Grundlage der Naturauffassung Caspar David Friedrichs ist seine umfassende Entwicklungsvorstellung. Seine Motivwahl, sein Denken in Zyklen und Pendants, aber auch das Verhältnis von Nähe und Ferne seiner Bildräume ist ohne ein solches Entwicklungsdenken nicht zu erklären. Auf dieser Grundlage lässt sich die Natur mit historischen Prozessen in Analogie setzen. Indem die Gesetzmäßigkeit der Natur auf die Geschichte übertragen wurde, erhielt Friedrich dieLegitimation, eine"neue Zeit"erwarten zu können. Diese Publikation erschließt erstmals die politisch-historische Dimension in der Kunst C. D. Friedrichs. Ihre utopische Kraft, die bis heute den Betrachter berührt, ist von daher erklärbar. Die Untersuchung von Peter Märker, des langjährigen Leiters der Graphischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, liegt hier erstmals in Buchform vor.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Peter Märkers Buch über den Maler Caspar David Friedrich, das bereits vor 33 Jahren als Dissertation gedruckt wurde und erst jetzt einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, kommt genau zur rechten Zeit, jubelt Franz Zelger. Der Autor demonstriert darin sowohl in den Hauptthesen wie auch in der Sprache, dass er den 68ern verhaftet ist, denn er untersucht die "gesellschaftskritischen Aspekte" in Friedrichs Werk, erklärt der Rezensent. Dass Märker der Friedrich-Forschung wichtige "Impulse" gegeben hat, demonstriert dieser Band genauso wie seine politische Lesart der Gemälde Friedrichs, die damit im Gegensatz zu religiösen Interpretationen des Friedrich'schen Werks beispielsweise durch den verdienstvollen Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan stehen, erklärt Zelger eingenommen. Er hält diesen Band schlechterdings für unverzichtbar und lobt insbesondere einzelne Bildinterpretationen im Spiegel von Friedrichs Geschichtsauffassung als sehr erhellend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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