»»So ist doch niemand«, hatte sie danach gesagt. Sie saßen auf dem Wohnzimmerboden, um sie verstreut lag die schwarze Orchideenerde. »Oder?« Sie sah ihn an.
»Ich weiß es nicht, Cley«, sagte er. — »Aber was glaubst du?« — »Ich bin mir sicher, dass es schlimmere Paare gibt.« Er zuckte mit den
Schultern. »Und bessere.«« (S.293) ❤️🩹
Boy meets Girl. Frankenstein meets Cleopatra und könnten…mehr»»So ist doch niemand«, hatte sie danach gesagt. Sie saßen auf dem Wohnzimmerboden, um sie verstreut lag die schwarze Orchideenerde. »Oder?« Sie sah ihn an.
»Ich weiß es nicht, Cley«, sagte er. — »Aber was glaubst du?« — »Ich bin mir sicher, dass es schlimmere Paare gibt.« Er zuckte mit den Schultern. »Und bessere.«« (S.293) ❤️🩹
Boy meets Girl. Frankenstein meets Cleopatra und könnten verschiedener kaum sein: Cleo (aka Cleopatra) — Britin, Mitte 20, wunderschön, depressiv, gerade fertig mit dem Studium und noch in der Findungsphase des Lebens mit erheblichen Geldsorgen trifft auf Frank (aka Frankenstein) — einen US-amerikanischen Mittvierziger, CEO einer erfolgreichen Werbeagentur, reich und alkoholsüchtig. Am New Year’s Eve treffen die beiden in New York aufeinander, stürzen sich in ihre Liebe, und heiraten wenige Monate nach ihrem Kennenlernen. Das hier Welten aufeinander prallen — UK vs. USA; Künstlerin meets erfolgreichen Founder; Depression trifft auf Alkoholismus; Zwanziger vs. Vierziger — wird deutlich, und das quasi vorprogrammierte Drama nimmt seinen Lauf. Dabei wird diese toxische Beziehung wird in ihrem DEBÜT »Cleopatra und Frankenstein« 💘von der Autorin Coco Mellors (Ü: Lisa Kögeböhn) nicht nur aus der Sicht der beiden Protagonist:innen gezeigt, sondern immer wieder wechselt die Erzählperspektive zu anderen wichtigen Figuren aus ihrem Leben, deren Lebensgeschichte gekonnt mit der titelgebenden Lovestory erzählt wird. Gekonnt werden die komplexen Strukturen zwischenmenschlicher Beziehungen seziert und das Buch wird genau dadurch zum Pageturner, dass es so realistische Charaktere mit all ihren Schwächen, Fehlern, Traumata, Wünschen und Sorgen, wie sie das Leben selbst schreiben könnte, erschafft. Und genau DAS macht diesen Roman für mich aus: Die Charaktere, die nicht nur mit ihren glänzenden Seiten präsentiert werden, sondern insbesondere auch durch ihre jeweiligen Abgründe. Ähnlich wie bei Sally Rooney, sind es mit den Charakteren auch bei Coco Mellors die ehrlichen, zynischen, witzigen Konversationen, die sarkastischen Zwischentöne und -bemerkungen, die das Buch so einzigartig machen.
Einziger Kritikpunkt 🤏🏼 von meiner Seite ist die sehr überspitzte und stereotypische Darstellung von Frank als reichem, erfolgreichem und attraktivem Mann, während Cleo hauptsächlich auf ihre Schönheit und Depressionen reduziert wird und nicht nur keinen Erfolg als Künstlerin hat, sondern als seine Ehefrau gar nicht wirklich daran arbeitet. Dabei hätte ich mir mehr feministische Perspektive als auch tiefgehendere Auseinandersetzung mit ernsthaften physischen Erkrankungen gewünscht.
Shall I read it — yes or no?
YES — Es ist keine Lovestory, die noch nie so erzählt worden wäre, aber es ist die Art und Weise, wie sie erzählt wird, die sie besonders macht. 💖 Die Charaktere wecken Sympathien und Antipathien gleichermaßen — und das ist es, was ein gutes Buch ausmacht: Das ich es nicht aus der Hand legen will, weil ich wissen will, wie es weitergeht. 🔥
[CN: Alkoholismus, selbstverletztendes Verhalten, Depressionen, Suizidversuch]