Waffenschmuggel und Crystal Meth. Schlägereien und Mord. Die Männer verprügeln, betrügen und verkaufen ihre Frauen. Die Frauen vergelten ihnen das nicht selten mit einem Bauchschuß. Frank Bills Geschichten schöpfen aus dem Vollen eines Lebens in Extremen und entladen ihre Kraft mit der Wucht einer abgesägten Schrotflinte. Die Welt von Southern Indiana, die Frank Bill in diesem infernalischen Panorama zeichnet, ist weit weg von den Versprechen unendlicher Freiheit und Weite. Nichts ist hier heilig, nicht die Liebe, nicht einmal die Familie dient mehr als Bollwerk gegen die Zumutungen der Welt. Die Gewalt regiert in dieser einst glückverheißenden Landschaft. Und ein schlechtgelaunter Gott stellt ihre Bewohner täglich vor die Wahl zwischen Hölle und Hölle.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2013Blutsverbannt
Ohne Leiche bleibt fast keine Geschichte in diesem bleihaltigen Brutalitätenband, der im Original lakonisch "Crimes in Southern Indiana" heißt. Dem späten Debütanten Frank Bill gelingen ungnädige Erzählungen über Sucht, Rache, Missbrauch und die Verlorenheit von Veteranen mit nichts als Gewalt in den Körpern und den Köpfen. Die Figuren träumen zwar weiter von einem Leben nach alten Werten, wollen angeln, jagen und sich selbst versorgen, aber Bill beschreibt ein ländliches Indiana, das längst geprägt ist von Bandenkriminalität und familiärem Zerfall. "Es geht nicht nur ums Geld. Es geht um Blut", erklärt ein Drogenhändler bei einer Hinrichtung, und Blut fließt reichlich. Manche Sätze hätte man freilich außerhalb von postmodernen Genreparodien kaum mehr für möglich gehalten: "Und wenn es etwas gab, das J. W. Duke nicht tolerieren konnte, dann waren das Lügen." Doch wie Bills Gespür für markige Einstiege und sein knapper Stil zum Zug und zur Härte des Erzählens beitragen, so verknüpfen die wiederkehrenden Figuren und Orte seine düsteren Geschichten zum Flickenpanorama eines Landstrichs ohne Aussicht auf Erlösung. Die erste Story endet auf einem Friedhof; die letzte schließt mit einer Flucht im Chevy, dessen Fahrer in holprig übersetzten Worten weiß, "dass er nicht anhalten würde, bevor er nicht mehrere Staaten zwischen sich und die Verbrechen in Southern Indiana gelegt hatte". (Frank Bill: "Cold Hard Love". Stories. Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 268 S., br., 14,99 [Euro].) grae
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ohne Leiche bleibt fast keine Geschichte in diesem bleihaltigen Brutalitätenband, der im Original lakonisch "Crimes in Southern Indiana" heißt. Dem späten Debütanten Frank Bill gelingen ungnädige Erzählungen über Sucht, Rache, Missbrauch und die Verlorenheit von Veteranen mit nichts als Gewalt in den Körpern und den Köpfen. Die Figuren träumen zwar weiter von einem Leben nach alten Werten, wollen angeln, jagen und sich selbst versorgen, aber Bill beschreibt ein ländliches Indiana, das längst geprägt ist von Bandenkriminalität und familiärem Zerfall. "Es geht nicht nur ums Geld. Es geht um Blut", erklärt ein Drogenhändler bei einer Hinrichtung, und Blut fließt reichlich. Manche Sätze hätte man freilich außerhalb von postmodernen Genreparodien kaum mehr für möglich gehalten: "Und wenn es etwas gab, das J. W. Duke nicht tolerieren konnte, dann waren das Lügen." Doch wie Bills Gespür für markige Einstiege und sein knapper Stil zum Zug und zur Härte des Erzählens beitragen, so verknüpfen die wiederkehrenden Figuren und Orte seine düsteren Geschichten zum Flickenpanorama eines Landstrichs ohne Aussicht auf Erlösung. Die erste Story endet auf einem Friedhof; die letzte schließt mit einer Flucht im Chevy, dessen Fahrer in holprig übersetzten Worten weiß, "dass er nicht anhalten würde, bevor er nicht mehrere Staaten zwischen sich und die Verbrechen in Southern Indiana gelegt hatte". (Frank Bill: "Cold Hard Love". Stories. Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 268 S., br., 14,99 [Euro].) grae
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»Bills Geschichten sind ganz schön überzogen, aber auf eine gute Art. Er untermalt das Ganze mit einem Schuss schwarzen Humors, streut einen Hauch von Liebe und Zartgefühl ein, und er ist gut darin, die Spannung zu halten - bis man am Ende mit einem geschickten Dreh der Geschichte belohnt wird.«
The Seattle Times
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