1949, vier Jahre nach Kriegsende, legte der heute kaum noch bekannte Schriftsteller Rudolf Schneider-Schelde eine Neuübersetzung von Voltaires berühmtem Roman über den Irrglauben an den Sieg des Guten in der Geschichte vor.Im gleichen Jahr präsentierte das Dortmunder Ostwall-Museum einen "Candide-Zyklus" mit 25 Federzeichnungen der jungen Künstlerin Hety Thier. Zeitgenossen urteilten: "Hety Thier, früh gereift, von hoher Intelligenz, brillanter technischer Erfahrung ... muss seit dem 'Candide' zu den großen Hoffnungen der deutschen Grafik gezählt werden." Die erst 31-jährigen Hety Thier wurde 1951 einstimmig in die progressive und zur Abstraktion tendierende Künstlervereinigung "Neue Rheinische Sezession" aufgenommen, was als besondere Auszeichnung galt. Studiert hatte die aus Westfalen stammende Künstlerin an der Düsseldorfer Kunstakademie und an der Berliner Akademie der Künste. 1952 starb Hety Thier mit nur 33 Jahren an den Folgen eines Autounfalls - und geriet allmählich in Vergessenheit. In dieser "Candide"-Ausgabe liegt ihr damals aufsehenerregender Zyklus nun erstmals zusammen mit dem illlustrierten Werk im Druck vor.