Marktplatzangebote
10 Angebote ab € 1,30 €
  • Gebundenes Buch

Glanzvoller Herzog und grausamer Heerführer, Förderer der Künste und korrupter Kardinal, Liebhaber der schönsten Frauen Italiens und skrupelloser Machtpolitiker: Cesare Borgia war "der Fürst" und die Renaissance.
Nennt man seinen Namen, hat man die ganze Renaissance vor Augen: Eine Welt voller unsterblicher Kunstwerke, von Glanz und Größe, von Luxus und Ausschweifungen, von Liebe und Tod. Cesare Borgia (1475 - 1507) verkörpert diese Zeit wie niemand sonst: Als Sohn des berüchtigtsten Papstes der Kirchengeschichte, Söldnerführer und Machtpolitiker, scheiterte er nur knapp bei dem Versuch,…mehr

Produktbeschreibung
Glanzvoller Herzog und grausamer Heerführer, Förderer der Künste und korrupter Kardinal, Liebhaber der schönsten Frauen Italiens und skrupelloser Machtpolitiker: Cesare Borgia war "der Fürst" und die Renaissance.

Nennt man seinen Namen, hat man die ganze Renaissance vor Augen: Eine Welt voller unsterblicher Kunstwerke, von Glanz und Größe, von Luxus und Ausschweifungen, von Liebe und Tod. Cesare Borgia (1475 - 1507) verkörpert diese Zeit wie niemand sonst: Als Sohn des berüchtigtsten Papstes der Kirchengeschichte, Söldnerführer und Machtpolitiker, scheiterte er nur knapp bei dem Versuch, Italien zu einigen und König zu werden. Leonardo da Vinci arbeitete für ihn, sein Bewunderer Machiavelli nahm ihn zum Vorbild für den "Fürsten". Uwe Neumahr schreibt eine Lebensgeschichte, die die ganze Faszination dieses Mannes widerspiegelt und doch objektiv untersucht, wer Cesare Borgia wirklich war. Jedes Verbrechen hat man ihm angedichtet - aber was davon ist wahr?
Autorenporträt
Uwe Neumahr, geboren 1972 in Winnenden, promovierte über die italienische Renaissance und war Mitarbeiter an der Forschungsstelle zur spanischen Renaissance der Universität Kiel. Heute arbeitet er für eine internationale Literaturagentur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2007

Wohlan, das wäre ein Sieg gewesen
Eine neue Biographie des großen Spielers Cesare Borgia, der vor 500 Jahren niedergemetzelt wurde
Ein Schatten fährt mit, im fast leeren Riesenrad auf dem Wiener Prater. Es ist der lange Schatten Cesare Borgias. Unmissverständlich weist in schwindelnder Höhe Harry Lime darauf hin, der im Film „Der dritte Mann”, gespielt von Orson Welles, als ebenso kultivierter wie menschenverachtender Bösewicht aus der Schule des berüchtigten Condottiere figuriert. Immer einen Schritt schneller als seine Verfolger, von überlegener Coolness und Geschmeidigkeit, ebenso plötzlich aus dem Dunkel auftauchend, wie er darin wieder verschwindet, ein Meister der Täuschung, ein immer auf alles oder nichts setzender Spieler, ist Harry Lime nach dessen Bild geformt – nach dem dämonischen Bild dieses Verbrechergenies aus der italienischen Hochrenaissance.
Dieser „schreckliche Valentino”, wie ihn die Zeitgenossen nannten, weil er erst das Amt des Kardinals von Valencia verliehen bekam und dann den Titel eines Herzogs von Valence, wurde schon von Stendhal als „gelungenste Inkarnation des Teufels auf Erden” beschrieben, bevor er schließlich, als Über-, Kraft- und Willensmensch, in den überladenen Salons des späten 19. Jahrhunderts wie ein Götzenbild Verehrung fand. Die schwarze Legende der Borgias, die Geschichten von Brudermord und Blutschande, vom Gruppensex in den vatikanischen Gemächern, von Spukgespenstern im Petersdom und gemeuchelten Edelleuten, die morgens im trüben Wasser des Tiber treiben, waren im Fin de Siècle auf fruchtbaren Boden gefallen.
Raging Bull und Versager
In Arthur Gobineaus fatalem, so ungemein einflussreichem Buch über die Renaissance (1877), das noch die Nazis als Propädeutikum verschlingen werden, tritt Cesare Borgia natürlich, mit seinem unbedingten Willen zur Macht, als einer der Herrenmenschen auf. Und natürlich bewundert Friedrich Nietzsche die dämonische Genialität, die durch keine Bedenken gebrochene, verführerisch vitale Tatkraft des unehelichen Sohnes von Papst Alexander VI., der vielleicht sogar selbst Papst oder König von Italien hätte werden wollen und können. „Unsterblich gesund, unsterblich heiter und wohlgeraten” – so feiert Nietzsche diese Schattengestalt, die das Tageslicht mied und sich bevorzugt in schwarzem Samt präsentierte, das bleiche, oft von eitrigen Blasen entstellte Gesicht – vermutlich infolge einer Syphiliserkrankung – unter einer schwarzen Maske verborgen.
Dass diese luziferische Erscheinung einmal auf dem Thron Petri hätte sitzen können, diese Vorstellung berauscht Nietzsche geradezu: „Cesare Borgia als Papst . . . Versteht man mich? Wohlan, das wäre ein Sieg gewesen, nach dem ich heute verlange. Damit wäre das Christentum abgeschafft.” Ganz so weit ist es dann doch nicht gekommen, obwohl es Martin Luther ohne die Umtriebe der Borgias an wesentlichen Argumenten gefehlt hätte. Es ist auch deswegen nicht so weit gekommen, weil es Cesare Borgia am Ende, nach dem Tod seines Vaters, nicht mehr verstand, auf der Höhe des Geschehens zu bleiben.
Mit der Unterstützung der Wahl Julius’ II. zum Amtsnachfolger seines Vaters zog dieser wirklich erstaunlich große Spieler die falsche Karte aus dem Ärmel. Vielleicht hat ihn auch einfach nur das Glück verlassen. So oder so – am Ende hat es eben nicht ganz zum vollendeten principe nuovo gereicht, wie Dirk Hoeges einmal bemerkte. Am Ende fragte sich auch Nicolo Machiavelli, der Theoretiker des Machtpolitik, der diesen Fürsten der Finsternis in erregender Nähe erlebte, ob er schlicht nicht mehr geistig in der Lage war, die richtigen Entscheidungen zu treffen, oder ob ihn die Göttin der Machtusurpatoren, Fortuna, aus den Augen verloren hatte. Beides aber, Fortune und Kalkül, gehören wesentlich zu der Herrscherfigur, die Machiavelli idealtypisch beschreibt. Als „Versager”, so Hoeges, taugte Cesare Borgia deshalb nicht zum Vorbild für den „Principe” Machiavellis, sondern nur zu einem, freilich köstlich schillernden, Exempel unter anderen: für den Fürstentypus, der mit Glück und Waffengewalt die Herrschaft an sich reißt, wie er im siebten Kapitel der Schrift behandelt wird. Jenseits davon blieb ihm nur ein Dasein als „Komparse” in Machiavellis Buch vom „Fürsten”.
Und als Komparse der Zeitläufte ist Cesare Borgia auch vor genau fünfhundert Jahren gestorben, in tiefer Finsternis natürlich, in der Nacht zum 12. März 1507, in einer Schlucht bei Viana im spanischen Navarra, wohin es den Entmachteten, den Flüchtenden schließlich verschlagen hatte, bei einem Scharmützel mit einem Trupp aufständischer Provinzler. Wie von Sinnen, enragiert wie das Wappentier seiner Familie, der berüchtigte Borgia-Stier, hatte er sich da hineingestürzt, diesmal in einen offenen Kampf, seinen einzigen vielleicht, ohne Gefolge und ohne Söldner, ohne Finten und ohne griffbereiten Schierlingsbecher. Zwar wird ihm nicht unbedingt ein „Mohr” den Todesstoß versetzt haben, wie es Klabund in seinem grandiosen „Borgia”-Roman beschreibt, sondern nur einer aus der rasch geschrumpften Schar von Basken, die seinen wütenden Schwerthieben entgangen waren. In jedem Fall ist er so gestorben, wie er gelebt hat, zumindest wenn man den in der italienischen Hochrenaissance kursierendem Geraune und den Klagen seiner Feinde (es waren viele) Glauben schenken will: in einem entfesselten Blutrausch.
Und wie Harry Lime hat es ihn am Ende erwischt, weil er Fehler machte. Weil der Verschlagene, so jedenfalls Machiavelli, den Worten anderer Glauben schenkte. Als ob nicht gerade er es hätte besser wissen müssen: Dieser Meister-Intrigant ist Intriganten zum Opfer gefallen. So endete er, der seine berüchtigte Devise: „Entweder Cäsar oder nichts!” in sein Schwert eingravieren ließ.
Humanisten, Meuchelmörder
Man wird Uwe Neumahrs neue Biographie dieses Archetypen des Renaissancemenschen, dieses sehr speziellen uomo universale, der ebenso gebildet wie grausam, ebenso lüstern wie vornehm war und der zu seinem Gefolge ebenso Humanisten und Künstler wie Meuchelmörder und Dirnen zählte – man wird dieses Buch weder mit großem Vergnügen noch mit großem Gewinn an neuen Erkenntnissen lesen. Dafür fehlt ihm die Spannweite, die geistige Durchdringung des Protagonisten und seiner Epoche, der Gedankenreichtum und bei weitem auch die stilistische Brillanz, die etwa die einschlägigen Klassiker von Sarah Bradford oder Claudia Schüller-Piroli auszeichnet.
Dagegen fällt Neumahrs Biographie deutlich zurück, wenn sie auch dennoch verlässlich informiert und einen bedenkenlos empfehlenswerten Wegweiser durch die ungemein faszinierende Lebensgeschichte des Valentino bietet. Man hätte jedoch gerne auf manche ohnehin nichtssagende Ausschmückungen und wenig ergiebige dramaturgische Kunstgriffe verzichtet – etwa auf Angaben über das wahlweise „zynische”, „berechnende” oder „ironische” Lächeln auf dem Gesicht des Fürsten –, um mehr über die Probleme der Deutung, über die im Falle Cesare Borgias immer noch diffizile Suche nach der historischen Wahrheit zu erfahren. Neumahrs Ausführungen über dessen „Borderline-Persönlichkeit” etwa rufen eher ein ironisches Grinsen auf dem Gesicht des Lesers hervor als das glückliche Lächeln der Erkenntnis. Volker Reinhardts sehr lesenswerte Biographie Alexander VI., die nun gleichzeitig als Taschenbuch erscheint, ist diesem Band nicht nur stilistisch weit überlegen.
Fünfzig Dirnen im Vatikan?
Wir hätten ja nicht einmal definitive Antworten auf all die offenen Fragen erwartet. Ob nun Cesare wirklich mit seiner Schwester Lucrezia und der Papst mit seiner Tochter und die auch noch mit ihrem anderen Bruder . . . Ob es der tatendurstige Kardinal von Valencia war, der seinen Bruder Juan umbringen ließ, um dessen Nachfolger als Heerführer der päpstlichen Truppen werden zu können. Ob es den legendären „Kastanienball” im Vatikan wirklich gegeben hat, bei dem fünfzig römische Dirnen nackt über den Boden krochen und Preise für diejenigen ausgesetzt wurden, denen es am häufigsten gelang, sie von hinten zu nehmen. Ob all die Kardinäle und Prälaten, die in diesen Jahren verschieden, wirklich mit dem „Borgia-Gift” vom Leben in den Tod befördert wurden oder nicht doch gelegentlich an alltäglichen Gebrechen starben. Wir hätten dazu zwar keine letzten Aufschlüsse erwartet, aber zumindest mehr Erörterungen über die Fragwürdigkeit vieler Quellen.
Dass die kulturelle Blütezeit der Hochrenaissance einhergeht mit „einer schweren sittlichen Krisis” – das wusste vor Harry Lime schon Jacob Burckhardt. Und von der Lasterhaftigkeit zur cosa diabolica ist es nicht weit. „Es fing an”, notiert er an einer Stelle, um die Borgia „herum nicht mehr recht geheuer zu werden.” Geradezu erschrocken stellt Burckhardt jedoch auch fest, dass sich die Phantasie, „sobald sie diese Hypothesen verfolgt, in einen Abgrund verliert”. So vielleicht wie die des päpstlichen Zeremonienmeisters, der in seinem Tagebuch jene vatikanische Orgie überliefert – jedoch genau nach den Mustern, die in den damals zirkulierenden „Hexenhammern” vorkommen. Bei Neumahr erfährt man davon wenig. Wie auch leider nichts von einem höchst bemerkenswerten Moment, der die enorme, gleichsam paradoxale Spannweite des Zeitalters Cesare Borgias markiert: Als dieser den Condottierre Vitellozzo, einen seiner blutdrünstigsten und ruchlosesten Schergen, wegen einer Verschwörung hinrichten ließ, flehte der Söldnerführer ihn leidenschaftlich an: Cesare möge beim Vater, dem ruchlosen Papst, um einen vollständigen Ablass seiner Sünden bitten. MANFRED SCHWARZ
UWE NEUMAHR: Cesare Borgia. Der Fürst und die italienische Renaissance. Piper Verlag, München 2007. 356 Seiten, 19,90.
VOLKER REINHARDT: Der unheimliche Papst. Alexander VI. Borgia, 1431-1503. Verlag C. H. Beck, München 2007. 277 Seiten, 12,90 Euro.
„Aut Caesar aut nihil” war die berüchtigte Devise des Cesare Borgia (1475-1507), des skrupellosen Papstsohnes und Heerführers. Dieses zeigenössische Porträt von anonymer Hand hängt heute im Palazzo Venezia in Rom. Foto: bpk
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nach ausführlichen Erwägungen über die historische Figur Cesare Borgias und die morbide Faszination, die sie im vorletzten Fin de siecle bis hin zu Nietzsche und den Nazis auslöste, macht Rezensent Manfred Schwarz auch einige Anmerkungen zu Uwe Neumahrs neuer Biografie, die nicht ganz die Höhe der vorgenannten Erwägungen zu erreichen scheint. Weder Erkenntnisgewinn noch Lesevergnügen hat sie ihm gebracht, bemängelt Schwarz. Andererseits lobt Schwarz die Akkuratesse der Information bei Neumahr, die das Buch immerhin zu einem "bedenkenlos empfehlenswerten Wegweiser" durch das Leben des historischen Dunkelmanns mache. Nur über die prallsten Episoden, die man sich bis heute so über ihn erzählt - Gruppensex im Vatikan und so weiter - hätte er gern noch mehr erfahren.

© Perlentaucher Medien GmbH