Was heißt es, Amerikaner zu sein, und was heißt es, Europäer zu sein? Hans Ulrich Gumbrecht lebt seit zwanzig Jahren in Kalifornien und hat seit zehn Jahren einen amerikanischen Pass. In "California Graffiti" erzählt der Wahlamerikaner vom Mythos der Vereinigten Staaten, von American Football, New York und San Francisco, von Disneyland und Damenblusen. Mit seinen treffsicheren Skizzen und prägnanten Alltagsszenen fängt er das Besondere der Kultur der Westküste ein, die ihn immer wieder überrascht und fasziniert. Präzise beschreibt er die Unterschiede zwischen dem Leben in Europa und dem Leben in Amerika.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Genervt war Detlev Claussen von diesem Buch des frisch naturalisierten Literaturwissenschaftlers. Der nämlich lässt zum Ärger des Kritikers in seinem Buch über die USA "ziemlich den Professor" heraushängen und stülpe seinen professoralen Ton noch über Banalstes. Auch hätte alles schon mal in der Zeitschrift "Merkur" gestanden, schimpft Claussen weiter, und die Texte seien auch nicht, wie behauptet, für die Buchausgabe überarbeitet worden. Fehlurteile blieben stehen, Irrtümer seien nicht revidiert worden. Darüber hinaus trete Hans Ulrich Gumprecht mit "taxierendem Altherrenblick" auch allerlei weiblichen Wesen gegenüber. Die Liste der Ausfälle, die uns der Kritiker genüsslich präsentiert, ist noch länger, und sein Entsetzen über das Buch auch größer, als hier zusammenzufassen möglich ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Bei den besten dieser skizzenartigen Stücke, die der Komparatistik-Professor Hans Ulrich Gumbrecht über seine Wahlheimat Kalifornien verfasst hat, möchte Nico Bleutge die Zeit anhalten. Derart weitsichtig und unprofessoral analysiert Gumbrecht die amerikanische Gesellschaft und Kultur, derart geschickt kommt er vom Konkreten zum Allgemeinen, dass Bleutge sich ungemein angeregt fühlt. Dass Gumbrecht Vorurteile und Grundüberzeugungen untersucht, etwa in einem Exkurs über einen Trailer-Park, und schließlich das amerikanische Lebensgefühl preisen kann, sieht Bleutge zwar skeptisch. Schließlich schaut manches in Kalifornien anders aus als im Rest der USA. Insgesamt aber schätzt er die Haltung des Autors, nicht zuletzt wegen seiner Fähigkeit zur Selbstdistanz und -ironie.
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