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Derridas Text aus dem Jahre 1987, ein Beitrag zu einer Festschrift für Jean-Pierre Vernant, den großen Historiker und Mythologen des antiken Griechenlands, ist ein Versuch über Chora, die in Platons Dialog Timaios „als Empfängerin und gleichsam Amme allen Werdens“ beschrieben wird, das Zustandekommen der sinnlichen Abbilder des Intelligiblen denkbar macht. Man hat bis hin zu Heidegger Chora immer wieder als Vor-Bild des ausgedehnten Raumes und der rein rezeptiven Sinnlichkeit ausgelegt. Doch geht damit die Provokation ihrer Stellung als ein „drittes Geschlecht“ zwischen dem Sinnlichen und dem…mehr

Produktbeschreibung
Derridas Text aus dem Jahre 1987, ein Beitrag zu einer Festschrift für Jean-Pierre Vernant, den großen Historiker und Mythologen des antiken Griechenlands, ist ein Versuch über Chora, die in Platons Dialog Timaios „als Empfängerin und gleichsam Amme allen Werdens“ beschrieben wird, das Zustandekommen der sinnlichen Abbilder des Intelligiblen denkbar macht. Man hat bis hin zu Heidegger Chora immer wieder als Vor-Bild des ausgedehnten Raumes und der rein rezeptiven Sinnlichkeit ausgelegt. Doch geht damit die Provokation ihrer Stellung als ein „drittes Geschlecht“ zwischen dem Sinnlichen und dem Intelligiblen verloren. Denn Chora – die alles empfängt, aber von nichts etwas annimmt – gibt allem seinen Ort, ohne sich selbst je auf einen Ort festlegen zu lassen. Beschreibt Chora nicht noch den eigentümlich ortlosen Ort des Sokrates, der alles vernimmt und nichts für sich behält? Ist Chora nicht gar noch „Ort“ einer Erzeugung der Philosophie, der dem Unterschied zwischen Mythos und Logos vorausliegt und selbst nicht mehr philosophisch reflektiert werden kann? Und der ungreifbare „Ort“, von dem aus das Geschlecht (genos und ethnos), die Stadt und der Staat begründet werden? Fragen, zu denen Derrida in einer brillanten Lektüre gelangt, in der das Verhältnis zwischen dem Platon der Texte und dem Platon des Platonismus radikal hinterfragt wird.
Autorenporträt
Jacques Derrida, geb. 1930 in El-Biar in der Nähe von Algier als Sohn jüdischer Eltern, war während seiner Schulzeit antisemitischen Repressionen ausgesetzt. Ab 1949 lebte er in Frankreich und besuchte das Lycée Louis-le-Grand in Paris. Von 1952 bis 1954 studierte er an der École Normale Supérieure, wo er Vorlesungen bei Louis Althusser und Michel Foucault besuchte und sich mit Pierre Bourdieu anfreundete. 1956 gewann er ein Stipendium für einen Studienaufenthalt an der Harvard University. Während seines Militärdienstes von 1957 bis 1959 lehrte er Englisch und Französisch in Algerien. Von 1960 bis 1964 war er wissenschaftlicher Assistent an der Sorbonne. Ab 1965 bis 1984 bekleidete er eine Professur für Geschichte der Philosophie an der École Normale Supérieure. 1981 gründete er die Gesellschaft Jan Hus (eine Hilfsorganisation für verfolgte tschechische Intellektuelle). Im selben Jahr wurde er in Prag verhaftet und erst nach einer energischen Intervention François Mitterrands und der französischen Regierung von der Tschechoslowakei freigelassen. 1983 gründete er das Collège international de philosophie , zu dessen erstem Direktor er gewählt wurde. Jacques Derrida starb im Jahr 2004 in Paris