When the hero, Walter Hartright, on a moonlit night in North London, encounters a solitary, terrified and beautiful woman dressed in white, he feels impelled to solve the mystery of her distress.
The intricate plot is peopled with a finely characterised cast, from the peevish invalid Mr Fairlie to the corpulent villain Count Fosco and the enigmatic woman herself.
The intricate plot is peopled with a finely characterised cast, from the peevish invalid Mr Fairlie to the corpulent villain Count Fosco and the enigmatic woman herself.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2009Silberzunges Volltreffer
Dass man Arno Schmidts Empfehlungen nicht immer mit Gewinn folgen wird, hat sich im Verlauf von gut sechzig Jahren erwiesen: Ob Lesezeit, die an Spindler und Oppermann, Schefer und Bulwer verwandt wird, wirklich gut investiert ist, mag zweifelhaft erscheinen. Und sieht man sich die Langzeitwirkung solcher Hinweise auf dem Buchmarkt an, so wird man feststellen, dass Schmidts Silberzunge zwar praktisch immer irgendetwas bewirkt hat, dass aber die von ihm Gepriesenen meist irgendwann wieder in der Versenkung verschwunden sind, in der sie zuvor jahrzehntelang geruht hatten. Mit einer Ausnahme: Schmidts Hymne auf Wilkie Collins hat den engen Freund und Mitarbeiter Charles Dickens' in Deutschland wieder dauerhaft auf dem Buchmarkt verankert, und das mit einer ganzen Reihe von Romanen: Sie heißen "Lucilla" (ein blindes Mädchen wird geheilt und wünscht sich ihre Blindheit zurück), "Der rote Schal" (ein Mann träumt von der Frau, die sein Verderben sein wird, und verliebt sich in sie) oder "Jezebels Tochter" (ein besonders reizvoller Frankfurt-Roman), jeder von ihnen ist so witzig wie überraschend, sprachlich ungewöhnlich ausgefeilt und immer mit jenem Gran Fremdheit gegenüber der Entstehungszeit, das notwendig zu einem die Zeiten überdauernden Werk gehört. Das rezeptionsgeschichtlich erste und größte unter ihnen aber ist der Roman "Die Frau in Weiß", der jetzt wieder neu als Taschenbuch erschienen ist, eigenhändig übersetzt von Schmidt. Er erzählt von der Liebe eines jungen Zeichenlehrers zu seiner Schülerin, die einen anderen heiraten soll und zum Opfer einer Verschwörung wird, und dass dieser Stoff Dutzendware ist, wusste Collins genau. Wie er aber daraus ein kompliziertes multiperspektivisches Gewebe schafft, in dem mal diese, mal jene Figur vom Fortgang berichtet, selbstverständlich unter Einschluss des genial großen Bösewichts und Strippenziehers, das macht ihm so leicht keiner nach. (Wilkie Collins: "Die Frau in Weiß". Aus dem Englischen von Arno Schmidt. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 880 S., br., 10,- [Euro].) spre
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass man Arno Schmidts Empfehlungen nicht immer mit Gewinn folgen wird, hat sich im Verlauf von gut sechzig Jahren erwiesen: Ob Lesezeit, die an Spindler und Oppermann, Schefer und Bulwer verwandt wird, wirklich gut investiert ist, mag zweifelhaft erscheinen. Und sieht man sich die Langzeitwirkung solcher Hinweise auf dem Buchmarkt an, so wird man feststellen, dass Schmidts Silberzunge zwar praktisch immer irgendetwas bewirkt hat, dass aber die von ihm Gepriesenen meist irgendwann wieder in der Versenkung verschwunden sind, in der sie zuvor jahrzehntelang geruht hatten. Mit einer Ausnahme: Schmidts Hymne auf Wilkie Collins hat den engen Freund und Mitarbeiter Charles Dickens' in Deutschland wieder dauerhaft auf dem Buchmarkt verankert, und das mit einer ganzen Reihe von Romanen: Sie heißen "Lucilla" (ein blindes Mädchen wird geheilt und wünscht sich ihre Blindheit zurück), "Der rote Schal" (ein Mann träumt von der Frau, die sein Verderben sein wird, und verliebt sich in sie) oder "Jezebels Tochter" (ein besonders reizvoller Frankfurt-Roman), jeder von ihnen ist so witzig wie überraschend, sprachlich ungewöhnlich ausgefeilt und immer mit jenem Gran Fremdheit gegenüber der Entstehungszeit, das notwendig zu einem die Zeiten überdauernden Werk gehört. Das rezeptionsgeschichtlich erste und größte unter ihnen aber ist der Roman "Die Frau in Weiß", der jetzt wieder neu als Taschenbuch erschienen ist, eigenhändig übersetzt von Schmidt. Er erzählt von der Liebe eines jungen Zeichenlehrers zu seiner Schülerin, die einen anderen heiraten soll und zum Opfer einer Verschwörung wird, und dass dieser Stoff Dutzendware ist, wusste Collins genau. Wie er aber daraus ein kompliziertes multiperspektivisches Gewebe schafft, in dem mal diese, mal jene Figur vom Fortgang berichtet, selbstverständlich unter Einschluss des genial großen Bösewichts und Strippenziehers, das macht ihm so leicht keiner nach. (Wilkie Collins: "Die Frau in Weiß". Aus dem Englischen von Arno Schmidt. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 880 S., br., 10,- [Euro].) spre
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