„Die Geschichte unserer Erlösung richtet sich radikal gegen die Philosophie der Aufstiegsorientierung. Das große Paradox, das uns die Bibel offenbart, lautet: Wirklich und vollständig frei wirst du nur auf dem Weg nach unten. Das Wort Gottes stieg herab zu uns und lebte unter uns als ein Sklave. Der
göttliche Weg ist der Weg nach unten.“ (S.33)
Man spürt Henri Nouwen ab, dass er weiß, wovon er…mehr„Die Geschichte unserer Erlösung richtet sich radikal gegen die Philosophie der Aufstiegsorientierung. Das große Paradox, das uns die Bibel offenbart, lautet: Wirklich und vollständig frei wirst du nur auf dem Weg nach unten. Das Wort Gottes stieg herab zu uns und lebte unter uns als ein Sklave. Der göttliche Weg ist der Weg nach unten.“ (S.33)
Man spürt Henri Nouwen ab, dass er weiß, wovon er spricht. Jahrelang arbeitete er als Professor an verschiedenen Hochschulen, bis er diese Karriere aufgab und sich der von Jean Vanier gegründeten „Arche“-Bewegung anschloss. Fortan teilte er sein Leben mit geistig behinderten Menschen, zunächst in Frankreich und später in Toronto, Kanada.
„Christi Weg nach unten“ ist nicht nur Theorie, sondern gelebte und tief durchdachte Praxis. Ein Buch, das es wert ist, mehrmals gelesen zu werden, um es wirklich zu durchdringen und den Inhalt „einsickern“ zu lassen. Denn in unserer von Leistung und messbarem Fortschritt bestimmten Welt ist es so leicht, die wesentlichen Dinge aus den Augen zu verlieren. Nouwen beschreibt es so: „Wir sind, auf vielfältige Weise, so gemacht, dass wir glauben: Wir sind, was wir produzieren.“ (S.56)
Das Buch ist gegliedert in drei Abschnitte:
Der 1. beschreibt den Weg nach unten und die Berufung eines jeden Christen.
Der 2. setzt sich mit dem Weg nach oben auseinander und charakterisiert im Einzelnen, wohin die Versuchung uns führen will.
Den 3. Abschnitt stellt Nouwen unter den Titel „Das selbst-entäusserte Herz“ und legt darin dar, wie das spirituelle Leben (oder: NACHFOLGE) praktisch aussieht.
Dabei ist Nouwen nicht „übergeistlich“. Er macht sehr deutlich, dass wir aus unserer eigenen Kraft den „Weg nach unten“ weder wählen, noch konstant gehen können. Tröstend führt er vor Augen, dass wir dabei immer angewiesen bleiben werden auf die Kraft Christi in uns, den Heiligen Geist:
„Nachfolge ist das Leben des Geistes in uns, durch den wir in das göttliche Leben selbst erhoben werden und neue Augen empfangen, um zu sehen, neue Ohren, um zu hören, neue Hände, um zu berühren.“(S.47)
„Christi Weg nach unten“ besticht durch seine Klarheit und Schlichtheit. Es ist ein Weckruf für jeden, der Christus nachfolgen will, sich nicht betrügen oder einlullen zu lassen von dem Denken und Streben dieser Welt. Und es ist eine unverzichtbare Erinnerung daran, dass es eine „innerliche Beziehung zwischen dem christlichen Dienst und dem spirituellen Leben“ gibt, ja, geben muss!
Denn: „Wir sind nicht das Brot, das wir anzubieten haben, sondern wir sind Menschen, die von Gottes Wort genährt werden und dadurch ihr wahres Selbst finden.“ (S.58)