Rugendas stammte aus einer Augsburger Familie mit spanisch-katalanischen Wurzeln. Wir sehen heute in Rugendas einen Mann seiner Zeit: den Freund Alexander von Humboldts, des berühmten Wissenschaftlers und Amerikanisten, Geographen und Sprachforschers, für den Rugendas der 'Vater aller Kunst, die Physiognomie der Natur darzustellen' war, und den Freund Delacroix‘, des neoklassizistischen und romantischen Malers par excellence. Er ist ein wandernder Künstler: zuerst durch die geheimnisvollen Landschaften Brasiliens, später finden wir ihn in Mexiko. Von dort wurde er ausgewiesen, als er sich an einer politischen Verschwörung beteiligte. Er reiste nach Chile und wurde zum Illustrator der wissenschaftlichen Atlanten des Naturgelehrten Claudio Gay, der uns erstmals den Artenreichtum, das Brauchtum und die Landschaften Chiles vor Augen führte. Aber Rugendas wurde auch der Porträtist der einfachen und melancholischen Szenen des Alltags, der staubigen Straßen, der ländlichen Städte, der Bäume am Wegesrand. Es war die Zeit der gerade entstehenden Republik, in der selbst die einfachen Menschen glühten vor Begeisterung auf der Suche nach Unsterblichkeit: darin spiegelt sich das tragische und fortwährende Schicksal der Romantik. So können wir sein wohl bekanntestes Werk, den 'Landarbeiter und die Wäscherin', vielleicht als einen ewigen Dialog über das Wasser des Flusses verstehen, oder aber wir sehen den Hafen von Valparaíso mit seinen Kolonialbauten gleichsam wie im Meer schwebend.