For a thousand years, an extraordinary empire made possible Europe's transition to the modern world: Byzantium. This book provides various short chapters that focus on a theme, such as a building (the great church of Hagia Sophia), a clash over religion (iconoclasm), sex and power (the role of eunuchs), and a symbol of civilization (the fork).
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2013Ostrom als Panorama
Wie bringt man das byzantinische Reich, diesen schillernden historischen Monolith zwischen Antike und Neuzeit, dem gewöhnlichen Leser nahe? Altmeister der Byzantinistik wie Georg Ostrogorsky und Steven Runciman, aber auch der deutsche Historiker Ralph-Johannes Lilie haben es mit Ereignisgeschichte versucht: der Darstellung der (Bürger-)Kriege, Thron- und Glaubenskämpfe, die das tausendjährige Imperium am Bosporus schufen und zerstörten. Judith Herrin, Byzantinistin am King's College in London, wählt in ihrem 2007 erschienenen und jetzt ins Deutsche übersetzten Band dagegen eine mehr kaleidoskopische Erzählweise. In achtundzwanzig kurzen Kapiteln erzählt sie von der Kunst, Architektur, Ökonomie, Theologie und Politik Ostroms, von seinen Tischsitten und Militärtechniken, seinem hohen Bildungsstand und seiner stupenden Toleranz gegenüber den Sitten und Gebräuchen der vielen christlichen Völker, die sich auf den Straßen seiner Städte mischten. Aber der panoramatische Blick, den die Autorin auf das mit vielen schönen Anekdoten und Zitaten ausgeschmückte Gewimmel wirft, ist zugleich die große Schwäche ihres Buches. Denn Herrins historische Skizzen wirken oft oberflächlich und inkohärent, und hier unterlaufen ihr auch sachliche Fehler, die ihre Autorität schmälern. Es stimmt eben nicht, dass der Streit zwischen Byzanz und den Ottonen um das römische Kaisertum nur ein "Geplänkel über Titel" war, und auch der Große Palast am Hippodrom war keineswegs bis zur türkischen Eroberung von 1453 intakt. So bleibt Herrins Studie ein Mittelding: Den interessierten Laien blendet und verwirrt sie, und dem Fachmann hat sie wenig zu bieten. (Judith Herrin: "Byzanz. Die erstaunliche Geschichte eines mittelalterlichen Imperiums". Reclam Verlag, Stuttgart 2013. 416 S., geb., 29,93 [Euro].)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie bringt man das byzantinische Reich, diesen schillernden historischen Monolith zwischen Antike und Neuzeit, dem gewöhnlichen Leser nahe? Altmeister der Byzantinistik wie Georg Ostrogorsky und Steven Runciman, aber auch der deutsche Historiker Ralph-Johannes Lilie haben es mit Ereignisgeschichte versucht: der Darstellung der (Bürger-)Kriege, Thron- und Glaubenskämpfe, die das tausendjährige Imperium am Bosporus schufen und zerstörten. Judith Herrin, Byzantinistin am King's College in London, wählt in ihrem 2007 erschienenen und jetzt ins Deutsche übersetzten Band dagegen eine mehr kaleidoskopische Erzählweise. In achtundzwanzig kurzen Kapiteln erzählt sie von der Kunst, Architektur, Ökonomie, Theologie und Politik Ostroms, von seinen Tischsitten und Militärtechniken, seinem hohen Bildungsstand und seiner stupenden Toleranz gegenüber den Sitten und Gebräuchen der vielen christlichen Völker, die sich auf den Straßen seiner Städte mischten. Aber der panoramatische Blick, den die Autorin auf das mit vielen schönen Anekdoten und Zitaten ausgeschmückte Gewimmel wirft, ist zugleich die große Schwäche ihres Buches. Denn Herrins historische Skizzen wirken oft oberflächlich und inkohärent, und hier unterlaufen ihr auch sachliche Fehler, die ihre Autorität schmälern. Es stimmt eben nicht, dass der Streit zwischen Byzanz und den Ottonen um das römische Kaisertum nur ein "Geplänkel über Titel" war, und auch der Große Palast am Hippodrom war keineswegs bis zur türkischen Eroberung von 1453 intakt. So bleibt Herrins Studie ein Mittelding: Den interessierten Laien blendet und verwirrt sie, und dem Fachmann hat sie wenig zu bieten. (Judith Herrin: "Byzanz. Die erstaunliche Geschichte eines mittelalterlichen Imperiums". Reclam Verlag, Stuttgart 2013. 416 S., geb., 29,93 [Euro].)
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"Judith Herrin, Winner of the 2016 Dr A.H. Heineken Prize, Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences"