Philippe Muray, in Deutschland noch völlig unbekannt, in Frankreich in den letzten Jahren zu einem Kultautor von Jahrhundertformat avanciert, hat in diesem brillanten literarischen Langessay einen so umstrittenen wie gewichtigen Beitrag zu Leben und Werk des infernalischen Louis-Ferdinand Céline geschrieben. Es ist für deutsche Leser die erste umfassende Auseinandersetzung mit dem Phänomen Céline, der wie kein anderer Widerstände provoziert und Fragen nach dem Bösen in der Literatur, den Grenzen der Kunst und ihrer Moralität aufwirft. Diesen unlösbaren Fragen geht Muray in seinem eleganten, klugen und pointierten Essay auf den Grund und erweist sich selbst als einzigartiger Autor.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das Buch sei keine Einführung in das Werk Célines, warnt Joseph Hanimann den Leser. Dafür, meint er, trete der Autor inhaltlich und auch stilistisch viel zu exzentrisch auf. Philippe Murays beachtenswerter Versuch, wie Hanimann findet, in seiner Studie über Céline das Original gleichsam nachzubilden, scheint Hanimann selbst jedoch weniger zu stören. Der Trick des Rezensenten besteht darin, Céline einfach zu vergessen und das Buch als Porträt einer hypothetischen Figur zu lesen, in der sich Genie (der Romane) und Teufel (der Pamphlete) vereinen. So beschert ihm der Band sozusagen durch die Hintertür durchaus wertvolle Einsichten über Célines Schreibpraxis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2013Höchste Einsätze
"Die Träume der literarischen Moderne sind voller Gefangener." So beginnt das im Original bereits vor dreißig Jahren erschienene, später noch einmal überarbeitete Buch des 2006 verstorbenen französischen Essayisten Philippe Muray über Louis-Ferdinand Céline. Und nachdem der Autor unter anderen Ezra Pound in Pisa, Antonin Artaud in der Anstalt von Rodez, Jean Genet im Gefängnis von Fresnes, Robert Desnos in Auschwitz, Kafka in Prag und Marcel Proust in seinem korkgetäfelten Schlafzimmer am Boulevard Haussmann als Beleg aneinanderreiht, erfahren wir, solches Gefangensein lasse "unsere Epoche Sprache und Delinquenz gleichsetzen, das Schreiben einsperren und das Wort mit dem dreifachen Fluch von Zuchthaus, Psychiatrie und tödlicher Einsamkeit strafen". Man merkt da gleich, dass dieser Autor sich in eine Tradition stellte, die nur mit höchsten Einsätzen zu spielen bereit ist. Auch auf Kosten gewagter Konstruktionen, wie jene eben, welche gleich zum Auftakt die Moderne zum Träumen bringt. Und was die erste Seite verheißt, die folgenden erweisen es - nämlich den unerbittlichen Willen und eine erstaunliche rhetorische Durchhaltekraft, auf der Höhe solcher aufs Ganze gehenden Diagnosen und radikalen Vollmundigkeiten zu bleiben. Wer das auszuhalten bereit und mit Céline bereits vertraut ist, wird dieser Darstellung des großen Skandalösen vielleicht etwas abgewinnen können. Aber anstrengend bleibt es jedenfalls, das unablässige rhetorische Gewitter zu Einsichten und Argumenten zu kondensieren. (Philippe Muray: "Céline". Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Nicola Denis. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2012. 264 S., geb., 29,90 [Euro].)
hmay
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"Die Träume der literarischen Moderne sind voller Gefangener." So beginnt das im Original bereits vor dreißig Jahren erschienene, später noch einmal überarbeitete Buch des 2006 verstorbenen französischen Essayisten Philippe Muray über Louis-Ferdinand Céline. Und nachdem der Autor unter anderen Ezra Pound in Pisa, Antonin Artaud in der Anstalt von Rodez, Jean Genet im Gefängnis von Fresnes, Robert Desnos in Auschwitz, Kafka in Prag und Marcel Proust in seinem korkgetäfelten Schlafzimmer am Boulevard Haussmann als Beleg aneinanderreiht, erfahren wir, solches Gefangensein lasse "unsere Epoche Sprache und Delinquenz gleichsetzen, das Schreiben einsperren und das Wort mit dem dreifachen Fluch von Zuchthaus, Psychiatrie und tödlicher Einsamkeit strafen". Man merkt da gleich, dass dieser Autor sich in eine Tradition stellte, die nur mit höchsten Einsätzen zu spielen bereit ist. Auch auf Kosten gewagter Konstruktionen, wie jene eben, welche gleich zum Auftakt die Moderne zum Träumen bringt. Und was die erste Seite verheißt, die folgenden erweisen es - nämlich den unerbittlichen Willen und eine erstaunliche rhetorische Durchhaltekraft, auf der Höhe solcher aufs Ganze gehenden Diagnosen und radikalen Vollmundigkeiten zu bleiben. Wer das auszuhalten bereit und mit Céline bereits vertraut ist, wird dieser Darstellung des großen Skandalösen vielleicht etwas abgewinnen können. Aber anstrengend bleibt es jedenfalls, das unablässige rhetorische Gewitter zu Einsichten und Argumenten zu kondensieren. (Philippe Muray: "Céline". Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Nicola Denis. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2012. 264 S., geb., 29,90 [Euro].)
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