China ein Land mit einem beeindruckenden wirtschaftlichen Wachstum, mit gewaltigen internen Problemen und mit einer Außenpolitik, die den politischen Westen immer wieder irritiert zurücklässt. Eine Institution, in der China international auftritt und Position bezieht, ist der UN-Sicherheitsrat. Hier zeigt die Volksrepublik in den letzten Jahren immer größere Präsenz und es werden immer wieder Entscheidungen getroffen, die für den westlichen Beobachter zunächst nicht nachvollziehbar sind: 2010 stimmte China einer UN-Sicherheitsratsresolution zu, die seinen wichtigen Partner Iran in Folge dessen Atomprogramms mit Sanktionen belegte. Zwischen 2011 und 2014 legte China hingegen immer wieder sein Veto gegen ein Eingreifen in Syrien ein und zog damit die Wut und das Unverständnis des Westens auf sich. 2014 enthielt es sich, als es darum ging, eine Resolution zu verabschieden, die die Zugehörigkeit der Krim zur Ukraine sichern sollte und distanzierte sich damit von Russland, mit dem es sonst eine Allianz gegen den politischen Westen bildete. Wie lassen sich diese, auf den ersten Blick inkonsequenten, Entscheidungen im UN-Sicherheitsrat erklären? Mithilfe des theoretischen Handwerkszeugs des Neorealismus wird dieser Frage nachgegangen und eine Erklärung geliefert, die auch für die zukünftige Diplomatie Chinas im UN-Sicherheitsrat eine mögliche Analysegrundlage bietet.