THE-WALKING-DEAD-Star des Telltale-Games: Clementine lebt! Clementine ist zurück auf der Straße und versucht, ihre traumatische Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen neuen Weg einzuschlagen. Doch als sie auf einen amischen Teenager namens Amos trifft, dessen Kopf hoch in den Wolken steckt, reist das ungleiche Paar in den Norden zu einem verlassenen Skigebiet in Vermont. Hier stoßen sie auf eine kleine Gruppe von Teenagern, die versuchen, eine neue Siedlung ohne die untoten Streuner aufzubauen.Während Freundschaft, Rivalität und Romantik in der Gruppe aufblühen, offenbart der harte Winter bald, dass die größte Bedrohung für ihr Überleben... sie selbst sein könnten.CLEMENTINE, ein Comic-Spin-off aus Robert Kirkmans THE-WALKING-DEAD-Universum, beleuchtet das Schicksal des gleichnamigen Stars der gefeierten Game-Adaption von Telltale. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Überleben - geschrieben und illustriert von der zweifachen Eisner-Preisträgerin Tillie Walden (Pirouetten, Auf einem Sonnenstrahl).
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2023Erwachsenwerden mit Untoten
Tillie Walden erzählt die Geschichte der „Walking Dead“-Heldin Clementine
Sie hat ein Bein verloren, aber mit den Beißern kann sie es immer noch aufnehmen. Einen erledigt sie mit einem Kopfstoß mit einer ihrer Krücken, ein anderer wird durch einen Tritt mit dem Stumpf ausgeschaltet. Clementine weiß sich zu wehren.
Gamer kennen sie aus „The Walking Dead“, dem Computerspiel, das nach der erfolgreichen Zombie-Comicserie von Robert Kirkman und Charlie Adlard entstand. Die Hefte erschienen über 16 Jahre bis 2019, 2010 war die TV-Serienadaption dazugekommen, 2012 startete die Computerspielserie mit Clementine als zentraler Figur.
Dass die zweifache Eisner-Preisträgerin Tillie Walden Clementine eine eigene Mini-Serie gewidmet hat (der erste von drei Teilen ist jetzt erschienen), überrascht im ersten Moment, schließlich wurde Walden mit queeren Coming-of-Age-Comics wie „Pirouetten“, „West West Texas“ oder „Auf einem Sonnenstrahl“ bekannt. Aber Clementine entpuppt sich als Schwester im Geiste von Waldens früheren Figuren, sie ist ebenso einsam. Und die postapokalyptische Welt wirkt zwar unendlich und furchterregend, aber lässt die Heldin auch sein, wie sie ist. Die Leere nach der Katastrophe ist auch ein Angebot – träumen nicht alle Jugendlichen davon, die Welt für sich zu überschreiben? Im TWD-Universum kann jederzeit Fürchterliches passieren, aber es gibt, wie in den früheren Comics von Walden, auch Momente von Fürsorge und Zärtlichkeit, die sie wunderbar subtil ausarbeitet.
Walden zeichnet die Postapokalypse in düsteren Schwarz-Weiß-Bildern, die dabei erstaunlich filigran wirken. Es sind Seelenlandschaften, die die innere Gefährdung ihrer Figuren spiegeln. Clementine hat den Zombie-GAU als Kind erlebt, im Videospiel sah man sie aufwachsen. Nun ist sie eine junge Frau, misstrauisch, traumatisiert, ihre Behinderung ist sichtbares Zeichen ihrer seelischen Versehrtheit.
Wem kann man trauen, wie lassen sich Menschlichkeit und wenigstens Reste von Zivilisation bewahren, wenn die Ressourcen knapp sind und überall der Tod lauert? Clementine begegnet dem Amish-Jungen Amos, den sie erst verspottet wegen seiner Weltfremdheit, dessen Optimismus und Freundlichkeit sie aber tief berühren. Außerdem freundet sie sich mit Ricca an, die eine dicke Brille trägt und eine Sammlung von Ersatzbrillen hortet, weil sie auf ihre Sehhilfe ebenso angewiesen ist wie Clementine auf ihre Beinprothese.
Mit zwei Schwestern wollen die drei auf einem Berg und weg von den Beißern eine Siedlung errichten– der Traum vom besseren Leben. Aber es sind nicht die Zombies, die diese Utopie gefährden. Konkurrenzdenken, Machtspiele, eine unerbittliche Liebe kommen ihnen dazwischen – das Menschliche eben.
MARTINA KNOBEN
Tillie Walden: Clementine. Comic. Aus dem Englischen von Frank Neubauer. Cross Cult Verlag, Ludwigsburg 2023.
256 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Tillie Walden erzählt die Geschichte der „Walking Dead“-Heldin Clementine
Sie hat ein Bein verloren, aber mit den Beißern kann sie es immer noch aufnehmen. Einen erledigt sie mit einem Kopfstoß mit einer ihrer Krücken, ein anderer wird durch einen Tritt mit dem Stumpf ausgeschaltet. Clementine weiß sich zu wehren.
Gamer kennen sie aus „The Walking Dead“, dem Computerspiel, das nach der erfolgreichen Zombie-Comicserie von Robert Kirkman und Charlie Adlard entstand. Die Hefte erschienen über 16 Jahre bis 2019, 2010 war die TV-Serienadaption dazugekommen, 2012 startete die Computerspielserie mit Clementine als zentraler Figur.
Dass die zweifache Eisner-Preisträgerin Tillie Walden Clementine eine eigene Mini-Serie gewidmet hat (der erste von drei Teilen ist jetzt erschienen), überrascht im ersten Moment, schließlich wurde Walden mit queeren Coming-of-Age-Comics wie „Pirouetten“, „West West Texas“ oder „Auf einem Sonnenstrahl“ bekannt. Aber Clementine entpuppt sich als Schwester im Geiste von Waldens früheren Figuren, sie ist ebenso einsam. Und die postapokalyptische Welt wirkt zwar unendlich und furchterregend, aber lässt die Heldin auch sein, wie sie ist. Die Leere nach der Katastrophe ist auch ein Angebot – träumen nicht alle Jugendlichen davon, die Welt für sich zu überschreiben? Im TWD-Universum kann jederzeit Fürchterliches passieren, aber es gibt, wie in den früheren Comics von Walden, auch Momente von Fürsorge und Zärtlichkeit, die sie wunderbar subtil ausarbeitet.
Walden zeichnet die Postapokalypse in düsteren Schwarz-Weiß-Bildern, die dabei erstaunlich filigran wirken. Es sind Seelenlandschaften, die die innere Gefährdung ihrer Figuren spiegeln. Clementine hat den Zombie-GAU als Kind erlebt, im Videospiel sah man sie aufwachsen. Nun ist sie eine junge Frau, misstrauisch, traumatisiert, ihre Behinderung ist sichtbares Zeichen ihrer seelischen Versehrtheit.
Wem kann man trauen, wie lassen sich Menschlichkeit und wenigstens Reste von Zivilisation bewahren, wenn die Ressourcen knapp sind und überall der Tod lauert? Clementine begegnet dem Amish-Jungen Amos, den sie erst verspottet wegen seiner Weltfremdheit, dessen Optimismus und Freundlichkeit sie aber tief berühren. Außerdem freundet sie sich mit Ricca an, die eine dicke Brille trägt und eine Sammlung von Ersatzbrillen hortet, weil sie auf ihre Sehhilfe ebenso angewiesen ist wie Clementine auf ihre Beinprothese.
Mit zwei Schwestern wollen die drei auf einem Berg und weg von den Beißern eine Siedlung errichten– der Traum vom besseren Leben. Aber es sind nicht die Zombies, die diese Utopie gefährden. Konkurrenzdenken, Machtspiele, eine unerbittliche Liebe kommen ihnen dazwischen – das Menschliche eben.
MARTINA KNOBEN
Tillie Walden: Clementine. Comic. Aus dem Englischen von Frank Neubauer. Cross Cult Verlag, Ludwigsburg 2023.
256 Seiten, 26 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Über gleich zwei neue Heldinnen-Comics darf sich Kritiker Christoph Haas freuen: Clementine ist eine Spin-off-Figur aus dem Zombieuniversum der Serie "The Walking Dead", keine Superheldin, aber doch eine heldinnenhafte junge Frau, die sich mit einer behelfsmäßigen Beinprothese allein durch eine "postapokalyptische Welt" bewegen muss. Die Zeichnerin Tillie Walden hat bisher nicht für "The Walking Dead" gearbeitet, weiß Haas, überzeugt ihn aber gerade dadurch, dass sie das große Gemetzel weglässt und stattdessen mehr die Alltagsprobleme ihrer Protagonistin in den Blick nimmt. Er freut sich schon auf die beiden Bände, die noch kommen sollen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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