Der neueste Fall für Cormoran Strike & Robin Ellacott - das cleverste Ermittlerduo der britischen Kriminalliteratur
Nachdem Robin Ellacott ein mysteriöses Paket in Empfang genommen hat, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass es ein abgetrenntes Frauenbein enthält. Ihr Chef, der private Ermittler Cormoran Strike, ist ebenfalls beunruhigt, jedoch kaum überrascht. Gleich vier Menschen aus seiner eigenen Vergangenheit fallen ihm ein, denen er eine solche Tat zutrauen würde - und Strike weiß, dass jeder von ihnen zu skrupelloser, unaussprechlicher Grausamkeit fähig ist.
Während die Polizei sich auf den einen Verdächtigen konzentriert, der für Strike immer weniger als Täter infrage kommt, nehmen er und Robin die Dinge selbst in die Hand und wagen sich vor in die düsteren und verstörenden Welten der drei anderen Männer. Doch als weitere erschreckende Vorfälle London erschüttern, gerät das Ermittlerduo selbst mehr und mehr in Bedrängnis...
Nachdem Robin Ellacott ein mysteriöses Paket in Empfang genommen hat, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass es ein abgetrenntes Frauenbein enthält. Ihr Chef, der private Ermittler Cormoran Strike, ist ebenfalls beunruhigt, jedoch kaum überrascht. Gleich vier Menschen aus seiner eigenen Vergangenheit fallen ihm ein, denen er eine solche Tat zutrauen würde - und Strike weiß, dass jeder von ihnen zu skrupelloser, unaussprechlicher Grausamkeit fähig ist.
Während die Polizei sich auf den einen Verdächtigen konzentriert, der für Strike immer weniger als Täter infrage kommt, nehmen er und Robin die Dinge selbst in die Hand und wagen sich vor in die düsteren und verstörenden Welten der drei anderen Männer. Doch als weitere erschreckende Vorfälle London erschüttern, gerät das Ermittlerduo selbst mehr und mehr in Bedrängnis...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.11.2015Nichts für Zimperliche
Seit dem Abschluss der „Harry Potter“-Reihe schreibt J. K. Rowling als Robert Galbraith Krimis. In „Career of Evil“ wird sie richtig grausam
Im Nachwort zu ihrem dritten Krimi, „Career of Evil“, gesteht J.K. Rowling, sie habe es noch nie so sehr genossen, einen Roman zu schreiben. Dass Rowling von den Abgründen der menschlichen Natur fasziniert ist, wissen Harry-Potter-Leser. Dass ihr aber ausgerechnet diese finstere Geschichte so viel Vergnügen bereitet haben soll, lässt dann doch noch ein bisschen tiefer blicken.
An der Monstrosität des Killers, mit dem Rowlings Privatdetektiv Cormoran Strike es diesmal aufnehmen muss, besteht jedenfalls vom ersten Kapitel an kein Zweifel. Da ergeht sich der Serienmörder in genüsslichen Erinnerungen an das Blutbad, das er soeben veranstaltet hat. Wenn der „Shadwell Ripper“ später die abgetrennten Finger eines seiner Opfer aus dem Gefrierfach holt, wird es endgültig „subhuman“, wie der Titel des entsprechenden Kapitels andeutet: „Er nahm einen heraus, presste ihn gegen seine Lippen und biss dann fest hinein. Er stellte sich vor, dass sie noch immer daran hinge, vor Schmerzen schreiend. Er kaute tiefer, genoss das Gefühl des kalten, aufbrechenden Fleisches, während seine Zähne sich hart gegen den Knochen drückten. Eine Hand nestelte an der Kordel seiner Trainingshose . . . “.
Hat man die beiden ersten Fälle des Kriegsveteranen Cormoran Strike gelesen, die Rowling ebenfalls unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlichte, weiß man, dass die Welt des Privatdetektivs nichts für Zimperliche ist. So dicht bevölkert von Versehrten und Zerstörten an Leib und Seele wie in „Career of Evil“ (das kommenden März als „Ernte des Bösen“ auf Deutsch erscheint) war sie allerdings noch nie. Als Strikes Assistentin Robin per Kurier ein abgetrennter weiblicher Unterschenkel zugestellt wird, ist klar: man wird sich, verglichen mit Rowlings Satiren auf Mode- („Ruf des Kuckucks“) und Literaturbetrieb („Der Seidenspinner“) auf eine härtere Gangart einstellen müssen.
Cormoran Strike, dem als Militärpolizist in Afghanistan selbst das halbe Bein weggesprengt wurde, hat rasch eine Liste möglicher Absender beisammen: Ein Londoner Gangster, ein ehemaliger Möchtegern-Rockstar, den Strike trotz Freispruchs für den Mörder seiner Mutter hält, und zwei ehemalige Soldaten. Beide lupenreine Psychopathen, der eine ein Kinderschänder, der andere wegen viehischer Gewalt gegen seine Frau aus der Armee entlassen. Sie alle haben guten Grund, Strike zu hassen, und ihnen allen traut der Detektiv das Schlimmste zu.
Es liegt eigentlich nicht an ihm, den Mord an der zerstückelten Frau aufzuklären – Rowling bleibt, was die Grenzen, die einem Privatermittler gesetzt sind, immer realistisch. Aber zum einen fühlt er sich verantwortlich für das Gemetzel, mit dem der Mörder offenkundig ihn treffen will. Zum anderen ist die Assoziation mit zerhackten Leichen schlecht fürs Geschäft. Zudem ist Strike, wie jeder gute Krimi-Detektiv, findiger als die Polizei.
Auch als Galbraith spielt J.K. Rowling die Stärken aus, die ihre Potter-Bücher so erfolgreich machen: Die Figurenzeichnung ist präzise und dreidimensional, ganz gleich, ob es um die Hauptfiguren geht oder um schillernde Nebenakteure wie Strikes Jugendfreund Shanker, einen Cockney-Hardman, den Strikes Mutter als Kind aus der Gosse auflas. Ortsbeschreibungen sind oft wunderbar atmosphärisch; besonders London fängt sie, wie schon in den Vorgängerbänden, in seinen zahllosen Facetten ein.
Dabei geht es noch mehr als bisher um die Welten, die zwischen den sozialen Schichten der Metropole liegen. Strike sinniert über die Entfernung zwischen dem luxuriösen Haus seiner derzeitigen Freundin nahe dem Regent’s Park und der schmuddeligen Wohnung in Whitechapel, in der seine Mutter an einer Überdosis Heroin starb: „Sie konnte nicht einfach in Meilen gemessen werden. Sie waren getrennt durch grenzenlose Ungleichheit, durch die Lotterien der Geburt und des Zufalls.“
Strike und Robin verlassen London, sie reisen auf der Suche nach den Verdächtigen durch England und Schottland, von Montrose nach Barrow-in-Furness, von Market Harborough nach Corby, und dann wird es manchmal arg touristisch. Die Beschreibung der Landschaft von Cumbria als „Panorama von Moorheiden und Torflandschaften und einem diesigen blauen Himmel“ könnte direkt aus einem Prospekt des Fremdenverkehrsverbandes stammen. Aber letztlich findet Rowling doch immer wieder die finsteren Ecken, die Massagesalons und tristen, irgendwie sinistren Reihenhaussiedlungen, die Schattenseiten der malerischsten Flecken.
Die Recherchereisen in die britische Provinz bieten zudem Gelegenheit, die von beiden bekämpfte, höchst unterhaltsame erotische Spannung zwischen dem Detektiv und seiner Assistentin hochzufahren. Robin ist nicht nur attraktiv, sie entwickelt sich auch mehr und mehr zur ebenbürtigen Partnerin des klugen, aber oft auch groben Detektivs. Zugleich reißen die Ermittlungen die Wunden in Robins eigener, erstaunlich traumatischer Vergangenheit auf. So wird auch allmählich klarer, warum sie es so lange mit ihrem unsympathischen Verlobten Matthew ausgehalten hat. Matthew ist der größte Widerling im Galbraith-Kosmos, und die Autorin scheint selbst eine solche Abneigung gegen ihn entwickelt zu haben, dass er diesmal als einzige Figur knapp an der Karikatur vorbeischrammt. Dieser Dreiecksbeziehung verdanken wir auch den seifenopernreifen Cliffhanger am Ende von „Career of Evil“.
Bisher sind die Stories der Strike-Romane chronologisch von Anfang 2010 bis zum Frühsommer 2011 verlaufen. In „Career of Evil“ ist die Hochzeit Prinz Williams mit Kate Middleton der folkloristische Hintergrund des Falles. Wenn Rowling/Galbraith im unweigerlich folgenden, und hochwillkommenen, vierten Band da ansetzt, wo dieser endet, könnte es noch finsterer werden: Im August 2011 begannen die London Riots.
ALEXANDER MENDEN
Robert Galbraith: Career of Evil. Sphere, London 2015. 494 Seiten, 15,95 Euro. E-Book 12,99 Euro.
An der Monströsität des Killers,
mit dem es Cormoran Strike zu
tun hat, besteht kein Zweifel
Zum dritten Mal im
Krimigenre: Joanne Rowling. Foto: AP/Dan Hallman
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Seit dem Abschluss der „Harry Potter“-Reihe schreibt J. K. Rowling als Robert Galbraith Krimis. In „Career of Evil“ wird sie richtig grausam
Im Nachwort zu ihrem dritten Krimi, „Career of Evil“, gesteht J.K. Rowling, sie habe es noch nie so sehr genossen, einen Roman zu schreiben. Dass Rowling von den Abgründen der menschlichen Natur fasziniert ist, wissen Harry-Potter-Leser. Dass ihr aber ausgerechnet diese finstere Geschichte so viel Vergnügen bereitet haben soll, lässt dann doch noch ein bisschen tiefer blicken.
An der Monstrosität des Killers, mit dem Rowlings Privatdetektiv Cormoran Strike es diesmal aufnehmen muss, besteht jedenfalls vom ersten Kapitel an kein Zweifel. Da ergeht sich der Serienmörder in genüsslichen Erinnerungen an das Blutbad, das er soeben veranstaltet hat. Wenn der „Shadwell Ripper“ später die abgetrennten Finger eines seiner Opfer aus dem Gefrierfach holt, wird es endgültig „subhuman“, wie der Titel des entsprechenden Kapitels andeutet: „Er nahm einen heraus, presste ihn gegen seine Lippen und biss dann fest hinein. Er stellte sich vor, dass sie noch immer daran hinge, vor Schmerzen schreiend. Er kaute tiefer, genoss das Gefühl des kalten, aufbrechenden Fleisches, während seine Zähne sich hart gegen den Knochen drückten. Eine Hand nestelte an der Kordel seiner Trainingshose . . . “.
Hat man die beiden ersten Fälle des Kriegsveteranen Cormoran Strike gelesen, die Rowling ebenfalls unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlichte, weiß man, dass die Welt des Privatdetektivs nichts für Zimperliche ist. So dicht bevölkert von Versehrten und Zerstörten an Leib und Seele wie in „Career of Evil“ (das kommenden März als „Ernte des Bösen“ auf Deutsch erscheint) war sie allerdings noch nie. Als Strikes Assistentin Robin per Kurier ein abgetrennter weiblicher Unterschenkel zugestellt wird, ist klar: man wird sich, verglichen mit Rowlings Satiren auf Mode- („Ruf des Kuckucks“) und Literaturbetrieb („Der Seidenspinner“) auf eine härtere Gangart einstellen müssen.
Cormoran Strike, dem als Militärpolizist in Afghanistan selbst das halbe Bein weggesprengt wurde, hat rasch eine Liste möglicher Absender beisammen: Ein Londoner Gangster, ein ehemaliger Möchtegern-Rockstar, den Strike trotz Freispruchs für den Mörder seiner Mutter hält, und zwei ehemalige Soldaten. Beide lupenreine Psychopathen, der eine ein Kinderschänder, der andere wegen viehischer Gewalt gegen seine Frau aus der Armee entlassen. Sie alle haben guten Grund, Strike zu hassen, und ihnen allen traut der Detektiv das Schlimmste zu.
Es liegt eigentlich nicht an ihm, den Mord an der zerstückelten Frau aufzuklären – Rowling bleibt, was die Grenzen, die einem Privatermittler gesetzt sind, immer realistisch. Aber zum einen fühlt er sich verantwortlich für das Gemetzel, mit dem der Mörder offenkundig ihn treffen will. Zum anderen ist die Assoziation mit zerhackten Leichen schlecht fürs Geschäft. Zudem ist Strike, wie jeder gute Krimi-Detektiv, findiger als die Polizei.
Auch als Galbraith spielt J.K. Rowling die Stärken aus, die ihre Potter-Bücher so erfolgreich machen: Die Figurenzeichnung ist präzise und dreidimensional, ganz gleich, ob es um die Hauptfiguren geht oder um schillernde Nebenakteure wie Strikes Jugendfreund Shanker, einen Cockney-Hardman, den Strikes Mutter als Kind aus der Gosse auflas. Ortsbeschreibungen sind oft wunderbar atmosphärisch; besonders London fängt sie, wie schon in den Vorgängerbänden, in seinen zahllosen Facetten ein.
Dabei geht es noch mehr als bisher um die Welten, die zwischen den sozialen Schichten der Metropole liegen. Strike sinniert über die Entfernung zwischen dem luxuriösen Haus seiner derzeitigen Freundin nahe dem Regent’s Park und der schmuddeligen Wohnung in Whitechapel, in der seine Mutter an einer Überdosis Heroin starb: „Sie konnte nicht einfach in Meilen gemessen werden. Sie waren getrennt durch grenzenlose Ungleichheit, durch die Lotterien der Geburt und des Zufalls.“
Strike und Robin verlassen London, sie reisen auf der Suche nach den Verdächtigen durch England und Schottland, von Montrose nach Barrow-in-Furness, von Market Harborough nach Corby, und dann wird es manchmal arg touristisch. Die Beschreibung der Landschaft von Cumbria als „Panorama von Moorheiden und Torflandschaften und einem diesigen blauen Himmel“ könnte direkt aus einem Prospekt des Fremdenverkehrsverbandes stammen. Aber letztlich findet Rowling doch immer wieder die finsteren Ecken, die Massagesalons und tristen, irgendwie sinistren Reihenhaussiedlungen, die Schattenseiten der malerischsten Flecken.
Die Recherchereisen in die britische Provinz bieten zudem Gelegenheit, die von beiden bekämpfte, höchst unterhaltsame erotische Spannung zwischen dem Detektiv und seiner Assistentin hochzufahren. Robin ist nicht nur attraktiv, sie entwickelt sich auch mehr und mehr zur ebenbürtigen Partnerin des klugen, aber oft auch groben Detektivs. Zugleich reißen die Ermittlungen die Wunden in Robins eigener, erstaunlich traumatischer Vergangenheit auf. So wird auch allmählich klarer, warum sie es so lange mit ihrem unsympathischen Verlobten Matthew ausgehalten hat. Matthew ist der größte Widerling im Galbraith-Kosmos, und die Autorin scheint selbst eine solche Abneigung gegen ihn entwickelt zu haben, dass er diesmal als einzige Figur knapp an der Karikatur vorbeischrammt. Dieser Dreiecksbeziehung verdanken wir auch den seifenopernreifen Cliffhanger am Ende von „Career of Evil“.
Bisher sind die Stories der Strike-Romane chronologisch von Anfang 2010 bis zum Frühsommer 2011 verlaufen. In „Career of Evil“ ist die Hochzeit Prinz Williams mit Kate Middleton der folkloristische Hintergrund des Falles. Wenn Rowling/Galbraith im unweigerlich folgenden, und hochwillkommenen, vierten Band da ansetzt, wo dieser endet, könnte es noch finsterer werden: Im August 2011 begannen die London Riots.
ALEXANDER MENDEN
Robert Galbraith: Career of Evil. Sphere, London 2015. 494 Seiten, 15,95 Euro. E-Book 12,99 Euro.
An der Monströsität des Killers,
mit dem es Cormoran Strike zu
tun hat, besteht kein Zweifel
Zum dritten Mal im
Krimigenre: Joanne Rowling. Foto: AP/Dan Hallman
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