Welche Rolle spielt die christliche Religion in einer globalisierten und multikulturellen Welt? Wie ist das Verhältnis von Wahrheit und Freiheit, von Relativismus und Glaube zu bestimmen? Wie kann der neuen, religiös motivierten Gewalt begegnet werden? Um diese für die Gegenwart so zentralen Fragen kreist der Dialog, den zwei der bedeutendsten Denker unserer Zeit führen: der französische Anthropologe René Girard und der italienische Philosoph Gianni Vattimo. Von ihren unterschiedlichen Ausgangspositionen her legen sie die christlichen Wurzeln der abendländischen Kultur frei, in deren Zentrum die Opfer stehen: die Opfer der Schoah, die Opfer des Kapitalismus, der Kriege und verschiedenster Diskriminierungen. Ein wertvolles Dokument einer tiefgründigen, gemeinsamen Reflexion.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Quer zur gegenwärtigen Debatte stehend sieht Jan-Heiner Tück in einer kurzen Rezension dieses Gespräch zwischen dem Philosophen Gianni Vattimo und dem Kulturanthropologen und praktizierenden Katholiken Rene Girard über das Christentum und den Relativismus. Einiges gelernt hat der Rezensent hier über die Wahrheit und die Liebe in der Religion und der menschlichen Kultur. Besonders instruktiv aber scheinen ihm Girards Gedanken zum Sündenbock, der in den archaischen Religionen immer die Schuld getragen habe. Hier habe das Christentum mit dem uralten Gewaltmechanismus gebrochen, nach dem stets ein Opfer die kollektive Gewalt auf sich gezogen habe, um die soziale Ordnung wiederherzustellen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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