit 'Burgund' lässt Bart Van Loo die Geschichte einer der faszinierendsten Epochen des ausgehenden Mittelalters wieder lebendig werden. Ein wahrhaft 'burgundisches' Lesevergnügen, das sich jedoch nicht nur der Erzählkunst Van Loos, sondern auch der kongenialen Übersetzung durch Andreas Ecke und dem gewissenhaften Lektorat Ulrich Noltes verdankt."
Junge Welt, Gerd Busse
"Farbenprächtig und facettenreich (...) eine belgische Meistererzählung."
SWR2, Konstantin Sakkas
"In seinem wunderbaren Buch "Burgund" lässt der belgische Historiker und Schriftsteller Bart Van Loo das verschwundene Reich wiederauferstehen. (...) Van Loo erzählt anschaulich und mit viel Herz von ebenso klugen wie prunksüchtigen Herrschern (...)."
Deutsche Presse Agentur
"Der belgische Schriftsteller Bart Van Loo sagt, die französische Kultur gleiche einer Schatzkiste. In 'Burgund' schaut er ziemlich tief hinein (...) Ein packendes Sachbuch, nach dem man sich wünscht, dass Van Loo noch öfter in diese Schatztruhe greift."
Stern
"Liest sich wie ein spannender Roman (...) Burgund erweist sich als reichhaltiges kulturhistorisches Terrain, das ein kundiger Cicerone erschließt."
Die Furche, Nikolaus Halmer
"Prachtvolles Buch."
Welt online, Berthold Seewald
"Burgund ist ein Wunder. (...) Bart Van Loo präsentiert die Geschichte Burgunds wie ein sich zuspitzendes Drama in 1111 Jahren und einem Tag."
Prisma
"Bart van Loo erzählt blumig, die Fakten werden ausgeschmückt, menschlich, er lässt an großen Tafeln teilnehmen und an Turnieren, gibt anschauliche Porträts von Fürsten und ihren Taten."
Münchner Merkur, Renate Wagner
"(Van Loo) schlägt einen kurzweiligen Bogen mit vielen Details von den Anfängen des Stammes der Burgunder im fünften Jahrhundert bis zum großen Trauerzug für Kaiser Karl V 1558 in Brüssel."
Frankreich Magazin"
Dieser niederländische Schriftsteller schafft es, seinen Beruf als Historiker mit der Profession des Schriftstellers zu verbinden, und zwar meisterhaft (...). Insgesamt eine grandiose Art und Weise, die Geschichte Burgunds auf gut lesbare Weise zu vermitteln, bei gleichzeitigem intellektuellen Lesegenuss."
Ethische Rendite, Michael Vaupel
"Fromm den Fakten verbunden, fett in der Aufbereitung - ein durch und durch burgundisches Werk."
Bücheratlas, Martin Oehlen
"Dieser schillernden Geschichte hat der belgische Historiker und Schriftsteller Bart Van Loo jetzt sein kongeniales Buch "Burgund. Das verschwundene Reich" gewidmet. Auf mehr als 600 Seiten breitet er eine wunderbar illustrierte Geschichte aus (...)."
welt.online, Berthold Seewald
"'Burgund' ist ein reich gedeckter Tisch, den man nicht verlassen will, weil ein wahrer Meisterkoch am Werk war."
NRC Handelsblad
Süddeutsche Zeitung, Burkhard Müller
"Großes Kino: Die Geschichte des Burgunderreichs (...) Ein Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite."
Neue Zürcher Zeitung Online, Thomas Ribi
"So süffig und lebendig, dass es sich wie ein Roman liest (...) im Grunde wird so Geschichte erst erfahrbar, deutlich und einprägsam."
literaturkritik.de, Georg Patzer
"Erklärt, (...) wieso vier spätmittelalterliche Herzöge noch heute prägend für Europa sind."
Die Presse, Oliver Grimm
"Geschichtsbuch, Historienroman, Kunst-Guide und Reiseführer in einem (...) packend und detailreich wie im Mittelalter-Schmöker."
Freundin
"Mit 'Burgund' lässt Bart Van Loo die Geschichte einer der faszinierendsten Epochen des ausgehenden Mittelalters wieder lebendig werden. Ein wahrhaft 'burgundisches' Lesevergnügen, das sich jedoch nicht nur der Erzählkunst Van Loos, sondern auch der kongenialen Übersetzung durch Andreas Ecke und dem gewissenhaften Lektorat Ulrich Noltes verdankt."
Junge Welt, Gerd Busse
"Farbenprächtig und facettenreich (...) eine belgische Meistererzählung."
SWR2, Konstantin Sakkas
"In seinem wunderbaren Buch "Burgund" lässt der belgische Historiker und Schriftsteller Bart Van Loo das verschwundene Reich wiederauferstehen. (...) Van Loo erzählt anschaulich und mit viel Herz von ebenso klugen wie prunksüchtigen Herrschern (...)."
Deutsche Presse Agentur
"Der belgische Schriftsteller Bart Van Loo sagt, die französische Kultur gleiche einer Schatzkiste. In 'Burgund' schaut er ziemlich tief hinein (...) Ein packendes Sachbuch, nach dem man sich wünscht, dass Van Loo noch öfter in diese Schatztruhe greift."
Stern
"Liest sich wie ein spannender Roman (...) Burgund erweist sich als reichhaltiges kulturhistorisches Terrain, das ein kundiger Cicerone erschließt."
Die Furche, Nikolaus Halmer
"Prachtvolles Buch."
Welt online, Berthold Seewald
"Burgund ist ein Wunder. (...) Bart Van Loo präsentiert die Geschichte Burgunds wie ein sich zuspitzendes Drama in 1111 Jahren und einem Tag."
Prisma
"Bart van Loo erzählt blumig, die Fakten werden ausgeschmückt, menschlich, er lässt an großen Tafeln teilnehmen und an Turnieren, gibt anschauliche Porträts von Fürsten und ihren Taten."
Münchner Merkur, Renate Wagner
"(Van Loo) schlägt einen kurzweiligen Bogen mit vielen Details von den Anfängen des Stammes der Burgunder im fünften Jahrhundert bis zum großen Trauerzug für Kaiser Karl V 1558 in Brüssel."
Frankreich Magazin"
Dieser niederländische Schriftsteller schafft es, seinen Beruf als Historiker mit der Profession des Schriftstellers zu verbinden, und zwar meisterhaft (...). Insgesamt eine grandiose Art und Weise, die Geschichte Burgunds auf gut lesbare Weise zu vermitteln, bei gleichzeitigem intellektuellen Lesegenuss."
Ethische Rendite, Michael Vaupel
"Fromm den Fakten verbunden, fett in der Aufbereitung - ein durch und durch burgundisches Werk."
Bücheratlas, Martin Oehlen
"Dieser schillernden Geschichte hat der belgische Historiker und Schriftsteller Bart Van Loo jetzt sein kongeniales Buch "Burgund. Das verschwundene Reich" gewidmet. Auf mehr als 600 Seiten breitet er eine wunderbar illustrierte Geschichte aus (...)."
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"'Burgund' ist ein reich gedeckter Tisch, den man nicht verlassen will, weil ein wahrer Meisterkoch am Werk war."
NRC Handelsblad
"Geschichtsbuch, Historienroman, Kunst-Guide und Reiseführer in einem, ... packend und detailreich wie ein Mittelalter- Schmöker."
Freundin
" ... kenntnisreich, auf dem neuesten Forschungsstand und zugleich leichtfüßig und voller Schwung. Ein Zeugnis großer Meisterschaft."
Frits van Oostrom
"Farbenprächtig und facettenreich, ... eine belgische Meistererzählung."
Konstantin Sakkas, SWR2
Freundin
" ... kenntnisreich, auf dem neuesten Forschungsstand und zugleich leichtfüßig und voller Schwung. Ein Zeugnis großer Meisterschaft."
Frits van Oostrom
"Farbenprächtig und facettenreich, ... eine belgische Meistererzählung."
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