»Ein bisschen Ablenkung täte uns doch jetzt gut, oder?«, fragte er und schaute mir dabei tief in die Augen. So tief, dass es sich anfühlte, als würde sein Grau mit meinem Blau verschmelzen. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Er kam noch näher. Himmel, das war zu nah! Das Bedürfnis, ihn zu küssen, setzte meine Synapsen außer Gefecht und bettete mein Gehirn in Watte. Er presste die Lippen aufeinander, nur um sie dann schwungvoll aufspringen zu lassen. Ich roch ihn und atmete schwer. Nein, stopp! Mein Verstand schaltete sich wieder ein, gerade als seine Lippen meine Wange berührten. Das war zu viel für einen Vormittag. Ich drehte mich weg, um Abstand zu gewinnen. »Wir brauchen tatsächlich ein bisschen Ablenkung. Auf zum Kurs.« Ich nahm ihn an der Hand und riss ihn mit, so wie er es heute Morgen bei mir zu Hause getan hatte. Dabei rannte ich fast einen Jungen um, der mir sprachlos entgegenblickte und Rick sofort einen »Gratuliere, Bro«-Blick zuwarf. Auf dem Flur erntete ich erneut verwunderte Blicke. Toll, mein einwandfreier Ruf war somit wohl dahin.