Wenn Christen sich zu Jesus bekennen, treten sie in ein Verhältnis zum Judentum, denn Jesus Christus ist Jude. Wie aber lässt sich christliche Identität in Anerkennung des Judentums beschreiben? Diese Frage, die seit der Shoah noch drängender geworden ist, haben der Amerikaner Paul van Buren und der Deutsche Friedrich-Wilhelm Marquardt in den Mittelpunkt ihrer Theologien gestellt. Die beiden herausragenden Denker im jüdisch-christlichen Dialog sind mit ihren jüdischen Gesprächspartnern, zu denen deutsche, amerikanische und israelische Juden, Orthodoxe und Reformbewegte, Rabbiner und Philosophen gehören, einen langen Weg gegangen. Dabei haben sie nicht nur ein neues Verständnis des Judentums, sondern auch ein neues christliches Selbstverständnis gewonnen. Die Autorin veranschaulicht diese Wahrnehmungsveränderungen und setzt sich zugleich kritisch von Idealisierungen des Judentums ab, die sie als Charakteristikum einer ersten Generation im jüdisch-christlichen Gespräch nach der Shoah interpretiert, aber als nicht hilfreich wertet. Positiv werden die Versuche aufgenommen, die mit christlichen Denktraditionen wie der Bundestheologie und der Trinitätslehre das erneuerte Verhältnis der Kirche zu Israel zur Sprache bringen.