Marktplatzangebote
23 Angebote ab € 0,49 €
  • Broschiertes Buch

2 Kundenbewertungen

Am Checkpoint Jerusalem sehen sich die Jüdin Maya und der Palästinenser Amer zum ersten Mal in die Augen - und der Krieg scheint auszusetzen ...
Anhand einer Liebesgeschichte führt Manfred Theisen souverän in die Zusammenhänge des Nahost-Konfliktes ein, dessen Gewaltspirale undurchbrochen ist.

Produktbeschreibung
Am Checkpoint Jerusalem sehen sich die Jüdin Maya und der Palästinenser Amer zum ersten Mal in die Augen - und der Krieg scheint auszusetzen ...

Anhand einer Liebesgeschichte führt Manfred Theisen souverän in die Zusammenhänge des Nahost-Konfliktes ein, dessen Gewaltspirale undurchbrochen ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2004

Eine Liebe im Schatten des Grenzzauns
Der palästinensische Junge und das jüdische Mädchen können nicht zusammenkommen: Die Hindernisse sind viel zu groß
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist so kompliziert, dass nur intime Kenner der Region die Zusammenhänge noch verstehen. Wie also vermittelt man Jugendlichen ein angemessenes Bild von den Vorgängen? Insbesondere, da es doch gerade bei ihnen gilt, Vorurteilen und Missverständnissen entgegenzuwirken, wie sie bezüglich des Nahen Ostens in zunehmendem Maße üblich sind? Dem deutschen Journalisten Manfred Theisen ist der Versuch, jungen Menschen die Auseinandersetzung im „Heiligen Land” verständlicher zu machen, in Form eines Romans gelungen. Die Story ist simpel: Der palästinensische Teenager Amer lebt in der von Israel besetzten Westbank. Er begegnet der israelischen Schülerin Maya; die beiden verlieben sich. Der Checkpoint, einer von vielen militärischen Posten, an denen israelische Soldaten prüfen, welche Palästinenser mit Sondergenehmigungen nach Israel einreisen dürfen, ist die Grenze dieser Liebe - physisch sowie politisch.
Amer ist christlicher Araber und Maya Jüdin. Ihre Eltern sind zwar liberal, doch trauen sie der Gegenseite nicht - sie sind geprägt vom Holocaust, von der jahrzehntelangen Unterdrückung und dem Kreislauf von Anschlägen und Vergeltung. Die vernarrten Jugendlichen treffen sich heimlich. Dazu muss Amer den israelischen Wachposten überwinden und Maya gegen den Willen des strengen Vaters verstoßen. Gemeinsam stromern sie durch die Straßen der Altstadt Jerusalems, was der Autor zuweilen nach einer Führung für Touristen klingen lässt. Sie tauschen Zärtlichkeiten, aber auch Meinungen über die Situation aus. Überschattet wird ihre Beziehung von der demütigenden israelischen Besatzung der Westbank wie des Gazastreifens und den Anschlägen palästinensischer Selbstmordattentäter. Maya erklärt, wie sehr Israelis in alltäglicher Angst vor den Bombenattentaten leben. „Bislang haben nur wir Angst haben müssen. Jetzt seid auch ihr an der Reihe, sagen sie bei uns”, erwidert Amer. Die beiden bereden die Standpunkte ihrer Landsleute: Was für die Israelis Terroristen sind, sind für die Palästinenser Märtyrer. Maya hat einen fanatischen Bruder, der Soldat ist und alle Palästinenser vertreiben will, und Amer ist umgeben von jungen Männern, die im Zentrum des Romans einen Anschlag auf den israelischen Checkpoint planen.
Ungeachtet ihres Widerstands gegen die von Hass und Gewalt geprägte Umwelt hat die Liebe zwischen Maya und Amer bald ein Ende: die Realität ist stärker; sie lässt keine dauerhafte Beziehung zu. Schnell hat das Mädchen einen neuen Freund, und Amers Eltern wollen in die USA auswandern, weil sie, zumal als Christen unter Muslimen, für ihre Familie keine Zukunft mehr im Land sehen. Zum Abschied bekunden die Jugendlichen sich am Telefon gegenseitig ihre Zuneigung: „Es ist nur zu viel zwischen uns. Hier in Israel ist es dieser verdammte Checkpoint und später sind es zehntausend Kilometer von Israel nach L.A.”
Das Buch vermittelt viele wertvolle Informationen zur Lebenssituation von Israelis und Palästinensern. Dabei vermeidet der Autor jegliche Wertungen oder Parteilichkeiten, was angesichts des allgemein polarisierten und oft zu undifferenzierten Diskurses ein Gewinn ist. Seine Protagonisten kommen allerdings manchmal allzu didaktisch und moralisch daher, und ihre Konturen und Beweggründe bleiben unscharf. Leider wirkt die gesamte Erzählung sehr konstruiert. Vieles ist unstimmig und entspricht nicht den wirklichen Verhältnissen am Ort. Das lässt sich nicht allein unter literarischer Freiheit verbuchen, sondern liegt wahrscheinlich daran, dass der Autor die Region nur oberflächlich kennt. Er hat jedoch fleißig recherchiert, um grundlegende Fakten und einen Eindruck von der Komplexität des Themas zu vermitteln. Das ist ihm gelungen - und dazu noch in einer politisch fairen und für junge Leute sehr lesbaren Form. Daher sieht man ihm die Schwächen des Buches letztlich nach.
ALEXANDRA SENFFT
MANFRED THEISEN: Checkpoint Jerusalem. Eine Liebe in Zeiten des Terrors. C. Bertelsmann Taschenbuch, München 2004. 222 Seiten, 6,90 Euro.
Hinter Stacheldraht ist die palästinensische Stadt Ramallah zu sehen, wenn man vom Checkpoint bei Jerusalem hinüberschaut.
AP
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Heike Byn blieb nicht unberü