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Wenige Autoren wurden in den letzten Jahren so intensiv und extensiv diskutiert wie Carl Schmitt. Man rekonstruierte das Werk detailliert in seinen Brüchen und Kontinuitäten und ordnete es in den historischen Kontext der Zeit ein. Schmitt wurde als Akteur entdeckt. Der vorliegende kooperative Kommentar will zur theoretischen Auseinandersetzung zurückführen, indem er dessen Schlüsselschrift "Der Begriff des Politischen" in ihrer internen Kohärenz und Systematik prüft und ihre Reichweite auslotet.

Produktbeschreibung
Wenige Autoren wurden in den letzten Jahren so intensiv und extensiv diskutiert wie Carl Schmitt. Man rekonstruierte das Werk detailliert in seinen Brüchen und Kontinuitäten und ordnete es in den historischen Kontext der Zeit ein. Schmitt wurde als Akteur entdeckt. Der vorliegende kooperative Kommentar will zur theoretischen Auseinandersetzung zurückführen, indem er dessen Schlüsselschrift "Der Begriff des Politischen" in ihrer internen Kohärenz und Systematik prüft und ihre Reichweite auslotet.
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Autorenporträt
Reinhard Mehring, geboren 1959, Studium der Philosophie, Germanistik und Politikwissenschaft in Bonn und Freiburg. 1989 - 90 Lehrauftrag Politikwissenschaft; 1991 - 93 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungslehre der Universität Würzburg; 1993 - 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Rechts- und Sozialphilosophie der Humboldt-Universität zu Berlin. Habilitation und Professor für Politikwissenschaft und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Hauke Brunkhorst findet es lobenswert, den Text Carl Schmitts über den "Begriff des Politischen" noch mal einer Prüfung zu unterziehen, weshalb er die Herausgabe mit einem Kommentar von verschiedenen Autoren nachdrücklich begrüßt. Die Ausgabe des Textes, der als "Schlüssel zum Gesamtwerk" Schmitts gilt, stützt sich auf die Publikation von 1963, die sich von der Fassung von 1932 im wesentlichen nur durch ein neues Vorwort abhebt, informiert der Rezensent. Er weist auch darauf hin, dass es für Carl Schmitt nicht schwierig war, seinen Text 1933 "dem Führer auf den Leib zu schneidern". Insbesondere Schmitts Vorstellung einer "völkerrechtlichen Großraumlehre", die angesichts des 11. September wieder als "aktuell betrachtet wird", gehorcht apologetischen Zwecken, meint der Rezensent, der aber auch betont, dass die Kommentatoren Markus Llanque und Herfried Münkler die These Schmitts, mit dem "Faschismus beginne die Entstaatlichung des Politischen" für zutreffend halten. Nach Brunkhorst hält Schmitts Begriff vom Politischen der Prüfung nach seinem "sachlichen Gehalt" jenseits des Polemischen genauso wenig stand, wie es seinen "begriffsgeschichtlich revolutionär inszenierten Anspruch" einlösen kann. Dieses Scheitern am Text aufzuzeigen, würdigt der Rezensent als Leistung der Kommentare.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2018

Eröffnet wird mit einem Paukenschlag
Ein Schlüsseltext von Carl Schmitt in allen Fassungen

Die wissenschaftliche Synopse beginnt 1776, als der Jenaer evangelische Theologe Johann Jakob Griesbach eine "Zusammenschau" der Evangelien von Lukas, Matthäus und Markus herausgab. Auch wenn dieses Verfahren seitdem den Weg in andere exegetische Wissenschaften gefunden hat, sozusagen säkularisiert wurde, ist die theologische Wurzel doch unverkennbar. Laut Carl Schmitt sind "alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre säkularisierte theologische Begriffe". Es ist eine besondere Pointe, dass die Carl-Schmitt-Forschung nun die theologisch konnotierte Synopse in Stellung bringt, und zwar für einen "Schlüsseltext" (Ernst-Wolfgang Böckenförde) zum staatsrechtlichen Werk Schmitts: "Der Begriff des Politischen".

Im Jahr 2003 erschien ein umfangreicher "kooperativer Kommentar". Jetzt gibt es eine Synopse. 1927 war der "Begriff des Politischen" im "Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik" erschienen. 1932, Schmitt war seit dem "Preußenschlagverfahren" eine öffentliche Person, erschien in der Hamburger "Hanseatischen Verlagsanstalt" eine erweiterte Buchausgabe, 1933 eine überarbeitete Fassung. 1963 brachte Schmitt, mittlerweile geächtet, doch weiter gelesen, die Fassung von 1932 mit Ergänzungen heraus. Diese Ausgabe ist bis heute lieferbar.

Die synoptische Darstellung erlaubt es nun, ohne umständliche Bibliotheksarbeit alle Ausgaben einfach zu vergleichen. Und selbst wenn man die Frage der editorischen Notwendigkeit aufwirft: Der Berliner Politikwissenschaftler Marco Walter hat einen ausgesprochen sorgfältig gemachten Band vorgelegt, der im Sinne der kritischen Exegese zur Historisierung Schmitts beitragen dürfte. Auch das, was Kritiker an Schmitt loben, wird in seinem klugen Kommentar seziert: Er eröffne viele seiner Bücher "mit fulminanten Paukenschlägen und anfangs stilistisch prägnant konkretisiert", doch scheine die Darstellung "im weiteren Verlauf bisweilen auszufasern" oder "ungebührlich lange bei einmal gewählten Fallbeispielen" zu verharren.

Auch für Walter ist Schmitt allerdings ein "Klassiker". Der beeindruckende Apparat seiner Ausgabe erlaubt zusätzliche Einblicke in die Werkstatt von Schmitt, der sich erkennbar mehr auf das Formulieren prägnanter Sätze als das seitengenaue Belegen von Fundstellen konzentrierte (allerdings wurden Nachweise nicht nur bei Schmitt bis in die Nachkriegszeit großzügig gehandhabt). Immer wieder liest man, ein Zitat oder sein Urheber "konnte nicht ermittelt werden".

Aber auch "Der Begriff des Politischen" ist immer wieder, und dabei nicht immer zutreffend, zitiert worden, am häufigsten wohl die "Unterscheidung von Freund und Feind" als Definition des Politischen, zuletzt noch nach der bayerischen Landtagswahl durch den früheren Bundesfinanzminister Theo Waigel mit Blick auf seine Partei. Wie in der Bundesrepublik üblich, gebrauchte Waigel den Satz als Negativfolie, um zu bedeuten, was Politik gerade nicht sein soll. Walters kommentierende Synopse kommt ohne dergleichen formelhafte Distanzierungen aus und benötigt kaum Textkritik.

Eine Wahlkampfrede von Winston Churchill konnte Schmitt allerdings nicht nach einer Anthologie von 1974 zitiert haben; bemerkenswert ist allerdings, dass der keineswegs anglophile Schmitt auch abseitigere englische Texte las, was unter deutschen "Gebildeten" keineswegs üblich war. Den Text der sozialistischen "Internationale" kannte er sicher nicht über den sympathischen alemannischen Liedermacher Walter Mossmann, dessen Namen man trotzdem gerne liest. Bei einem "Krieg gegen den Krieg" hatte Schmitt den amerikanischen Präsidenten Wilson und den Briand-Kellogg-Pakt vor Augen, nicht den eher randständigen Pazifisten Ernst Friedrich mit seinem "Anti-Kriegs-Museum"; Pazifisten wie dem Völkerrechtler Hans Wehberg konnte Schmitt, wenn sie konsequent waren, allerdings durchaus Respekt zollen.

Bei Schmitts erst 1963 ausformulierter Warnung vor einer "Vernichtung unwerten Lebens" vermisst man einen Hinweis auf den von Schmitt als Staatsrechtler geschätzten Karl Binding, der diesen unheilvollen Terminus wohl in der Rechtswissenschaft eingeführt hatte. Ein Personenregister führt den familiennamenlosen Leonardo da Vinci unter V auf und erklärt neben vielen, bei denen es sinnvoll ist (der Kirchenrechtler Emil Friedberg war aber nicht preußischer Justizminister, sondern sein Onkel Heinrich), auch Goethe und Bismarck. Nur bei "Hitler, Adolf" fehlt jede Erklärung.

MARTIN OTTO

Carl Schmitt: "Der Begriff des Politischen". Synoptische Darstellung der Texte.

Hrsg. von Marco Walter.

Duncker & Humblot Verlag, Berlin 2018.

331 S., Abb., br., 69,90 [Euro].

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"Fazit: unbedingt lesenswert!" Robert Jan Berg in: Theologische Revue 1/2005