Mit einem Blick auf die historischen Raumentwicklungen Haitis untersucht Yann-Olivier Kersaint in "Canaan - eine ordinary city" einen der bedeutendsten Stadtentwicklungsprozesse in der Karibik der 2010er Jahre. Im Fokus des Buchs steht die Siedlung Canaan, die nach dem Erdbeben vom 12.01.2010 in der Metropolregion Port-au-Prince in Haiti entstanden ist. Anhand von Siedlungsbiographien und Expert_innen-Interviews erläutert Kersaint die Prozesse, die ausgehend von einem Camp für im Zuge des Bebens obdachlos gewordene Menschen, zwischen 2010 und 2020 eine Stadt mit mehreren hunderttausend Einwohner_innen produziert haben. Hierbei wird der junge urbane Raum in regionale Stadtentwicklungsprozesse eingebettet, und es wird dargestellt, wie sich geopolitische Verflechtungen langfristig lokalräumlich auswirken. Vor dem Hintergrund der naturräumlichen Gegebenheiten Canaans liegt ein besonderes Augenmerk auf der sozialräumlichen Produktion von Verwundbarkeit und Risiko für die dort lebende Bevölkerung.