Gesten, Posen, Auftreten ... und modern. Ingrid Caven gilt als die letzte deutsche Diva, wird verglichen mit E dith Piaf und Marlene Dietrich. In Deutschland ist sie durch die Filme von Rainer Werner Fassbinder bekannt geworden, mit dem sie auch verheiratet war und der - wie Hans Magnus Enzensberger - Lieder für sie schrieb. Seit Ende der siebziger Jahre lebt die Tochter eines Saarbrückener Tabakwarenhandlers in Paris, wo sie als Chansonnie re Erfolge feierte. Und auch mit über 80 steht die Caven noch auf der Bühne: An der Volksbühne spielte sie zuletzt neben Helmut Berger. Ihr Lebensgefahrte ist der Schriftsteller Jean-Jacques Schuhl, der für seinen Roman über ihr Leben mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde. Caven selbst erhielt zahlreiche Preise, u.a. wurde sie als einzige deutsche Interpretin zum Chevalier des Arts et des Lettres und zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt. Ingrid Caven und Ute Cohen trafen sich in Berlin und Paris und sprachen über die wilden Siebziger, über Sex, Drugs und Rock 'n' Roll, über Dekadenz, Kokain und Champagner. Caven blickt zurück auf nachtliche Treffen mit RAF-Mitgliedern in München oder mit Mick Jagger in New York, plaudert über Religiositat und Erotik, Kunst und Politik, MeToo, Populismus und das Altern. Ein schillerndes Portrat einer Ausnahmekünstlerin.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Normalität", sagt Ingrid Caven einmal, sei "kein Kriterium" für sie. Wie aber porträtiert man eine so unkonventionelle, ungreifbare und eigenständige Person, die zudem auch künstlerisch als "Solitär zwischen den Genres" steht, wie Rezensentin Irene Bazinger es formuliert? Die Antwort gibt Ute Cohen mit ihrer Biografie "Chaos?", und sie lautet: Mit umfangreicher Recherche, einer guten Portion Witz und Kühnheit, vor allem aber: Durch das Gespräch, lesen wir. Im Wortwechsel zwischen Caven und Cohen erfahren die Leser*innen allerhand Interessantes über Cavens Aufwachsen, ihre beschwerliche Kindheit und Jugend, ihr Leben in Deutschland und Frankreich, ihre Beziehung zu Fassbinder, zu Drogen, zu Feminismus, Kitsch und Kino, wobei die Sängerin und Schauspielerin reichlich Gelegenheit hat, all ihren Charme, ihren Humor und ihre Intelligenz unter Beweis zu stellen. So entfaltet sich nach und nach die bewegte Biografie, in der nicht nur Ingrid Caven selbst den Leser*innen lebendig vor Augen tritt, sondern auch die Zeit, in der sie wurde, wer sie ist, so die berührte Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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