„Bitte lächeln!“ - leider hat diese heutige Aufforderung jeden Fotografens der römische Kaiser Caracalla vor ca. 1800 Jahren nicht befolgt, als seine Büste von einem unbekannten Bildhauer in Stein gehauen wurde. Damit ging er griesgrämig und furchterregend dreinschauend als Schreckensherrscher in
die Weltgeschichte ein. In dem brutalen Gesichtsausdruck spiegelte sich für die Nachwelt der…mehr„Bitte lächeln!“ - leider hat diese heutige Aufforderung jeden Fotografens der römische Kaiser Caracalla vor ca. 1800 Jahren nicht befolgt, als seine Büste von einem unbekannten Bildhauer in Stein gehauen wurde. Damit ging er griesgrämig und furchterregend dreinschauend als Schreckensherrscher in die Weltgeschichte ein. In dem brutalen Gesichtsausdruck spiegelte sich für die Nachwelt der Brudermörder und rücksichtslose Tyrann wieder. Selbst der bekannte Kulturhistoriker Jacob Burckhardt nannte ihn 1884 noch einen Satan.
Die Ausstellung „Caracalla - Kaiser Tyrann Feldherr“, die vom 21. Juni bis zum 3. November 2013 im Limesmuseum Aalen zu sehen ist, versucht nun erstmals ein differenziertes und realistisches Bild des Kaisers vor dem Hintergrund der archäologischen und historischen Quellen zu geben.
Im Verlag Philipp von Zabern ist der reich illustrierte Begleitband zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Ein Autorenteam von sieben anerkannten Historikern und Archäologen beleuchtet in ihren Textbeiträgen die gesellschaftliche und politische Entwicklung des römischen Reiches um 200 n. Chr, wobei neben der Epoche der Severischen Kaiser vor allem Caracallas Regierungsjahre (von 211 bis 217 n. Chr.) im Mittelpunkt stehen.
Im besonderen Blick steht dabei das Jahr 213 n. Chr., als der umstrittene Kaiser den Limes überschritt, um im Land der Barbaren die Feinde zu vernichten. Bisher wurde der Feldzug Caracallas als Reaktion auf germanische Angriffe gedeutet, neuere Forschungen sprechen aber auch von innergermanischen Konflikten und von einem Hilfeersuchen von einer Gruppe von Germanen. Unabhängig davon brachte jedoch sein erfolgreicher Feldzug den Grenzprovinzen noch einmal für einige Jahre Frieden, bevor mit den Germaneneinfällen ab 233 n. Chr. das Ende des Limes eingeläutet wurde.
Ausstellung und Begleitband haben eine umfassende Neubewertung des Menschen Caracalla angestrebt, auch als Grundlage für die Erforschung des Feldzuges von 213 n. Chr. Dabei wird der Blick nicht nur auf eine kritische und differenzierte Betrachtung des Kaisers Caracalla sondern der römischen Geschichte gerichtet.
Zahlreiche Abbildungen von archäologischen Funden, Bauwerken, Rekonstruktionen und historischen Dokumenten bereichern diesen Bildband, der mit einer ausgezeichneten Druck- und Papierqualität hervorsticht. Ein Anhang mit Anmerkungen und Literaturverzeichnis komplettiert diesen bemerkenswerten Begleitkatalog.