Die Theoretiker der Moderne sind sich einig: Der Prozeß der Moderne kann beschrieben werden als die fortschreitende Abnahme äußerer Zwänge und Bindungen bei gleichzeitiger Zunahme persönlicher Freiheitsspielräume. Die Logik der schier unbegrenzten Optionen, die dem heutigen Individuum zur Verfügung stehen, hat inzwischen auch die Religion erreicht. Das Christentum findet sich wieder auf einem Markt konkurrierender Angebote, deren Akzeptanz in den Bereich subjektiver Verfügung gestellt ist. Das verfaßte Christentum reagiert mit erheblicher Verunsicherung. Soll die Lage nicht gleich als Verfall beklagt oder als dem Christentum nicht mehr kompatibel eingeschätzt werden, scheint eine Neureflexion von Frömmigkeit, Kirche und Theologie angesichts spätmoderner Gesellschaftsverhältnisse angebracht. Hier bietet sich die postmoderne Philosophie als Perspektivierungshilfe an. Zwar steht der Begriff "postmodern" oft für "beliebig", im philosophischen Gespräch bezeichnet er allerdings eine ernst zunehmende Reflexion heutiger Optionenlogik, die sich für Theologie und Kirche auf die veränderte Situation ebenso übertragen läßt wie auf Veränderungen innerhalb des Christentums selbst. Die vorliegende Arbeit stellt sich der Aufgabe der Neureflexion. Sie beginnt mit einem Überblick über die wichtigsten Theoretiker der Postmoderne, der die Postmoderne als Einlösung und Weiterführung ur-moderner Gehalte erweist. Das Ergebnis wird übertragen auf die derzeitige Frömmigkeitshaltung, in der sich eine überraschend genaue Abbildung zeigt. Anschließend werden "Postmodernisierungen" aufgezeigt, die sich durchweg als Bereicherungen in christlichem Sinne darstellen, kirchlich allerdings unzureichend reflektiert sind. Abschließend wird untersucht, wie die theologische Fachwissenschaft auf die mit der Postmoderne bezeichneten Veränderungsprozesse reagiert. Die Ergebnisse weisen auf eine Neuwahrnehmung christlicher Bestände ebenso hin wie auf neue Aufgaben. InteressentInnen: Theologen, kirchli che Amts- und Funktionsträger, Religionslehrer.