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A haunting debut by gifted young Ethiopian-American author and winner of the Guardian First Book Award 2007
Seventeen years after fleeing the revolutionary Ethiopia that claimed his father's life, Sepha Stephanos is a man still caught between two existences: the one he left behind, aged nineteen, and the new life he has forged in Washington D.C.

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Produktbeschreibung
A haunting debut by gifted young Ethiopian-American author and winner of the Guardian First Book Award 2007
Seventeen years after fleeing the revolutionary Ethiopia that claimed his father's life, Sepha Stephanos is a man still caught between two existences: the one he left behind, aged nineteen, and the new life he has forged in Washington D.C.
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Autorenporträt
Dinaw Mengestu
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.11.2009

Und zwischendurch ein Blick in den Himmel
Der Hölle entkommen und fern dem Paradies: Dinaw Mengestus Exil-Roman „Zum Wiedersehen der Sterne”
Wie viele Äthiopier passen in einen Fahrstuhl? Alle. Und wie nennt man einen Fahrstuhl voller Äthiopier? Ein Oxymoron. Das sind so die Sachen, die Sepha Stephanos einfallen, während er im Lift zur Wohnung seines Onkels fährt.
Stephanos kommt aus Äthiopien, genau wie sein Onkel, der im Addis Abeba der siebziger Jahre ein einflussreicher Mann war. Als sich Mengistus rote Garden an die Macht putschten, musste er fliehen. Heute arbeitet er morgens als Taxifahrer und abends als Parkwächter, schluckt die alltäglichen Demütigungen runter und lebt in einer emotionalen Grauzone aus wunschlosem Unglück, nicht mehr zuhause aber auch nicht wirklich in Amerika.
Sepha hat anfangs bei diesem Onkel gewohnt, der ihm auch das Studium zahlte und der an seinen einsamen Abenden über Jahre hin Briefe an die amerikanischen Präsidenten schrieb, in der Hoffnung, dass sie Äthiopien helfen („Sie, Herr Carter, wissen, dass Amerika und Äthiopien über viele Generationen enge Verbündete waren.”) Aber irgendwann ist Sepha ausgezogen, hat sein Studium hingeschmissen und einen Krämerladen eingerichtet, an den äußersten Randbezirken des amerikanischen Traums, am Logan Square, einer zugigen Ecke der Hauptstadt, nur wenige Kilometer entfernt vom Weißen Haus, das weiß wie ein Ufo und fern wie ein Traum vom besseren Leben über dem dunklen Stadtbild schwebt.
Stephanos sieht durch die ungeputzten Fenster seines Ladens, wie die Gentrifizierung das ganze Viertel ändert, tut aber selbst nichts, um sein Geschäft den neuen Verhältnissen anzupassen. Wozu auch, der Laden war ihm in all den Jahren eher eine Art Unterschlupf vor dem eigenen Leben: „Hier brauchte ich nicht mehr aus mir zu machen, als ich schon war. Ich war arm und schwarz, und ich benutzte die Anonymität, die mir dieser Umstand bot, als Schutzschild gegen den Ehrgeiz des jungen Einwanderers, der mir längst abhanden gekommen war, sofern ich überhaupt je welchen besessen hatte.”
Als Dinaw Mengestus Debütroman vor zwei Jahren in Amerika erschien, überschlugen sich die Kritiker. Sie verglichen den damals 29-jährigen Autor mit Francis Scott Fitzgerald, Saul Bellow und Chinua Achebe und überhäuften sein Buch mit Preisen. Das liegt nicht so sehr an der Form des Romans – Mengestu verschaltet gekonnt Erinnerungen an die Jahre in Äthiopien mit dem Alltag in Washington, lässt seinen Helden ziemlich ambivalent aussehen und findet einen leichten und doch ernsten Ton – als vielmehr an dessen eigentlichem Schmerzkern, der, unsichtbar wie eine Art dunkle Hintergrundstrahlung, das Buch durchpulst: Mengestu hat ein großes Buch über das Leben im Exil geschrieben.
Dinaw Mengestu wurde selbst in Äthiopien geboren und kam im Alter von zwei Jahren in die USA. Sein Vater war, ähnlich wie der Onkel seines Helden, politischer Flüchtling, er selbst aber genoss eine hervorragende Ausbildung an den besten Universitäten des Landes und pendelt heute zwischen New York und Paris. Insofern dürfte seine Lebensgrundierung wenig mit der Existenz seines stillen Helden Sepha Stephanos zu tun haben; dennoch vermag er beeindruckend gut diese Randexistenz in dem schlecht beleuchteten Krämerladen zu skizzieren, in dem ihn jeden Dienstagabend zwei Freunde besuchen, Ken der Kenianer und Joe aus dem Kongo.
Die Drei kennen sich aus der Zeit im Hotel, als sie als Pagen arbeiteten, damals, als sie noch an den Traum vom Tellerwäschermillionär glaubten. „Amerika ist wie ein Adoptivkind”, sagt Joe bei einem ihrer Treffen, bei denen sie Whiskey aus Styroporbechern trinken. „Du darfst es ihm nicht übelnehmen, wenn es dir nicht gibt, was du dir wünschst. Aber du musst es loben, wenn es auf dich zukommt, sonst beißt es dich in den Arsch.” Ein gutes Bild – und zugleich höchst paradox. Denn die drei fühlen sich umgekehrt selbst wie ungeliebte Adoptivkinder in diesem Land, sie strampeln sich ab, der eine als Kellner in einem Nobelrestaurant, der zweite als Ingenieur, der seinem Chef auch noch am Weihnachtsabend die Baupläne zu überarbeiten hat. Und Stephanos selbst als glückloser Ladenbesitzer.
Während sie so dasitzen, verändert sich ringsum das Viertel, immer mehr Sozialwohnungen verschwinden, gutbürgerliches Publikum übernimmt die frisch renovierten Lofts und hat keine Lust, in einem Laden einzukaufen, in dem der Salat in den Sandwiches welk und fahl aussieht. Als eines Tages eine weiße Professorin namens Judith mit ihrer Tochter Naomi in die Straße zieht, verändert sich die Grundstimmung am Logan Square.
Der Anziehung zwischen Judith und Sepha, das ahnt man früh, steht zuviel entgegen, sie ist weiß, er ist schwarz, sie ist reich, er ist arm, vor allem aber sind sie beide so stark mit den Gespenstern der Vergangenheit liiert, dass sie kaum zueinander finden werden. Dafür aber entsteht eine intensive Freundschaft zu Judiths Tochter Naomi, die ohne ihren schwarzen Vater aufwächst und die, ähnlich wie Sepha selbst, am liebsten in Büchern verschwindet. Und man fragt sich mehrfach, was wohl hätte entstehen können, wenn da nicht die Geister des Exils wären.
Carl Zuckmayer schreibt in seinen Erinnerungen über den Moment, als er glücklich die Grenze passiert hatte, den Moment, in dem klar war, dass er eine Zukunft haben würde, dass sein Leben gerettet ist: „Ich saß am Fenster und dachte: Jetzt solltest Du Dich wohl freuen. Oder wenigstens so etwas spüren wie Erleichterung. Aber ich spürte nichts. Nicht einmal Schmerz. Ich dachte nur: Ich werde mich nie mehr freuen. Mir ist alles gleichgültig. Es ist dunkel.”
Ganz unauffällig, man merkt es erst beim zweiten Lesen, lässt Mengestu in der Ferne, weit droben, immer wieder die Sterne oder andere Lichter über seinem Antihelden blinken. „Zum Wiedersehen der Sterne”, der Titel des Buches, ist ein Zitat aus Dantes „Inferno”, aus der Passage, in der Dante aus der Hölle zurückkehrt ans Licht, bevor er ins Purgatorium kommt: „Da blickte durch der Felsschlucht obre Rundung / Der schöne Himmel mir aus heitrer Ferne / Und eilig stiegen wir aus enger Mundung / Und traten vor zum Wiedersehen der Sterne”. Joseph, Sephas gebildeter Freund aus dem Kongo, zitiert diese Zeilen bei einem ihrer rituellen Treffen und sagt, niemand könne sie besser verstehen als ein Afrikaner, „genau das haben wir durchgemacht. Jeden Tag die Hölle, und zwischendurch ein Blick in den Himmel.”
Sepha und seine Freunde wissen, dass sie der Hölle entkommen sind, ohne freilich je im Paradies angekommen zu sein. Sie leben in einer Art grauem Zwischenreich, ähnlich Dantes Purgatorium, dem Niemandsland, in dem so viele Flüchtlinge hängenbleiben, voller Scham, unterbezahlte, schlechte Jobs annehmen zu müssen; voller Schuld, entkommen zu sein, während große Teile der Familien weiterhin in Kenia, Äthiopien, Zaire festsitzen. Und so vertreiben sie sich die Zeit und den Schmerz mit ihrem Diktatorenquiz, das sich als gemeinsames Ritual durch das ganze Buch zieht: „Zentralafrikanische Republik”, sagt Joseph, „wann war das?” „1966.” „Nah dran, aber nicht nah genug.” „Hätte ich wissen müssen”, sagt Kenneth. „Bokassa war immer einer meiner Lieblinge.” Mehr als 30 Staatsstreiche haben sie bereits rekapituliert und der Stoff scheint ihnen auch in Zukunft nicht auszugehen. ALEX RÜHLE
DINAW MENGESTU: Zum Wiedersehen der Sterne. Aus dem Amerikanischen von Volker Oldenburg. Claassen-Verlag, Berlin 2009. 250 S., 19,90 Euro.
Du darfst Amerika nicht übelnehmen, wenn es dir nicht gibt, was du dir wünschst
Man strampelt sich ab und ringsherum verändert sich das Viertel. Foto: Bettmann/Corbis
Dinaw Mengestu, 1978 in Äthiopien geboren Foto: Pierre Verdy / AFP
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A quietly accomplished debut novel... Despite, or perhaps because of, the attritions of his years in exile, Sepha has remained astonishingly tender. In the end, it is this human warmth that triumphs Guardian