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In der Korrespondenz zwischen Zuckmayer und Gottfried Bermann Fischer spiegelt sich die wechselvolle Geschichte dieser Verlagsbeziehung, die 1934 begann und sich im amerikanischen Exil und nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik fortsetzte.1934 mußte Carl Zuckmayer den Ullstein Verlag verlassen, wo bis dahin seine Bücher erschienen waren. Er wechselte zum S. Fischer Verlag, der sich damit eines Werks annahm, das im nationalsozialistischen Deutschland unerwünscht war. Zuckmayers Stücke durften im »Dritten Reich« nicht mehr gespielt werden, und auch der Versuch, seinen ersten Roman 1935…mehr

Produktbeschreibung
In der Korrespondenz zwischen Zuckmayer und Gottfried Bermann Fischer spiegelt sich die wechselvolle Geschichte dieser Verlagsbeziehung, die 1934 begann und sich im amerikanischen Exil und nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik fortsetzte.1934 mußte Carl Zuckmayer den Ullstein Verlag verlassen, wo bis dahin seine Bücher erschienen waren. Er wechselte zum S. Fischer Verlag, der sich damit eines Werks annahm, das im nationalsozialistischen Deutschland unerwünscht war. Zuckmayers Stücke durften im »Dritten Reich« nicht mehr gespielt werden, und auch der Versuch, seinen ersten Roman 1935 in Deutschland zu veröffentlichen, scheiterte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich das Eintreten für diesen Autor für den S. Fischer Verlag bezahlt: Zuckmayer war einer der erfolgreichsten deutschen Gegenwartsdramatiker.In der Korrespondenz zwischen Zuckmayer und Gottfried Bermann Fischer spiegelt sich die wechselvolle Geschichte dieser Verlagsbeziehung, in deren Verlauf Autor und Verleger ins Exil gezwungen wurden und den Weg nach Deutschland zurückfanden. Sie erörtern ausführlich literarische und politische, aber auch sehr persönliche Fragen. Die divergierenden Haltungen zu Gerhart Hauptmanns Rolle im »Dritten Reich« spielen ebenso eine Rolle wie die Differenzen zwischen Peter Suhrkamp und Gottfried Bermann Fischer, die 1950 zum Zerwürfnis und zur Gründung des Suhrkamp Verlags führten.Band I: Briefe 1935-1977Band II: KommentarLink: Carl-Zuckmayer-Gesellschaft
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Autorenporträt
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Carl Zuckmayer (1896-1977) war einer der erfolgreichsten Autoren der Literatur-, Theater- und Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung zog er sich ins Exil in Henndorf am Wallersee zurück, wo sein Haus zu einem wichtigen Ort der Künstlerbegegnung wurde. 1939 emigrierte er in die USA. 1928 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2004

Verlagserfolg im Bergkristall
Carl Zuckmayer und Gottfried Bermann Fischer wechseln Briefe / Von Hannes Hintermeier

Sieht so eine Männerfreundschaft aus? In seiner Autobiographie "Als wär's ein Stück von mir" erwähnt Carl Zuckmayer seinen langjährigen Verleger Gottfried Bermann Fischer nur an drei Stellen - freundlich im Ton zwar, aber doch knapp in der Sache. Das ist um so erstaunlicher, als sich die Geschäftsbeziehung der beiden über zweiundvierzig wechselvolle Jahre hinzog. Die von Irene Nawrocka besorgte zweibändige Ausgabe des Briefwechsels ist trotz ihres erheblichen Umfangs keineswegs vollständig. Verbürgt ist der Verlust von mehr als 730 Briefen, auf die teilweise im Schriftverkehr Bezug genommen wird. Dennoch reicht das vorgelegte Material, um einen verbindlichen Eindruck dieser Autoren-Verleger-Beziehung zu bekommen. Sie ist besonders aufschlußreich, weil hier zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere sich in einem Ziel treffen. Selten hat man das hartnäckige, aber immer sportlich faire Ringen so klar ausdifferenziert gesehen wie hier.

Carl Zuckmayer war der erklärte Feind der Nationalsozialisten. Als Theaterautor eine Berühmtheit - "Der fröhliche Weinberg", "Schinderhannes" und "Der Hauptmann von Köpenick" sind die erfolgreichsten Stücke jener Jahre -, hat Zuckmayer seine Abscheu vor der braunen Bande nie verhohlen. Goebbels wiederum notierte etwa in seinem Tagebuch nach dem Besuch einer Frankfurter Inszenierung des "Fröhlichen Weinbergs", das Stück sei "einfach saumäßig" gewesen. 1934 mußte Zuckmayer seinen angestammten Verlag, zu dessen Umsatzbringern er neun Jahre gehört hatte, verlassen: Ullstein war in Nazi-Hände gefallen. Es folgte das Aufführungsverbot und Zuckmayers Gang ins Exil. Als der Briefwechsel einsetzt, am 19. September 1935, wohnt er noch im österreichischen Henndorf. Zu diesem Zeitpunkt kennen sich Gottfried Bermann Fischer und der Autor bereits seit zehn Jahren. Kennengelernt haben sie sich 1925, für beide ein wichtiges Jahr: Für Zuckmayer brachte es den Durchbruch, für den aus Gleiwitz stammenden Arzt Gottfried Bermann den Entschluß, in den Verlag seines Schwiegervaters Samuel Fischer in Frankfurt einzutreten.

Im ersten Brief kündigt Zuckmayer seinen Roman "Salwàre oder Die Magdalena von Bozen" an. Das Buch konnte aber schon nicht mehr in Deutschland ausgeliefert werden, Bermann Fischer bringt es schließlich in Wien heraus. Auch ihn hält es nicht länger in Nazi-Deutschland. Er geht zunächst nach Schweden, führt den Verlag für Exilautoren dort weiter, unterstützt vom Verlagshaus Bonnier. Der Teil des Verlages, der vor den Augen des Regimes Bestand hatte, wird derweil von Peter Suhrkamp als Statthalter weitergeführt - was 1950 nach langem Streit zum Zerwürfnis der beiden Verleger und zur Gründung des Suhrkamp Verlages führen wird.

Es ist in dieser Korrespondenz wenig vom politischen Tagesgeschäft die Rede. Obwohl die beiden inmitten der größten Welttumulte leben, scheinen sie stets über die Maßen auf sich und ihre Arbeit konzentriert. Nebenbei: Die Damen schreiben sich auch, "Jobs" oder "Liccie" Herdan-Zuckmayer und "Tutti" Bermann Fischer sind nicht weniger lebenspraktisch veranlagt als ihre besseren Hälften. Daß die Analyse der Weltlage dabei auf der Strecke bleibt, das macht die Lektüre manchmal eintönig, manchmal unheimlich. Es entsteht der Eindruck, ein politisch denkender Autor wie Zuckmayer vermeide es, seine Gegenwart zu kommentieren. Dabei war der Entschluß vermutlich ein ganz pragmatischer: Mit dem Verleger die publizistischen Fragen zu klären, das scheint für ihn die vornehmste, weil naheliegendste Aufgabe gewesen zu sein.

Zuckmayer war ein Getriebener. Kaum im Exil, auf abenteuerlichen Wegen und mit viel Glück entkommen, denkt er nicht eine Minute daran, in Gejammer auszubrechen. Er rechnet, plant, konzentriert sich auf sein Werk, so gut es irgend geht. Ins Filmgeschäft abwandern, bloß um versorgt zu sein? Gar nach Hollywood, wo es doch dort, wie Bruno Frank ihm schreibt, "zum Kotzen" ist? Niemals. "Denn bei dieser Filmplackerei, selbst wenn sie Einen eben ernährt, geht man vor die Hunde, es ist die völlige Abtötung der freien Produktivität, mit der allein Großes zu erreichen ist."

Und frei will er sein, um jeden Preis, auch wenn er sich dafür möglichst gut bezahlen lassen will. Schon von daher ist in diesem Briefwechsel sehr viel von Geld die Rede. Beide sind leidenschaftliche Verhandler, die nicht bereit sind, lockerzulassen - auch wenn sie es nie auf ein Zerwürfnis ankommen lassen. Der Verleger: kühl, distanziert, ein Herr. Sein Autor: fordernd, mitreißend, ein ganzer Kerl. Dazu die heute so oft von Autoren vermißte Verlagstreue. Sie hängt zu einem guten Teil, das kann man hier lernen, vom simplen Umstand ab, ob man es mit einem persönlich haftenden Verleger zu tun hat, dem es auch um Mensch und Werk und nicht ausschließlich um Verkaufsrang geht.

Es gibt viele Parallelen zwischen ihren Biographien. Beide müssen ins Exil, beide landen nach diversen europäischen Fluchten in den Vereinigten Staaten. Zuckmayer auf einer Farm in Vermont, Bermann Fischer in New York. Beide siedeln in ihrem späteren Leben noch einmal um, weg aus Deutschland. Zuckmayer läßt sich 1958 im schweizerischen Saas-Fee nieder, Bermann Fischer im oberitalienischen Camaiore. Auch Büchermenschenhäuser haben ihr Schicksal: "Haus Vogelweid" soll derzeit von zwei Nachbarhäusern mit Eigentumswohnungen umstellt werden, die "Casa Fischer" kann man als Ferienhaus mieten. Als der Krieg vorbei ist - keine Bemerkung dazu -, ist Zuckmayer nicht mehr zu bremsen. Bis zum Platzen gefüllt mit Tatendrang und Selbstbewußtsein, schreibt er am 12. April 1946: "Mach Dir keine Sorgen. Wie ich Dir neulich schon sagte, ich werde den Verlag reich machen, und zwar schon in einigen Jahren. Es kann gar nicht vermieden werden. Ich habe es außerdem in einem Stückchen Bergkristall gesehen, daß ich vor 1950 einer der erfolgreichsten Autoren der Erde sein werde."

Er hat sein Versprechen gehalten und für sich und den Verlag viel Geld verdient. Aber anders als man annehmen könnte, treten mit dem einsetzenden kommerziellen Erfolg die Debatten über Vergütung und Ausgaben, über Lizenzen und Ausstattung nicht in den Hintergrund, sondern werden zum bestimmenden Thema des Dialogs. Das schmälert die Spannung, nicht aber das Verdienst, das diese sorgfältig kommentierte Ausgabe sich erwirbt: Sie gibt Einblick in den Haushalt eines Dichters, der weiß, daß maximale Forderungen für Kunst und Ökonomie gelten.

Carl Zuckmayer / Gottfried Bermann Fischer: "Briefwechsel". Mit den Briefen von Alice Herdan-Zuckmayer und Brigitte Bermann Fischer. Band I: Briefe 1935-1977; Band II: Kommentar. Herausgegeben von Irene Nawrocka. Wallstein Verlag, Göttingen 2004. 800 und 564 S., geb., zus. 118,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Selten hat Rezensent Hannes Hintermeier das hartnäckige, aber immer sportlich faire Ringen eines Autors mit seinem Verleger so klar ausdifferenziert gesehen wie in diesem Briefwechsel. Der Rezensent findet sie auch deshalb so aufschlussreich, weil er in den Briefen zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen sieht. "Der Verleger: kühl, distanziert, ein Herr. Sein Autor: fordernd, mitreißend, ein ganzer Kerl." Über zweiundvierzig wechselvolle Jahre habe sich die Beziehung der beiden Männer hingezogen. Wenig ist Hintermeier zufolge in der Korrespondenz vom politischen Tagesgeschäft die Rede, was die Lektüre für ihn gelegentlich etwas eintönig macht. Entschädigt haben ihn die zähen Honorarverhandlung der beiden "leidenschaftlichen Verhandler". In dieser zweibändigen Ausgabe fehlen Hintermeiers Informationen zufolge mehr als 750 Briefe, die verloren gegangen sind. Trotzdem reicht ihm das vorgelegte Material, um einen verbindlichen Eindruck von dieser Autor-Verleger-Beziehung zu bekommen.

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