Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Chinesisch / China, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die rasante wirtschaftliche Entwicklung sowie die Veränderung der Lebens- und Konsumstile, die mit der Modernisierung der westlichen Industrieländer einhergingen, tragen zur Herausbildung und Expansion der Mittelschicht bei, die nicht nur als zunehmende Kaufkraft aus ökonomischer Sicht für das wirtschaftliche Wachstum und für die Verringerung sozialer Ungleichheiten von zentraler Bedeutung ist, sondern auch als Trägergruppe neuer Werte, Ideen und Lebensentwürfe für die Gesellschaft gilt und entsprechend politische Teilhabe und Demokratisierung anfordert.In China entwickelt sich eine neue Mittelschicht in den letzten Jahrzehnten seit der marktwirtschaftlichen Reform in den 1970er Jahren durch tiefgehenden gesellschaftlichen Wandel und marktorientierten Wirtschaftszuwachs, die jedoch wesentlich von dem westlichen bürgerlichen Bild zu unterscheiden ist, vor allem in der Rolle bei der Demokratisierung des jeweiligen Landes, und deswegen in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen und politischen Diskursen rückt. In China gibt es bisher keinerlei Indikatoren dafür, dass die ausbreitende neue Mittelschicht eine demokratische Transition vorantreibt, was gegen die gängigen Theorien spricht.Es stellen sich in diesem Kontext ferner die Fragen, inwiefern die westlichen politikwissenschaftlichen Überlegungen zum Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Mittelschicht und dem politisch-demokratischen Wandel, die von den westlichen Wohlfahrtsstaaten und Zivilgesellschaften ausgehen, sich auf China, ein industriell nachkommendes, nicht demokratisches Land, anwenden lassen; warum Chinas Mittelschicht nicht als Triebkraft des demokratischen Wandels angesehen werden kann; und nicht zuletzt, ob es neue Entwicklungen bezüglich der demokratischen Einstellungen unter der Mittelschicht gibt.In der Arbeit erfolgt zuerst eine skizzenhafte Darstellung der theoretischen Ansätze zum Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Demokratisierung. Anschließend werden die Besonderheiten der Mittelschicht im chinesischen Kontext auseinandergesetzt, einschließlich der Entstehungsgründe, der Definition, des Bestandteils sowie der Merkmale. Im nächsten Kapital wird diskutiert, welche Befunde über die Einstellungen der chinesischen Mittelschicht zur Demokratie es gibt und woraus sie resultieren. Zum Schluss strebt diese Arbeit an, die Kritiken auf den bisherigen Studien und weitere Perspektiven für die Analyse zu veranschaulichen.
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