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Die Kunst der Verschlüsselung. Geschichte - Geheimnisse - Tricks Navajo-Code? Caesar-Verschiebung? Schwarze Kammern? Lucifer-Verschlüsselung? Präparierte Eier? Nie gehört? Dann wird's Zeit, denn je häufiger unsere ganz privaten Daten in Computer-Netzen zirkulieren, desto erfindungsreicher werden die Menschen, um sie vor fremdem Zugriff zu schützen.
Aber nicht erst im Zeitalter des Internets liefern sich Code-Erfinder und Code-Knacker erbitterte Kämpfe. Schon in der Antike wollte man Botschaften geheim halten. Die Mittel waren technisch unkomplizierter, aber nicht weniger originell. Simon
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Produktbeschreibung
Die Kunst der Verschlüsselung. Geschichte - Geheimnisse - Tricks
Navajo-Code? Caesar-Verschiebung? Schwarze Kammern? Lucifer-Verschlüsselung? Präparierte Eier? Nie gehört? Dann wird's Zeit, denn je häufiger unsere ganz privaten Daten in Computer-Netzen zirkulieren, desto erfindungsreicher werden die Menschen, um sie vor fremdem Zugriff zu schützen.

Aber nicht erst im Zeitalter des Internets liefern sich Code-Erfinder und Code-Knacker erbitterte Kämpfe. Schon in der Antike wollte man Botschaften geheim halten. Die Mittel waren technisch unkomplizierter, aber nicht weniger originell. Simon Singh erzählt von der Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis heute, so dass man bei der Lektüre Lust bekommt, eigene verschlüsselte Botschaften zu schicken ...
Autorenporträt
Simon Singh ist Physiker, Wissenschaftsjournalist bei der BBC und Autor mehrerer Bestseller.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2002

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Zwei Bücher über geheime Botschaften und Verschlüsselungen

Viele Vorhängeschlösser sind so konstruiert, daß jeder sie verschließen kann. Öffnen kann sie aber nur, wer den Schlüssel besitzt. Es liegt also eine Asymmetrie vor. Zusperren kann jeder, aufsperren nur einer. Ähnlich ist es mit besonders wichtigen, geheimen E-Mails: Auch sie müssen verschlüsselt sein, nur der Empfänger soll sie lesen können. Dazu eignet sich ein asymmetrisches Verschlüsselungsverfahren. Der E-Mail-Empfänger veröffentlicht eine gewisse persönliche Zahl, beispielsweise 175 828 273. Damit verschlüsselt man die Nachricht. Entschlüsseln kann sie aber nur der Empfänger, weil er geheime Zusatzinformationen besitzt, die in die Konstruktion der Zahl eingegangen sind. Das Erstaunliche ist, daß es das tatsächlich gibt: ein mathematisches Vorhängeschloß, das jeder verschließen, aber nur einer öffnen kann. Wenn es einen Nobelpreis für Informatik gäbe, wäre er für diese Entdeckung fällig gewesen.

In dem wunderbaren Buch "Codes - Die Kunst der Verschlüsselung" von Simon Singh kann man unter anderem nachlesen, wie so etwas funktioniert, nämlich mit Primzahlen. Die Geschichte der geheimen Botschaften ist die Geschichte der Koevolution von Verschlüsselungsverfahren und von Methoden, diese zu knacken. Es begann mit (aus heutiger Sicht) kindischen Codes, bei denen nur Zeichen vertauscht wurden. So etwas haben wir als Kinder ja auch gemacht, aus "Regina" wurde "Isarog". Die Anzahl der Möglichkeiten, 26 Buchstaben zu vertauschen, ist astronomisch. Deswegen ist dieser Code aber noch lange nicht sicher. Im Deutschen ist das E der häufigste Buchstabe. Wenn in den verschlüsselten Texten das S diese Rolle spielt, dann steht vermutlich S für E. Mit ähnlichen Ansätzen kommt man meistens weiter.

Eine bedeutende Rolle hat in diesem Zusammenhang auch der Fortschritt der Technik gespielt. Es wurden immer kompliziertere Verschlüsselungsmaschinen gebaut. Im Zweiten Weltkrieg verwendeten die Deutschen die "Enigma", deren Nachrichten von den Polen und später den Briten entschlüsselt wurden. Heute steht auf jedem Schreibtisch ein PC. Damit lassen sich Algorithmen benutzen, die zu kompliziert für Papier und Bleistift oder auch für eine Zahnradmaschine wie die "Enigma" sind.

Singh schildert die prinzipielle Entwicklung der Kryptographie von Cäsar bis heute, eine Entwicklung voller dramatischer Geschichten. Er berichtet, wie Maria Stuart zum Tode verurteilt wurde, weil man die Kassiber lesen konnte, die sie aus dem Gefängnis schmuggeln ließ. Wir erfahren von einem Schatz im Wert von 20 Millionen Dollar, der vielleicht in Virginia vergraben ist. Wo genau, das steht in einem verschlüsselten Dokument, das bisher niemand entziffert hat. Jean-Françoise Champollion hat von 1822 an die alte ägyptische Schrift entschlüsselt. Im Zweiten Weltkrieg funkten die amerikanischen Truppen manchmal in der Sprache der Navajo-Indianer.

Singhs Buch richtet sich eher an Jugendliche als an Kinder. Und eine gewisse Neigung zu solchen Themen sollte auch vorhanden sein. Die einzige Konzession des Autors an das Alter seiner Leser ist, daß er sich auf ausgewählte Höhepunkte beschränkt. Er simplifiziert nicht. Wenn etwas kompliziert ist, nimmt er sich den Platz, um es verständlich zu erklären. Wenn wir ganz lieb zu den jungen Leuten sind und ihnen ein Eis spendieren, dann leihen sie uns das Buch vielleicht einmal. Es lohnt sich.

Eigentlich erwacht das Interesse an Geheimtinte, Geheimschriften und seltsam geformten Buchstaben aber schon bei den Jüngeren. Für sie hat Rudolf Kippenhahn das Buch "Streng geheim!" geschrieben (laut Verlag ab 11 Jahren). Hier geht es mehr um die Praxis. Eingebettet in eine idyllische Rahmenhandlung - die vier Enkel des Verfassers (Jahrgang 1926) verbringen ihre Ferien bei ihm -, wird genug Kryptographie und Verwandtes vermittelt, daß es für die Bedürfnisse der Zielgruppe mehr als ausreicht. Es gibt Übungsaufgaben, Ergänzungen (Was ist eine PIN?), Anekdoten (Ein Floh kommt mit der Post) und historische Exkurse (z. B. über Cäsar).

Insgesamt ist "Streng geheim!" ein schönes Produkt, aber auch sehr kommerziell. Im Gegensatz zu Singh, der einfach nur ein gutes, altmodisches Buch geschrieben hat, haben Kippenhahn und die Leute vom Verlag ein oligomediales Erlebnis konstruiert. Beteiligt waren unter anderem eine "Papieringenieurin" und eine Agentur für Kinderfotografie. Nun ja, wenn's der Wahrheitsfindung dient! Als "Schnippel-Gimmick" gibt es hier ein "superpraktisches und streng geheimes Verschlüsselungsset" mit der sicher nicht ungewollten Nebenwirkung, daß vermutlich jedes Kind sein eigenes Buch haben will. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt. Aber man sollte natürlich alles preisen, was Kind und Buch für ein paar Stunden zusammenbringt, und das tut "Streng geheim!" mit Sicherheit.

Allerdings muß man nicht alles glauben, nur weil Kippenhahn es mit beeindruckenden Zahlen behauptet: Daß man beim Zahlenlotto 10 068 347 520 Möglichkeiten hat, 6 von 49 Zahlen anzukreuzen, das kann ja wohl - zum Glück für die Lottospieler - nicht stimmen. Aber aus Fehlern lernt man ja manchmal mehr als aus Wahrheiten.

ERNST HORST

Simon Singh: "CODES - Die Kunst der Verschlüsselung". Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carl Hanser Verlag, München 2002. 304 S., geb., 15,90 [Euro]. Ab 12 J.

Rudolf Kippenhahn: "Streng geheim! - Wie man Botschaften verschlüsselt und Zahlencodes knackt". Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2002. 112 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 11 J.

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