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Es sei ein Fehler, seine Heimat zu leugnen, dringt seine Heiligkeit, der Dalai Lama, in Basil Pao. Mit 18 Jahren verließ Pao sein Herkunftsland China das erste Mal, nach den Unruhen von Tian'anmen schien es für immer. Doch die Mahnung des Dalai Lamas klingt in ihm nach und bleibt nicht ohne Wirkung: Er frischt seine Sprach-, Literatur- und Geschichtskenntnisse auf und bereist über ein Jahr lang alle Provinzen des Riesenreichs - von der Inneren Mongolei bis nach Hongkong und von Shanghai bis ins tibetische Hochland. In sensationellen Bildern hält er fest, was die unglaubliche Vielfalt Chinas…mehr

Produktbeschreibung
Es sei ein Fehler, seine Heimat zu leugnen, dringt seine Heiligkeit, der Dalai Lama, in Basil Pao. Mit 18 Jahren verließ Pao sein Herkunftsland China das erste Mal, nach den Unruhen von Tian'anmen schien es für immer. Doch die Mahnung des Dalai Lamas klingt in ihm nach und bleibt nicht ohne Wirkung: Er frischt seine Sprach-, Literatur- und Geschichtskenntnisse auf und bereist über ein Jahr lang alle Provinzen des Riesenreichs - von der Inneren Mongolei bis nach Hongkong und von Shanghai bis ins tibetische Hochland. In sensationellen Bildern hält er fest, was die unglaubliche Vielfalt Chinas ausmacht: prächtige Landschaften aus der Mitte des Reiches, ehrgeizige Bauprojekte der Metropolen, wettergegerbte Bauern bei der Feldarbeit, überwältigende Kulturschätze, sinnliche Fischerszenen am Jangtse, Staatsmonumente auf öffentlichen Plätzen, dampfende Garküchen in engen Gassen.
Doch damit nicht genug. Pao bindet den bunten Bilderreigen mit großartigem Erzähltalent in seine Erlebnisschilderung ein. Mitreißend beschreibt er, wie ihn seine beiden tolldreisten Fahrer, die er kurzerhand Kami und Kazi tauft, zur Weißglut bringen, oder wie ein gewaltiger Sandsturm die Besichtigung des Jadetors in einem peinlichen Fiasko enden lässt.
Basil Pao legt mit diesem Bildband ein einzigartiges Meisterwerk vor. Seine hochkarätige Fotokunst porträtiert nicht nur alle Provinzen Chinas, sondern liefert ein persönliches und zugleich brandaktuelles, mit Sachinformationen flankiertes Zeitdokument über das Reich der Mitte. Eine Hommage an ein Land under construction, dessen großer öffentlicher Auftritt unmittelbar bevorsteht - wir werden staunen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2007

Unter Nudelmachern

Jenseits der Großen Mauer: Basil Pao ist mit seiner Kamera durch alle Provinzen Chinas gereist und setzt mit seinen Bildern ein Mosaik des Landes zusammen, wie man es noch nie gesehen hat.

Von Jakob Strobel y Serra

Eine Milliarde Menschen. Das ist leicht gesagt und schwer zu begreifen. Eine Milliarde sind mehr Menschen, als in ganz Europa und ganz Nordamerika leben - das sind wir, alle unsere Nachbarn, sämtliche Inuits und sämtliche Indianer im Dschungel von Chiapas und noch viel, viel mehr Menschen. In China wohnen eine Milliarde und sogar noch ein paar weitere hundert Millionen in einem einzigen Land, und trotzdem machen wir uns keinen Begriff davon, was das bedeutet. Vielleicht liegt es an den Kommunisten. Sie haben das Bild vom monolithischen Arbeiter-und-Bauern-Staat mit Einheitspartei, Zentralkomitee, Mao-Anzug und Schanghai als glitzernder Eskapade in die Köpfe der Welt gesetzt. Doch damit ist es dank dieses wunderbaren Buches jetzt vorbei.

Gerade weil seine Idee so schlicht ist, ist es so überzeugend: Basil Pao hat als erster Fotograf überhaupt alle Provinzen Chinas bereist und nach dreizehn Monaten und fünfundzwanzigtausend Kilometern Berge von Bildern mitgebracht. Keines für sich ist eine sensationelle Neuentdeckung, aber in ihrer Summe fügen sie sich zu einer ungeheuerlichen Vielfalt. Es ist ein lakonischer, fast dokumentarischer Blick auf Menschen und Landschaften, staunend, neugierig, vor allem aber frei von den Verführungen des Exotismus. Denn Pao wurde genau das richtige Maß an Nähe und Distanz in die Wiege gelegt. Seine Eltern emigrierten nach Hongkong, dort wuchs er in Sichtweite des Mutterlandes, doch mit dem freien Atem des Westens auf. Dann ging er in die Welt hinaus, wurde zum Kosmopoliten mit Kamera und reiste viele Jahre lang mit dem ehemaligen Monty-Python-Mitglied Michael Palin für die BBC durch alle Kontinente, bevor er sich dem Land seiner Vorväter mit enzyklopädischem Eifer widmete.

Das Resultat ist eine Bilderreise vom Sitz der Götter auf dem Dach der Welt bis ins Herz der Wüste und zu den Ufern der großen Ströme. Vor allem aber ist es eine Reise durch die Ästhetik des Alltags, weil Pao nichts mehr interessiert als Menschen: der Nudelmacher, dessen Nudeln wie filigrane Lamellen auf den Trockengestellen hängen; die Räucherstäbchenfrau, die Tausende roter Stöckchen so akkurat ausbreitet wie zu einer Militärparade; der Medizinmann, der einen riesenhaften Korb mit Kräutern nach Hause schleppt und dabei aussieht wie eine Blattschneiderameise mit zwei Beinen; die Kinder in der Akrobatenschule, die sich zu menschlichen Kunstwerken verformen wie die Tänzer von Henri Matisse; oder die Verkehrspolizistin, die so schlank und rank und stolz auf ihrer Insel steht, als hätte sie Brancusi dort hingestellt - das sind die Gesichter der Milliarde.

Doch das Beste an Basil Paos Bildband ist, dass er uns nur einen Vorgeschmack gibt - so jedenfalls will man es glauben. Die unendliche Wirklichkeit Chinas jenseits der wenigen, touristisch erschlossenen Flecken, jenseits von Verbotener Stadt, Bund-Promenade und Drei-Schluchten-Damm, wartet auf uns - aber nicht mehr lange, meint Pao, der sein Buch als Versuch sieht, die letzten Reste des authentischen China zu dokumentieren, bevor sie in den Strudeln der Globalisierung endgültig verschwinden. Dann bliebe immerhin dieses Buch.

"China - unterwegs in allen Provinzen" von Basil Pao. Geo/Frederking & Thaler Verlag, München 2007. 384 Seiten, 380 Farbfotos. Gebunden, 50 Euro.

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