Im Dialogfragment »Clara« aus der Zeit der Romantik diskutieren ein Pfarrer und ein Arzt mit der gleichnamigen Protagonistin über die Fortdauer der Seele nach dem Tod. Clara, eine Frau unbekannten Alters, vertrieben von den heimischen Gütern und verwitwet, sucht Zuflucht in der Einsamkeit und Stille der Natur. Die Trauer um ihren verstorbenen Mann Albert führt sie dort zu einer höheren Einsicht: »Ich weiß, dass er ist, dass er lebt, dass er an unserer Freude teilnimmt.« Was sich Clara als innere Gewissheit über das Gefühl vermittelt, wird ihr schließlich durch gezielte Fragen eines Pfarrers…mehr
Im Dialogfragment »Clara« aus der Zeit der Romantik diskutieren ein Pfarrer und ein Arzt mit der gleichnamigen Protagonistin über die Fortdauer der Seele nach dem Tod. Clara, eine Frau unbekannten Alters, vertrieben von den heimischen Gütern und verwitwet, sucht Zuflucht in der Einsamkeit und Stille der Natur. Die Trauer um ihren verstorbenen Mann Albert führt sie dort zu einer höheren Einsicht: »Ich weiß, dass er ist, dass er lebt, dass er an unserer Freude teilnimmt.« Was sich Clara als innere Gewissheit über das Gefühl vermittelt, wird ihr schließlich durch gezielte Fragen eines Pfarrers und eines Arztes, die hier stellvertretend für die Theologie und die Naturphilosophie stehen, auf gemeinsamen Spaziergängen mit Hilfe der mäeutischen Methode 'entlockt'. Das innerlich Angeschaute wird so in deutliche Begriffe gefasst und Clara zugänglich gemacht. Der erst nach Schellings Tod veröffentlichte Text entstand wohl als Reaktion auf den Tod von Caroline (1809) und stellt im Anschlussan den Dialog »Bruno« (PhB 564) das zweite Werk Schellings in Gesprächsform dar. Unter Rückgriff auf weitere Nachlasstexte zeigt die Herausgeberin in ihrer Einleitung, dass Schellings Quellen von der protestantisch-pietistischen Theologie bis zur Theosophie Swedenborgs reichten, dass seine Unsterblichkeitslehre auf den Prinzipien (Potenzenlehre) seines philosophischen Systems fußt und dass der Text systematisch im Kontext der Freiheits- und Weltalterphilosophie zu lesen ist.
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wird 1775 in Leonberg geboren und darf bereits als 15-Jähriger zusammen mit Hegel und Hölderlin am Tübinger Stift studieren. Frühe beachtenswerte Publikationen machen ihn bekannt, so daß er durch Fürsprache Goethes 1798 einen Lehrauftrag an der Universität Jena bekommt. Es entsteht ein enger Kontakt mit Fichte, den Brüdern Schlegel, Novalis und Tieck, der sich um die Ideen der Frühromantik zentriert. Im Jahre 1800 erscheint das System des transzendentalen Idealismus, in dem Schelling das Programm seiner Philosophie, d.h. die Notwendigkeit der Zusammenführung von Natur- und Transzendentalphilosophie begründet. Zunächst Anhänger Fichtes, trennt ihn bald in der Frage nach dem Absoluten und Endlichen ein anderer Ansatz in der Naturphilosophie von diesem. Mit der ab 1801 entwickelten Identitätsphilosophie wird die Abkehr von Fichte und die Auseinandersetzung mit Hegel offenbar. Die Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit machen diesen Wandel deutlich. Schelling folgt 1827 einem Ruf nach München, wo er die "Wendung" seines Denkens von der rein logischen "negativen" zur "positiven" Philosophie, in der die Offenbarung und der mythologische Prozeß eine wesentliche Rolle spielen, in Vorlesungen darlegt. Nach Hegels Tod nimmt Schelling 1842 für vier Jahre eine Lehrtätigkeit in Berlin auf, zieht sich dann aber aus der Öffentlichkeit zurück und stirbt 1854 in der Schweiz.
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