Kaum ein Werk hat die allegorischen Bildwelten der Frühen Neuzeit mehr beeinflusst als Cesare Ripas »Iconologia«. Sie erlebte seit der Erstausgabe 1593 zahlreiche Erfolge, die sich nicht nur an den weit verbreiteten Ausgaben und Übersetzungen messen lassen, sondern vor allem an den Spuren, die Ripas Bildenzyklopädie zunächst in Bildern, Fresken, Architekturen, und irgendwann auch in der Werbegrafik, in Spielkarten, Dekorationen etc. hinterlassen hat. Ripas konsequente Personifizierung abstrakter Begriffe bündelt einerseits die Traditionen der Antike und des Mittelalters, doch durch die Verbindung bildpraktischer Ansprüche mit einer differenzierten theoretischen Reflexion wird die »Iconologia« zu einem Schlüsselwerk der Bilddiskurse in der Frühen Neuzeit. Damit berührt Ripas Bildtheorie Grundfragen der europäischen Bildkultur, die erst die Moderne mit ihrer Inszenierung eines radikalen Bruches zunächst nach 1800, dann aber vor allem im 20. Jahrhundert obsolet gemacht hat. Der Band fragt nach den poetologischen und bildgeschichtlichen Folgen der »Iconologia« weit über das direkte Wirkungsfeld Cesare Ripas hinaus und versucht eine neue Verortung des Ausdrucksmittels Personifikation für die Bild-Diskurse nach 1600.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit dem aus einer internationalen Tagung in Heidelberg von 2009 zur Bedeutung und Wirkung von Cesare Ripas “Iconologia" hervorgegangen Band kann Ralf Konersmann nicht zuletzt eine interessante Debatte um Ripas “Bildfindung" nachvollziehen. Während Thomas Leinkauf beispielsweise in der Analyse der Vorrede von Ripas einflussreichem Regelwerk von 1593 feststellt, dass “Welt, Wort und Bild" streng aufeinander bezogen sind, so wird in späteren Zeiten auf der Autonomie des Bildes beharrt, weshalb die Auslegung auf einen bestimmten Sinn von Allegorien in der Moderne auf Ablehnung stieß, erklärt der Rezensent. Bei Elisabeth Oy-Mara findet der eingenommene Rezensent den Hinweis, dass man sich später von allzu strenger Auslegung der Bilder löste und einen “spielerisches und freieres" Bilderverständnis pflegte, was er als “Vorschlag zur Güte" im Streit um Bild und Wort versteht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein eindrucksvoll gestalteter Band« Ralf Konersmann, NZZ