Fuchs und Löwe
Als Machiavelli 1513 seinen Traktat über den idealen Fürsten schrieb, stand dabei der von ihm bewunderte Machtmensch Cesare Borgia Pate. Machiavelli war fasziniert von dessen verschlagenem Vorgehen und Durchsetzungsvermögen zum Erreichen seiner politischen Ziele: ein Fürst müsse
sich darauf verstehen, als hinterlistiger “Fuchs” oder als gewalttätiger “Löwe” zu reagieren, falls…mehrFuchs und Löwe
Als Machiavelli 1513 seinen Traktat über den idealen Fürsten schrieb, stand dabei der von ihm bewunderte Machtmensch Cesare Borgia Pate. Machiavelli war fasziniert von dessen verschlagenem Vorgehen und Durchsetzungsvermögen zum Erreichen seiner politischen Ziele: ein Fürst müsse sich darauf verstehen, als hinterlistiger “Fuchs” oder als gewalttätiger “Löwe” zu reagieren, falls die Situation es erfordere.
Als Inbild des skrupellosen Renaissancefürsten ist Cesare Borgia in die Geschichte eingegangen. Keine Gräueltat, die er nicht begangen oder die man ihm nicht angedichtet hätte: seiner Konkurrenten entledigte er sich, indem er sie kaltblütig und heimtückisch ermorden ließ, geschlossene Verträge brach er nach Belieben, jedes ihm geeignet erscheinende Mittel nutzte er, um seinen Machteinfluss auszubauen, und erst sein Liebesleben….!
Es ist nicht leicht, einem solchen Menschen gerecht zu werden, sine ira et studio unparteiisch über ihn zu berichten. Uwe Neumahr ist dies in seiner pünktlich zum 500. Todestag (12.März) bei Piper erschienenen Biografie gelungen. Spannend erzählt der Autor die Geschichte dieses so kurzen, aber exzessiven Lebens und bemüht sich, so objektiv wie nur möglich zu bleiben, indem er widersprüchliche Aussagen über Cesare Borgia als solche stehen lässt und sich einer Bewertung enthält, wann immer die Quellenlage unsicher ist.
Uwe Neumahr portraitiert Cesare Borgia vor allem als Kind seiner Zeit, wo Gift und Dolch zur Durchsetzung politischer Ziele an der Tagesordnung waren. Dabei lässt der Autor ein Bild der Spätrenaissance in Italien entstehen: die großen Familien aus Rom, Florenz, Mailand, Urbino u.a. die Orsini, Medici, Sforza, Este, Montefeltro etc. lässt er Revue passieren; und natürlich Cesares eigene Familie: seinen Vater, den Borgia-Papst Alexander VI. und seine Schwester Lucrezia Borgia, beide bekannt durch ihren amoralischen Lebenswandel.
Man kann Neumahrs Buch auch als Parabel lesen: Ehrgeiz, Machtbewusstsein, Skrupellosigkeit und Geldinstinkt als Attribute aller Machtmenschen bis heute….
Übrigens ein empfehlenswertes Buch für Italienreisende und Italienliebhaber.
Boccaccio