Memoria, des Lebens und der Taten der verstorbenen Vorgänger zu gedenken, war im Mittelalter eine starke Triebfeder des gesellschaftlichen und politischen Handelns, die namentlich in großen geistlichen Instituten zur Abfassung von Chroniken einmündete. Eine solche Geschichtsschreibung lieferte überdies eine über jeden Zweifel erhabene Grundlage für die aktuellen Herrschafts-, Rechts- und Besitzverhältnisse. Diese beiden Aspekte waren auch für die Anlegung der Verdener Bischofschronik in den 1330er Jahren die maßgebenden Motive, drohte doch gerade damals das kleine Bistum zum Spielball übergeordneter Herrschaftsinteressen zu werden.