Egal, ob Sie ein Kunstliebhaber oder sammler sind: Dieses Buch sollten Sie lesen. Wie ein Lehrbuch, das von den besten Experten der Welt zusammengstellt wurde, verrät Ihnen Collecting Contemporary alles, was Sie jemals über den zeitgenössischen Kunstmarkt wissen wollten. Die Einführung umfasst das ABC für den Kunstkauf auf dem Primär- und Sekundärmarkt, auf Auktionen und Messen und gibt einen Überblick über die aktuelle Kunstszene der Welt und ihre sozialen Kreise. Den Hauptteil bilden Interviews mit den wichtigsten Akteuren auf internationalem Parkett: mit Kritikern (Rimanelli), Händlern (Boesky, Deitch, Gagosian, Gladstone, Hetzler, Rosen, Shave), Beratern (Cortez, Fletcher, Heller, Segalot, Westreich), Sammlern (Brant, Broad, Joannou, Lambert, Lehmann, Miller, Pinault, Saatchi), Auktionshaus-Experten (Cappellazzo, de Pury, Meyer) und Museumskuratoren bzw. direktoren (Dennison, Eccles, Heiss, Peyton-Jones, Lowry). Termine über das Kunstjahr in aller Welt runden das Buch ab darunter die wichtigsten Auktionen des Jahres, Ausstellungen und Messen ebenso wie ein Glossar mit den Fachbegriffen, die jeder Akteur kennen sollte. Der Text ist mit Arbeiten der angesagtesten Künstler illustriert, darunter Matthew Barney, Jean-Michel Basquiat, Damien Hirst, Mike Kelley, Martin Kippenberger, Jeff Koons, Takashi Murakami, Richard Serra, Cindy Sherman, Andy Warhol und Lisa Yuskavage. Alles in allem ein perfektes und unverzichtbares Werk für Sammler und das alles zwischen zwei Buchdeckeln!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2006Hausaufgaben für zeitgemäße Sammler
Lieber Sammler, schreibe mir! Das hat Adam Lindemann jetzt getan, gewissermaßen das amüsante Buch zum Erfolgsfilm "Contemporary Art". Damit gar nicht erst Mißverständnisse entstehen, ist ein unhintergehbares Motto vorangestellt, zierlich geprägt vom bestkonservierten Hai im Formaldehydbecken der Szene selbst: "Die Kunst dreht sich ums Leben, der Kunstmarkt ums Geld." So spricht Damien Hirst - wer wollte widersprechen?
Ab der Einführung ins Thema dann spricht der passionierte Sammler Herr Lindemann, und zwar stets den geneigten Leser direkt an: "Also, wenn Sie etwas kaufen, dann kaufen Sie es, weil es Ihnen gefällt." Von hieraus wird es allerdings deutlich komplexer; Geld und eine neutrale Rauhfasertapete im Eigenheim sind keineswegs hinreichende Bedingungen für eine Existenz als Sammler. Von "Hausaufgaben" ist die Rede. Lindemanns Kompendium ist wirklich keine Fibel für Abc-Schützen, die gerade mal Barney, Kippenberger, Warhol buchstabieren können, und genau seine charmante, aber dezidierte Aufforderung zum Selbstdenken gibt diesem Buch seinen wahren Reiz.
Es folgen nämlich (Selbst-)Darstellungen der Spieler im globalen Match, die da heißen: der Künstler, der Galerist, der Kunstberater, der Sammler, der Auktionsexperte, die Museumsleute - unter dem hübschen Rubrum "Die sieben Protagonisten des Kunstmarkts". Wer dabei direkt an die Sieben Todsünden denkt, macht alles richtig. Und Lindemann hat es schlau angestellt, weil er Vertreter all dieser Gruppen in Interviews vorstellt, mit Ausnahme der Künstler. Mit ihnen muß der lernwillige designierte Sammler schon selbst reden; das ist so kompliziert wie (Stichwort Hausaufgaben!) unerläßlich. Daß in den vielen Abbildungen von Kunstwerken, selbstredend, ein den aktuellen Markt dominierendes Set von Künstlern mitgeliefert ist, wird dem mündigen Leser nicht entgehen. Und ebensowenig, daß die Auswahl derer, die ausführlich für ihre jeweiligen Interessen zu Wort kommen, nur eine subjektive des Verfassers sein kann.
Wenn Sie sich also fragen: "Warum ist dieser dabei, jener nicht?", dann sind Sie schon mittendrin im Spiel um das Geld und die Kunst. Und wenn Sie, schließlich, die gesamte Belegschaft versammelt sehen möchten, dann besuchen Sie eine der Zeitgenossenauktionen (solange sie noch glorreich sind). Da sind sie nämlich alle: die hehren Verfechter des Primärmarkts neben denjenigen, die den Sekundärmarkt in Schwung halten, und dazwischen die nimmermüden Sammler, die das ganz Neue suchen - einträchtig mit den Agenten, die jeden von den anderen vertreten könn(t)en, inklusive sich selbst oder ein nicht befreundetes Auktionshaus, das auch gern private Geschäfte abseits der Öffentlichkeit macht. Und nun raten Sie einmal, wer da alles so sein Lebensmittel Kunst einkauft, wenn es der direkte Unterbieter zuläßt?
rmg
Adam Lindemann: "Collecting Contemporary". Taschen Verlag, Köln 2006. 296 S., zahlr. Abb. [Euro] 24,99.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lieber Sammler, schreibe mir! Das hat Adam Lindemann jetzt getan, gewissermaßen das amüsante Buch zum Erfolgsfilm "Contemporary Art". Damit gar nicht erst Mißverständnisse entstehen, ist ein unhintergehbares Motto vorangestellt, zierlich geprägt vom bestkonservierten Hai im Formaldehydbecken der Szene selbst: "Die Kunst dreht sich ums Leben, der Kunstmarkt ums Geld." So spricht Damien Hirst - wer wollte widersprechen?
Ab der Einführung ins Thema dann spricht der passionierte Sammler Herr Lindemann, und zwar stets den geneigten Leser direkt an: "Also, wenn Sie etwas kaufen, dann kaufen Sie es, weil es Ihnen gefällt." Von hieraus wird es allerdings deutlich komplexer; Geld und eine neutrale Rauhfasertapete im Eigenheim sind keineswegs hinreichende Bedingungen für eine Existenz als Sammler. Von "Hausaufgaben" ist die Rede. Lindemanns Kompendium ist wirklich keine Fibel für Abc-Schützen, die gerade mal Barney, Kippenberger, Warhol buchstabieren können, und genau seine charmante, aber dezidierte Aufforderung zum Selbstdenken gibt diesem Buch seinen wahren Reiz.
Es folgen nämlich (Selbst-)Darstellungen der Spieler im globalen Match, die da heißen: der Künstler, der Galerist, der Kunstberater, der Sammler, der Auktionsexperte, die Museumsleute - unter dem hübschen Rubrum "Die sieben Protagonisten des Kunstmarkts". Wer dabei direkt an die Sieben Todsünden denkt, macht alles richtig. Und Lindemann hat es schlau angestellt, weil er Vertreter all dieser Gruppen in Interviews vorstellt, mit Ausnahme der Künstler. Mit ihnen muß der lernwillige designierte Sammler schon selbst reden; das ist so kompliziert wie (Stichwort Hausaufgaben!) unerläßlich. Daß in den vielen Abbildungen von Kunstwerken, selbstredend, ein den aktuellen Markt dominierendes Set von Künstlern mitgeliefert ist, wird dem mündigen Leser nicht entgehen. Und ebensowenig, daß die Auswahl derer, die ausführlich für ihre jeweiligen Interessen zu Wort kommen, nur eine subjektive des Verfassers sein kann.
Wenn Sie sich also fragen: "Warum ist dieser dabei, jener nicht?", dann sind Sie schon mittendrin im Spiel um das Geld und die Kunst. Und wenn Sie, schließlich, die gesamte Belegschaft versammelt sehen möchten, dann besuchen Sie eine der Zeitgenossenauktionen (solange sie noch glorreich sind). Da sind sie nämlich alle: die hehren Verfechter des Primärmarkts neben denjenigen, die den Sekundärmarkt in Schwung halten, und dazwischen die nimmermüden Sammler, die das ganz Neue suchen - einträchtig mit den Agenten, die jeden von den anderen vertreten könn(t)en, inklusive sich selbst oder ein nicht befreundetes Auktionshaus, das auch gern private Geschäfte abseits der Öffentlichkeit macht. Und nun raten Sie einmal, wer da alles so sein Lebensmittel Kunst einkauft, wenn es der direkte Unterbieter zuläßt?
rmg
Adam Lindemann: "Collecting Contemporary". Taschen Verlag, Köln 2006. 296 S., zahlr. Abb. [Euro] 24,99.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Adam Lindemanns Einführung in die (Markt-) Welt zeitgenössischer Kunst zeigt sich als knallharter "Egotrip de luxe" mit erotischem Einschlag, meint Gabriele Detterer, der man den Abscheu angesichts der ihrer Meinung nach arg vereinfachten Zugangsweise zu verschiedensten Kunstströmungen anmerkt. Lindemann selbst hat Aufsätze von den seiner Einschätzung nach wichtigsten Protagonisten der Kunstszene versammelt, die angehenden Sammlern Einblicke in künstlerische und wirtschaftliche Zusammenhänge bieten soll. Besonders aufgebracht hat die indignierte Rezensentin, dass der einzige Kunstkritiker, der in dem Band zu Wort kommt, seine gesamte Profession als obsolet erledigt, weil sie, wie er schreibt, zu wenig Geld bekommt. Das Glossar lässt sich Detterer angesichts der - wie sie findet - sträflich verknappten und verflachten Erklärungen heftig nach einem "konventionellen Lexikon" sehnen, das jenseits des Marktes einen Blick auf die Kunst zu werfen imstande ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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