Feri und Katica leben Anfang der zwanziger Jahre in einem Gebiet des Aufruhrs und des Umbruchs und vor allem der Armut: an der noch jungen ungarisch-österreichischen Grenze. Die große Hoffnung heißt »Amerika«, vor allem für Feri, der die schwangere Katica mitnehmen will. Ein Unglück und das beherzte Eingreifen von Katicas Schwester Anica lassen die Auswanderpläne zur Flucht werden, nun sind sie zu dritt. Doch das Leben in Amerika ist nicht so gut zu den drei Auswanderern wie erhofft: Die Geburt ihres Kindes verläuft für Katica tragisch, Feri wird zum Säufer und Tagedieb, und bald muss Anica die Verantwortung für den kleinen Josip übernehmen ...Theodora Bauer verleiht ihren Protagonisten Seele, ihrer Geschichte Realismus, ihrem Schicksal Tragik und Schönheit: Ein großer Roman über die Sehnsucht nach einem besseren Leben.
buecher-magazin.deEs ist kein Zufall, dass dieser Roman im Jahr 2017 erschienen ist. In einer Zeit, da der Begriff "Wirtschaftsflüchtling" zu einer Beleidigung verkommt, führt die Österreicherin ihren Landsleuten die eigene Geschichte vor Augen. Auch Österreicher waren Wirtschaftsflüchtlinge. Wie viele mittellose Burgenländer in den 1920er-Jahren zieht es Feri, seine Verlobte Katica und deren Halbschwester Anica ins Gelobte Land Amerika, genauer: nach Chikago. Aber für die Auswanderer haben Amerika und Arkadien nur den Anfangsbuchstaben gemein. Katica stirbt in Übersee bei der Geburt ihres Kindes Josip, während Feri der Trunksucht verfällt und in einer Flüsterkneipe erschossen wird. Als Josip Jahre später ins Burgenland zurückkehren muss, schließt er sich einer Dorfnazigruppe an. Politisch sensibel und erzählerisch versiert treibt die erst 27-jährige Autorin ihre Figuren von einer Kalamität in die nächste. Ihr Roman handelt von unbehausten Menschen, die durch fremde Welten irrlichtern, auf der Suche nach Identität, ein wenig Glück und so etwas wie Heimat. Eine historische Auswanderergeschichte, die sich auch als Kommentar zu den Flüchtlingsdramen unserer Zeit lesen lässt. Moralisierend nein, lehrreich ja.
© BÜCHERmagazin, Jérôme Jaminet
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