In ihrer befremdenden Schönheit faszinieren Claudia Fährenkempers Mikrofotografien und irritieren zugleich. Käferköpfe, Amphibienlarven, Pflanzensamen und Kristalle - Bilder aus einer für das bloße Auge unsichtbaren Welt, die gänzlich neue Seherfahrungen eröffnen. Fährenkempers durch ihre Lehrer Bernd und Hilla Becher geprägter dokumentarisch-konzeptueller Ansatz und der "magische Realismus" ihrer Bilder stehen in der Tradition der Fotografie der Neuen Sachlichkeit. Ihr eigentliches Interesse gilt dabei nicht dem wissenschaftlichen Objekt, sondern dem präzisen Abbild. Die durch die Verwendung des Rasterelektronenmikroskops gesteigerte, fast haptische Präsenz des Oberflächenreliefs ermöglicht das sinnliche Erlebnis organischer oder anorganischer Lebenswelten und die plastische Erfahrung abstrakter Bildräume. Der großformatige Band mit Textbeiträgen von Ludger Derenthal, Leiter des Museums für Fotografie, Staatliche Museen zu Berlin, und Ann Thomas, Curator of Photographs, National
Gallery of Canada, Ottawa, präsentiert erstmals die "foto-skulpturale" Arbeit Claudia Fährenkempers, eine Position zwischen Ästhetik und Wissenschaft, die als zeitgemäße Erschließung unserer heutigen Welt erscheint.
Gallery of Canada, Ottawa, präsentiert erstmals die "foto-skulpturale" Arbeit Claudia Fährenkempers, eine Position zwischen Ästhetik und Wissenschaft, die als zeitgemäße Erschließung unserer heutigen Welt erscheint.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2005Der kalte Widerschein der Wirklichkeit
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
str.
"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
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"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
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