Der 1908 geborene Ethnologe Claude Lévi-Strauss zählt zu den einflussreichsten Denkern des 20. Jahrhunderts und ist zugleich einer jener Wissenschaftler, deren Werk unbestrittene literarische Qualitäten aufweisen. Wenngleich er nie eine Schule im eigentlichen Wortsinne begründet hat, hat doch praktisch eine ganze Generation von Geisteswissenschaftlern ihre wissenschaftliche Sozialisation über die Auseinandersetzung mit der von Lévi-Strauss entwickelten strukturalen Methode erfahren. Die Kenntnis seines umfangreichen Werkes aus erster Hand mag mittlerweile nicht mehr als unabdingbarer Nachweis der kulturellen Lesefähigkeit gelten, doch haben die darin diskutierten Fragen nach den Prinzipien des menschlichen Denkens und nach universalen Strukturen und Denkmustern bis heute nichts von ihrem Reiz eingebüßt.