Clochemerle, eine Kleinstadt in Burgund Anfang der 1920ger Jahre: Der ehrgeizige Bürgermeister Barthelemy Piechut plant den Bau einer öffentlichen Bedürfnisanstalt und zwar genau gegenüber der Kirche. Während die lebenslustigen Weinbauern sehr angetan sind von dem neuen Bau, mobilisiert die
sittenstrenge, vertrocknete alte Junfer Justine Putet den Protest gegen das verruchte Bauwerk. Bald ist der…mehrClochemerle, eine Kleinstadt in Burgund Anfang der 1920ger Jahre: Der ehrgeizige Bürgermeister Barthelemy Piechut plant den Bau einer öffentlichen Bedürfnisanstalt und zwar genau gegenüber der Kirche. Während die lebenslustigen Weinbauern sehr angetan sind von dem neuen Bau, mobilisiert die sittenstrenge, vertrocknete alte Junfer Justine Putet den Protest gegen das verruchte Bauwerk. Bald ist der friedliche Ort in zwei Lager gespalten und durch eine Verkettung widriger Umstände entwickeln sich die Ereignisse derart dramatisch, dass sogar das Militär eingreifen muß.
Autor Gabriel Chavallier setzt hier seiner Heimatstadt ein Denkmal und schildert die Ereignisse die nach dem Bau der Bedürfnisanstalt in Gang gesetzt werden, auf sehr humorvolle und launige Weise. Allerdings merkt man dem Buch an, dass es vor knapp 100 Jahren geschrieben wurde, denn der Autor hat zwar durchaus das Talent, seine Protagonisten und deren absonderliche Abenteuer auf recht vergnügliche Weise zu schildern, allerdings ergeht er sich auch recht oft in sehr langatmigen Beschreibungen und schweift auch gern mal ab. Zudem hat er eine Vorliebe für ellenlange Schachtelsätze, die es dem Leser oft schwer machen, am Ende des Satzes noch zu erkennen, worauf der Autor eigentlich hinaus wollte.
Nichts desto Trotz gewährt der Autor Einblicke in menschliche Eitelkeiten und Abgründe, offenbart nette und weniger sympathische Charakterzüge seiner Figuren und schildert das Kleinstadtleben mit all seinen Facetten auf deftig-amüsant-unterhaltsame Weise.
Seine Protagonisten erscheinen lebensnah und mit all ihren Ecken und Kanten sehr realistisch, ebenso glaubhaft sind die sich immer weiter hochschraubenden Ereignisse und die daraus resultierenden Befindlichkeiten der einzelnen Beteiligten. Hier kann man oft schmunzeln und sich gut unterhalten, auch wenn wie schon erwähnt der etwas antiquierte Schreibstil streckenweise etwas schwierig zu lesen ist.
FaziT: ein unterhaltsamer Schelmenroman und atmosphärisches Sittengemälde, das mit viel Liebe zum Detail das bewegte Kleinstadtleben des Örtchens Chlochemerle im französischen Burgund um 1924 schildert. Allerdings muß man hier doch seine Gedanken zusammenhalten, da der Autor eine recht weitschweifige Erzählweise und eine Vorliebe für lange, komplexe Schachtelsätze hat, die sich nicht so zum einfach weglesen eignet. Insgesamt aber eine herrliche Schilderung menschlicher Facetten.