In seinen letzten Lebensjahren hat sich Georges Bataille unter anderem mit einer Fortsetzung seines erst posthum erschienenen Romans Meine Mutter (Ma Mère, Pauvert, 1966) befasst. So entstanden seine allerletzten erzählerischen Werke, die Fragment gebliebene Erzählung Charlotte d'Ingerville und Sainte, die hier beide zum ersten Mal auf Deutsch erscheinen. Sie zählen zu seinen mysteriösesten, dunkelsten Werken, und wohl auch zu seinen unbekanntesten. Bataille schlägt den Bogen zurück zu dem Satz, mit dem sein erzählerisches Werk mit Geschichte des Auges 1928 angefangen hatte: »Ich bin sehr allein erzogen worden und so weit ich mich zurückerinnern kann, hatte ich Angst vor allem, was sexuell ist«. Wir erfahren nun, was in Meine Mutter ausgespart worden war: dass es zu jeder nur möglichen Überschreitung gekommen ist. In einer glasklaren Prosa verdichtet Bataille die Quintessenz seines Denkens in einer bis dato unerreichten Sanftheit zum tragischen Lachen, »wie man vor einem Kreuz lacht: Denn dieses Lachen, unter der Bedingung ihm freien Lauf zu lassen, hat von sich aus die Vollkommenheit der Sphäre und die ephemere Notwendigkeit von Seifenblasen.«