Die Wirtschaft versorgt uns nicht nur mit Gütern und Dienstleistungen, sondern auch mit Begriffen und Phrasen, von denen viele mittlerweile im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen sind: von adressieren bis zeitnah, Compliance bis Wording. Wie es zum Siegeszug dieses sonderbaren Jargons kam, erklärt Jens Bergmann, stellvertretender Chefredakteur von brand eins in seinem Buch. Einem einleitenden Essay folgen sechs Kapitel zu verschiedenen Formen des modernen Business Bullshit: von Imponiervokabular über Gutfirmensprech bis zu Nullnachrichten und Sprachunfällen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2021Vorsicht, Phrasendrescher!
Ein amüsantes Taschenbuch über Managerdeutsch
"Die Wirtschaft versorgt nicht nur mit Gütern und Dienstleistungen, sondern auch mit Begriffen, Slogans und Redewendungen, von denen viele inzwischen im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen sind," schreibt der Wirtschaftsjournalist Jens Bergmann. In seinem sarkastischen Taschenbuch "Business Bullshit" lässt der studierte Psychologe aus einhundert gängigen Managerphrasen auf amüsante Weise die Luft, entlarvt kenntnisreich deren begriffliche Herkunft und zeigt, wozu der oftmals nebulöse Jargon heute dient.
Aus dem einleitenden Essay geht hervor, dass das Thema längst auch von den Sozialwissenschaften beackert wird. Sechs Kapitel in Bergmanns Buch konkretisieren, wie "Business Bullshit" aktuell eingesetzt wird - als Imponiervokabular, Beschwörungsformeln und Schönfärberei, Gutfirmensprech, Psychotalk und Nullnachrichten. Quasilexikalisch versammelt Bergmann dazu in alphabetischer Reihenfolge Dutzende von Stichworten und Sentenzen, die er in ein- bis zweiseitigen Exegesen säuberlich als leeres Stroh zerpflückt. Die Auswahl reicht von "Agilität" über "Intrapreneurship" bis "Synergie", von "Big Picture" über "DNA" bis "Quantensprung", von "Commitment" über "Minuswachstum" bis "Wording", von "auf Augenhöhe" über "zeitnah" bis "ich-bin-ganz-bei-Ihnen". Selbst der "Querdenker" kommt im bunten Floskeln-Gemisch von Managern beim Einschwören ihrer Belegschaft auf das eigene Unternehmen gelegentlich vor, nicht als Wutbürger und Verschwörungsfanatiker, sondern als positiver Regelbrecher. Und auch der beliebte Fingerzeig auf den "Mehrwert" wird aufgespießt, zurechtgerückt, zum Weiterlesen "Das Kapital. Erster Band" empfohlen. In anderem Zusammenhang finden sich sogar Nietzsche und Wittgenstein als Quellen.
Business Bullshit sei mittlerweile "übermächtig, allgegenwärtig und selbstverständlich", resümiert Bergmann am Ende. "Wir alle nutzen ihn, und das digitale Netz verbreitet ihn weltweit. Die Wirtschaft und die Unternehmen sind dabei Superspreader." Verantwortlich für die Expansion der Phrasendrescherei scheint auch die wachsende Psychologisierung im Geschäftsleben. Dabei lasse sich der dortige Sprachmüll mit seinen Plastikwörtern, die alles oder nichts bedeuten, ganz einfach vermeiden: "Was so aussieht, klingt und wirkt wie Bullshit, ist es meist auch ... Die einschlägigen Begriffe sind leicht identifizierbar," so Bergmann. Sein Buch hilft dabei.
ULLA FÖLSING
Jens Bergmann: Business Bullshit - Managerdeutsch in 100 Blasen und Phrasen, Duden-Verlag, Berlin 2021, 208 Seiten, 15 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein amüsantes Taschenbuch über Managerdeutsch
"Die Wirtschaft versorgt nicht nur mit Gütern und Dienstleistungen, sondern auch mit Begriffen, Slogans und Redewendungen, von denen viele inzwischen im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen sind," schreibt der Wirtschaftsjournalist Jens Bergmann. In seinem sarkastischen Taschenbuch "Business Bullshit" lässt der studierte Psychologe aus einhundert gängigen Managerphrasen auf amüsante Weise die Luft, entlarvt kenntnisreich deren begriffliche Herkunft und zeigt, wozu der oftmals nebulöse Jargon heute dient.
Aus dem einleitenden Essay geht hervor, dass das Thema längst auch von den Sozialwissenschaften beackert wird. Sechs Kapitel in Bergmanns Buch konkretisieren, wie "Business Bullshit" aktuell eingesetzt wird - als Imponiervokabular, Beschwörungsformeln und Schönfärberei, Gutfirmensprech, Psychotalk und Nullnachrichten. Quasilexikalisch versammelt Bergmann dazu in alphabetischer Reihenfolge Dutzende von Stichworten und Sentenzen, die er in ein- bis zweiseitigen Exegesen säuberlich als leeres Stroh zerpflückt. Die Auswahl reicht von "Agilität" über "Intrapreneurship" bis "Synergie", von "Big Picture" über "DNA" bis "Quantensprung", von "Commitment" über "Minuswachstum" bis "Wording", von "auf Augenhöhe" über "zeitnah" bis "ich-bin-ganz-bei-Ihnen". Selbst der "Querdenker" kommt im bunten Floskeln-Gemisch von Managern beim Einschwören ihrer Belegschaft auf das eigene Unternehmen gelegentlich vor, nicht als Wutbürger und Verschwörungsfanatiker, sondern als positiver Regelbrecher. Und auch der beliebte Fingerzeig auf den "Mehrwert" wird aufgespießt, zurechtgerückt, zum Weiterlesen "Das Kapital. Erster Band" empfohlen. In anderem Zusammenhang finden sich sogar Nietzsche und Wittgenstein als Quellen.
Business Bullshit sei mittlerweile "übermächtig, allgegenwärtig und selbstverständlich", resümiert Bergmann am Ende. "Wir alle nutzen ihn, und das digitale Netz verbreitet ihn weltweit. Die Wirtschaft und die Unternehmen sind dabei Superspreader." Verantwortlich für die Expansion der Phrasendrescherei scheint auch die wachsende Psychologisierung im Geschäftsleben. Dabei lasse sich der dortige Sprachmüll mit seinen Plastikwörtern, die alles oder nichts bedeuten, ganz einfach vermeiden: "Was so aussieht, klingt und wirkt wie Bullshit, ist es meist auch ... Die einschlägigen Begriffe sind leicht identifizierbar," so Bergmann. Sein Buch hilft dabei.
ULLA FÖLSING
Jens Bergmann: Business Bullshit - Managerdeutsch in 100 Blasen und Phrasen, Duden-Verlag, Berlin 2021, 208 Seiten, 15 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Ulla Fölsing lässt sich vom Wirtschaftsjournalisten Jens Bergmann den Managersprech analysieren. Zu lernen ist für Fölsing dabei, welche Slogans und Begriffe konkret zu welchem Zweck in der Wirtschaft eingesetzt werden und was wirklich dahinter steckt. Meist heiße Luft, stellt Fölsing fest, auch wenn als Quellen Nietzsche und Wittgenstein herhalten müssen. Die Psychologisierung in der Wirtschaft schlägt sich in "Synergien", "Wording" und "Minuswachstum" nieder, erkennt die Rezensentin. Von jetzt an ist sie für derlei Sprachmüll aufmerksamer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"In dem Buch Business Bullshit lästert der stellvertretende Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Brand eins hemmungslos über modernes Managerdeutsch - und über alle, die den Worthülsen auf den Leim gehen." Neue Westfälische Neue Westfälische
"In dem Buch Business Bullshit lästert der stellvertretende Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Brand eins hemmungslos über modernes Managerdeutsch - und über alle, die den Worthülsen auf den Leim gehen." Neue Westfälische Neue Westfälische