Man hat es beinahe schon geahnt: "P. ist aus dem Seniorenstift zurück. Er hat es dort nicht ausgehalten. Er brauche die Diskussion, das Streitgespräch. So treffen wir uns abends wieder bei Bourbon und Schach und sprechen über gesellschaftliche Entwicklungen und Fehlentwicklungen". In Cancel Culture, dem fünften Band der Gespräche des Ich-Erzählers mit seinem Studienfreund P., ist insbesondere "die Macht, die radikale Minderheiten durch die Möglichkeiten digitaler Medien ausüben" Thema. Wie üblich, geht es bei ihren Diskussionen hoch her, sind die beiden Studienfreunde oft uneins, manches Mal ratlos und zuweilen auch einig. In ihren Gesprächen über die Macht radikaler Minderheiten, offene Gesellschaft und Political Correctness setzen sie sich engagiert mit aktuellen politischen Diskursen und Ereignissen, juristischen Entscheidungen, Formen journalistischer Berichterstattung, aber auch mit dem Alltäglichen auseinander. Es geht darum, wie die für eine demokratische Gesellschaft selbstverständlichen und unverzichtbaren Werte der Gedankenfreiheit, der Gleichberechtigung ohne Ansehen der Person und der offenen Gesellschaft zunehmend an ihre Grenzen geraten und unter dem Aspekt der Political Correctness des Öfteren ad absurdum geführt werden. Trotz ihrer Differenzen wird erneut deutlich, dass sie das Gespräch, den argumentativen Austausch miteinander brauchen.